Essen. “WDR Leaks“ veröffentlicht im sozialen Netzwerk Twitter Details zur Radioprogramm-Reform beim WDR. Den Gebührenzahler erwarte künftig “Einheitsbrei“.

"Sachdienliche Hinweise zur stillen Programmreform im Westdeutschen Rundfunk" kündigt der User, der sich hinter dem dem Twitter-Account "WDR Leaks" verbirgt, am Dienstag in seinem ersten Tweet an. Es folgen interne Details zur anstehenden Programm-Reform der öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt, die sich unter der seit Mai 2014 im Amt befindlichen Hörfunkdirektorin Valerie Weber einen Sparzwang auferlegt hat. Sogar Auszüge aus Dokumenten wie ein Leitfaden zur Qualitätskontrolle von Sendungen oder etwa die Neuausrichtung der Chefredaktion hat "WDR Leaks" veröffentlicht.

Hier machen sich ganz offenbar ein oder oder mehrere Insider Luft, die auch vor Namensnennungen von WDR-Mitarbeitern nicht zurückschrecken.

"WDR Leaks" wirft dem Sender die Vereinheitlichung der Nachrichtenformate vor und sieht die Hörer künftig einem "Einheitsbrei" auf allen Sendern (1Live, WDR 2, 3, 4 und 5) ausgesetzt. Ferner sorgten sich freie und feste Mitarbeiter, "dass der WDR alle Programme kaputt weichspült". Auch über Personalkürzungen und Schichtenabbau in den Redaktionen und den damit verbundenen Qualitätsverlust wird offen berichtet und geurteilt: Die Gewerkschaft Verdi möge sich doch bitte einschalten.

WDR-Hörfunkdirektorin Weber "besonders enttäuscht"

Weber nahm am Mittwochnachmittag Stellung zu den Vorkommnissen, die 49-Jährige sieht die Kommunikationskultur in Ihrem Hause stark beschädigt. "Es enttäuscht mich besonders, dass solche kreativen Prozesse in dieser filigranen Phase des Entstehens - wenn noch gar nichts entschieden ist - nach außen getragen werden", sagt sie, "und als Chef überlegen Sie dann auch, ob Sie sich - bei allem Teamspirit - künftig noch mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern beraten können, wenn einzelne von ihnen WDR-Interna nach außen 'posten'."

"WDR Leaks" kritisiert weiter: Das redaktionelle "Vier-Augen-Prinzip" zum Zweck der gegenseitige Kontrolle würde aufgegeben, das Ende des Spätdienstes bestreite demnächst ein einzelner Redakteur statt wie bisher zwei. Schon Ende 2013, als bekannt wurde, dass Weber Wolfgang Schmitz beerben würde, warnte WAZ-Redakteur Jürgen Overkott vor "Dudelfunk" für Gebührenzahler. Valerie Weber räumte im März dieses Jahres in einem Interview mit dem "Kölner Stadtanzeiger" ein, dass der Millionen-Sparkurs "richtig wehtun" würde.