An Rhein und Ruhr. . Die Arbeitsagentur entwickelt Strukturen, um Flüchtlinge in Arbeit zu bringen. Erfahrungen in einem Modellprojekt sind „ermutigend“. Erste Vermittlungen
Seit einiger Zeit bemüht sich die Arbeitsagentur in Nordrhein-Westfalen zunehmend darum, wie man Flüchtlinge in Arbeit bringen kann. „Die Erfahrungen sind ermutigend, sie zeigen uns aber auch, wo mögliche Probleme liegen und wie wichtig lokale Netzwerke sind“, berichtete eine Sprecherin auf NRZ-Nachfrage. In Köln etwa sind bereits Tischler, Elektrotechniker und zahnmedizinische Assistenzen an Arbeitgeber vermittelt worden. Für die Arbeitsagentur geht es vor allem darum, Strukturen für solche Vermittlungen zu entwickeln.
Im vergangenen Jahr war die gesetzliche Wartefrist zur Arbeitsaufnahme durch Asylbewerber auf drei Monate verkürzt worden. Köln hatte sich als zunächst einzige NRW-Agentur an einem bundesweiten Modellprojekt beteiligt, bei dem Arbeitsvermittler gezielt auf Flüchtlinge mit hoher Bleibewahrscheinlichkeit zugehen (auch Unterkünfte besuchen). Individuell wird eine Perspektive entwickelt. Sprachbarrieren müssen abgebaut, die Anerkennung von Abschlüssen aus Heimatländern muss auf den Weg gebracht werden, häufig sind Qualifikationen nötig.
Neue Vermittler auch in Düsseldorf und Duisburg
In Köln kümmern sich mittlerweile zwei dieser „Talentscouts“ um rund 100 Teilnehmer. Vor wenigen Wochen wurde das Projekt auf die Agenturen Ahlen/Münster, Dortmund und Detmold ausgeweitet. Zudem stellen 17 weitere Agenturen (u. a. Duisburg und Düsseldorf) aktuell insgesamt 32 weitere kulturell und sprachlich besonders versierte Vermittler ein. Basierend auf den Erfahrungen aus dem mit dem Bundesamt für Migration entwickelten Projekt sollen die Vermittler intensiv mit örtlichen Bleiberechtsinitiativen zusammenarbeiten. Sie sind – wie das Bundesamt – wichtige Partner, wenn es um die Suche nach geeigneten Klienten geht, aber auch bei weiterer Betreuung. Viele Flüchtlinge haben in ihrer Heimat Schlimmes erlebt, sorgen sich um zurückgebliebene Angehörige. Die Arbeitsagentur stößt hier, bei dem was sie leisten kann und darf, an Grenzen.
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Bemerkenswert: „Arbeitgeber stehen dem Modellprojekt offen gegenüber“, berichtet die Sprecherin der NRW-Agentur. Aus sozialer Verantwortung bemühten sich Firmenchefs und vorgesetzte Mitarbeiter, dass sie Flüchtlinge in ihre Betriebe aufnehmen. Das ist nicht immer einfach. Nicht selten ist Flexibilität von allen Seiten gefordert – kommt dann aber auch. Im Agenturbezirk Detmold etwa hat sich ein Chefkoch bereit erklärt, mit seinem neuen Praktikanten nach Bildern zu kochen, solange es mit der Sprache noch hapert.
„Arbeitsanbahnungen“ - wie es vorsichtig heißt- gibt es auch in den anderen neuen Projektbezirken. Im Münsterland etwa hat man einen „Steinefasser“ aus Armenien und einen Goldschmied zusammengebracht. Einen „Steinefasser“? Das ist jemand, der Steine in Schmuck fasst. Wie es heißt, war der Goldschmied lange auf der Suche nach so einem Mitarbeiter. Auch für ein Ledernäher-Ehepaar aus der Mongolei sehen die Experten gute Chancen.
Bei der Arbeitsagentur hat man gelernt, in kleinen Schritten zu denken. Die sich auch in NRW auftuende Fachkräfte-Lücke werde man ohne Zuwanderung nicht schließen können. „Da ist echtes Potenzial“, sagt die NRW-Agentur-Sprecherin über die „Neukunden“.
Und nicht nur Potenzial: Auch die Bereitschaft eine Arbeit aufzunehmen und sich dafür zu qualifizieren, ist offenkundig da. Noch ein Beispiel aus Detmold: Ein Glasmaler, der in einem Kurs vier Monate schon viel Deutsch gelernt hat, lernt jetzt ganz allein weiter – per E-Learning.