An Rhein und Ruhr. . Cannabis-Delikte beschäftigen die Polizei enorm. Das zeigt ein neues Lagebild des Landeskriminalamtes. Gewerkschaft warnt vor einer Verharmlosung der Droge
Tatort Schulhof: Die Zahl der Rauschgiftdelikte an nordrhein-westfälischen Schulen ist im vergangenen Jahr um 12,9 % auf 938 gestiegen. „Cannabis ist die mit Abstand beliebteste Droge unter jungen Leuten“, notiert das neue, vom Landeskriminalamt (LKA) erstellte Lagebild „Rauschkriminalität“. Überhaupt dominiert Cannabis den neuen LKA-Bericht. Im vierten Jahr in Folge ist die Zahl konsumnaher Delikte hier gestiegen. Mittlerweile machen Cannabis-Fälle 45 % der in der landesweiten Polizeistatistik erfassten Rauschgiftkriminalität aus.
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) führt diesen Anstieg mit auf die allgemeine Diskussion über eine mögliche Legalisierung dieser sogenannten weichen Droge zurück. Sie habe in weiten Teilen der Bevölkerung das Gefühl erzeugt, dass Cannabis irgendwie nicht so schlimm sei. GdP-Landeschef Adi Plickert hält eine Legalisierung jedoch für den falschen Weg: „Cannabis ist eine Einstiegsdroge“, sagte Plickert der NRZ. Das Verbot müsse weiter Bestand haben. Zugleich gelte es aber, die Arbeit von Polizei und Gesundheitspolitik stärker zu verzahnen.
Nur wenige Dutzend Fälle von „Crystal Meth“
Cannabiskonsumenten landeten häufig später bei härteren Rauschgiften, so Gewerkschafter Plickert weiter. Er verwies darauf, dass die Zahl erstauffälliger Konsumenten harter Drogen im vergangenen Jahr in NRW deutlich gestiegen ist. Eltern dürften Cannabis mit Blick auf die psychische Entwicklung ihrer Kinder nicht unterschätzen. Zudem sei der Wirkstoffgehalt heute deutlich höher als früher.
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Die vielen Cannabis-Fälle sorgen dafür, dass die Zahlen zur Rauschgift-Kriminalität insgesamt wieder gestiegen sind – das neue Lagebild des LKA weist den dritthöchsten Stand der letzten Jahre aus. Bei anderen Rauschgiften, Heroin oder Kokain etwa, sinken die Fallzahlen. Selbst bei Amphetaminen gab es im vergangenen Jahr einen Rückgang. Rauschgiftkriminalität gilt aber dabei als klassische „Kontrollkriminalität“: Je aktiver die Polizei ist, desto höher sind die Zahlen in der Statistik.
Im Bereich der Amphetamine hat das NRW-Zahlenwerk erstmals auch „Crystal Meth“ gesondert erfasst – eine aufputschende, künstliche Droge, die den menschlichen Körper in kürzester Zeit zu zerstören vermag. Lediglich 69 Crystal-Fälle weist die Statistik für NRW aus, darunter einen Fall von „Schmuggel in nicht geringer Menge“ – der Zoll am Flughafen Köln/Bonn hatte ein Kilo der gefährlichen Droge im Transitbereich entdeckt. Ganz allgemein gehen die Experten vom LKA, aber auch die Gewerkschaft davon aus, dass der Handel mit Drogen über das Internet in nächster Zeit noch zunimmt. Die Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität wird das weiter erschweren.
Einen eigenen Abschnitt widmet das Lagebild dem Thema „Drogen im Straßenverkehr“: Während die Zahl der Unfälle unter Alkohol-Einwirkung zuletzt spürbar zurückging, stieg die Zahl der Unfälle unter Einwirkung anderer Drogen deutlich auf 1088 Fälle (+6,56 %). Neben Amphetaminen und Ecstasy spielt vor allem Cannabis eine Rolle. Bei Neun dieser Verkehrsunfälle wurden Menschen getötet, bei 116 gab es Schwerverletzte.