Essen. Die Hitze trifft nicht nur Menschen, sondern auch Weichen und Klimaanlagen: Bahnkunden klagen über stickige Züge, die zudem noch oft länger brauchen.
Die sommerliche Hitze hat den Bahnverkehr in Nordrhein-Westfalen am Donnerstag schwer durcheinander gebracht. Gegen Mittag brannte auf der Hauptstrecke zwischen Essen und Bochum die Böschung - Züge fielen aus oder mussten umgeleitet werden. Auch am Abend kam es dann wieder zu erheblichen Störungen wegen der Hitze.
Gegen 16 Uhr mussten in Duisburg und Dortmund dann auch noch zwei Züge der Regional-Express-Linie 1 geräumt werden - das teilte ein Bahn-Sprecher am Donnerstagabend mit. Der Grund: kollabierende Klima-Anlagen, Überhitzung in den Waggons. Aus demselben Grund mussten drei Intercitys auf dem Weg nach Hamburg in Köln und Dortmund aus dem Verkehr gezogen.
Außerdem machten verzogene Weichen der Bahn zu schaffen. "Weichenstörungen sind heute in ganz NRW ein Problem, das zu vielen Verspätungen führt", sagte der Bahn-Sprecher. Damit sei auch am Abend noch zu rechnen.
Bahn-Techniker müssen bei jeder Störungsmeldung ausrücken
Das Problem: Wenn Metall warm wird, dehnt es sich aus. Das gilt natürlich auch für Weichen, die den ganzen Tag der Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind. Einige Millimeter Abweichung von der Norm würden schon ausreichen, damit die Weiche eine Störung meldet, erklärte eine Sprecherin der Bahn. Dann müsse ein Techniker rausfahren und die Weiche überprüfen. Bis das geschehen sei, müsse die Strecke erst einmal gesperrt werden.
Doch nicht nur die Weichen leiden unter der Hitze, auch die Elektronik der Züge ist betroffen. Und natürlich die Klimaanlagen, die der Bahn schon in früheren Jahren viel Ärger bereitet hatten. Zwar betont das Unternehmen, dass es seit 2011 nur sehr wenig Ausfälle von Klimaanlagen sowohl im Fernverkehr als auch im Nahverkehr gebe, doch komplett aus der Welt ist das Problem offenbar nicht.
Bahn will bei Klimaanlagen-Ausfällen Kulanz zeigen
"Bei dauerhaft hohen Außentemperaturen" könne es "zum kurzfristigen Ausfall einzelner Klimaanlagen kommen", räumt die Bahn ein.Von den knapp 3400 Klimaanlagen, die allein in den Fernverkehrszügen im Einsatz sind, könnten im normalen Betrieb zwei bis drei Prozent temporär ausfallen, heißt es weiter. Die Bahn setze aber in jedem Fall alles daran, die Anlagen "schnellstmöglich wieder instandzusetzen".
Auf die heißen Tage habe sich die Bahn vorbereitet: Die Getränkevorräte an Bord seien aufgestockt worden, Reservezüge stünden zum kurzfristigen Einsatz bereit, falls ein Zug durch den Ausfall der Klimanlage ausfalle. Wenn dennoch Kunden in einem eigentlich klimatisierten Zug schwitzen, will die Bahn kulant sein: Die Servicemitarbeiter seien informiert und angewiesen, je nach Einzelfall eine "großzügige Kulanz" festzusetzen.
Nicht alle Nahverkehrszüge haben eine Klimaanlage
Der Ausfall der Klimaanlage - die Sorge ist in einigen Nahverkehrszügen unbegründet. Denn sie haben keine. Auf den Linen RE 4 (Dortmund - Aachen), RE 17 (Hagen - Warburg - Kassel), RB 32 (Bocholt - Wesel) und RB 37 (Duisburg Hbf - Duisburg-Entenfang) würden regulär Züge ohne Klimaanlage eingesetzt.
Sie sind aber die Ausnahme. Auf allen anderen von der DB Regio betriebenen Linien im Nahverkehr seien die Züge mit Klimaanlagen ausgestattet. Lediglich einzelne Züge, die zur Verstärkung des Angebots zum Einsatz kommen, seien unklimatisiert.
"Der Komfortanspruch der Kunden ist stark angestiegen", stellt die Bahn fest, eine Klimaanlage im Zug werde "quasi selbstverständlich erwartet."