Aline Westphal aus der Christian-Wulff-Stadt Großburgwedel ist für die deutsche Luftgitarrenszene in etwa das, was Boris Becker fürs Tennis oder Michael Schumacher für die Formel 1 ist: Die damals 23-Jährige holte 2011 den Weltmeistertitel erstmals nach Deutschland. Zudem beschäftigte sie sich während ihres Studiums an der Universität Hildesheim mit Werden und Wirken des imaginären Gitarrenspiels, förderte ein fast unbekanntes Filmchen hervor, das ein erstes zaghaftes Luftgitarrenspiel bereits ins Jahr 1957 zu datieren half.

Luftgitarrenspiel, so die heutige Kommunikations- und Musiktheorie, entstand im Rahmen größerer Rockkonzerte als Imitation und Partizipation mit den verehrten Gitarrengöttern auf der Bühne, mit denen man sich auf diese Weise emotional vereinigt.

Dem Rockstar ähnlich fühlen sich die Teilnehmer alljährlich bei der WM, wo sich nach einem Zwischentief in diesem Jahr Luftgitarristen aus 16 Ländern zwischen Indien und den USA vor Tausenden jubelnder Fans duellieren werden.

Die WM findet immer in Finnland, in Oulu am Polarkreis, statt. Dass eine Nation, die neben Tango und Sauna auch Karaoke und Heavy Metal zum nationalen Kulturgut zählt, neben nachgeahmtem Gesang nachgeahmtes Gitarrenspiel pflegt, klingt logisch.