Haltern am See. . Haltern trauert: Zahlreiche Menschen haben am Mittwoch bei einem öffentlichen Gedenkgottesdienst der Opfer des Germanwings-Absturzes gedacht.

Über den Marktplatz vor der St.-Sixtus-Kirche in Haltern am See peitscht ein kalter Wind. Gleißendes Sonnenlicht spiegelt sich in dem vom Regen nassen Platz. So viele Menschen sind am Mittwoch zum Trauergottesdienst für die Opfer des Flugzeugabsturzes in den französischen Alpen gekommen, dass die Kirche nicht alle aufnehmen kann. So stehen zahlreiche Trauernde in der Kälte und im Nieselregen, klappen ihre Kragen hoch, spannen ihre Schirme auf, trotzen dem Aprilwetter selbst als Sturmböen und Graupelschauer über den Platz fegen. Vor den Toren der Kirche stehen Lautsprecher, auch hier draußen können die Halterner und Zugereisten Anteil nehmen. Schwarze Ballons schaukeln im Wind.

Als die Maschine der Fluggesellschaft Germanwings vergangene Woche in den Bergen Südfrankreichs zerschellte, starben auch 16 Schüler und zwei Lehrerinnen des Halterner Gymnasiums. Ein Verlust, den die Stadt nun zu verarbeiten sucht. "Jeder in der Stadt kennt jemanden, der betroffen ist", sagt Martin Ahls, Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde, in seinem Redebeitrag. Bundespräsident Joachim Gauck bekundete bereits am Freitag seine Anteilnahme in einem Gottesdienst mit Angehörigen, Schülern und Lehrern in Haltern. An diesem Mittwochnachmittag aber ist der ökumenische Gottesdienst öffentlich.

Die Stadt hat gerade erst begonnen, das Geschehene zu verarbeiten

Hunderte Menschen sind es, die sich zur Gedenkstunde eingefunden haben. Hunderte in der Kirche, Hunderte davor. Bürgermeister Bodo Klimpel verliest die Namen der Verstorbenen. Johann Sebastian Bachs Air aus der 3. Orchestersuite schallt durch die Innenstadt. Sichtlich betroffen und schluchzend tragen Schüler Einträge aus den Kondolenzbüchern vor. Zahlreiche Trauerbekundungen in vielen Sprachen haben online die Stadt aus der ganzen Welt erreicht. Die Stadt hat gerade erst begonnen, die Geschehnisse zu verarbeiten.

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"Manchmal möchte man einfach nur die Ohren zuhalten und die Augen verschließen, damit endlich Ruhe ist", sagt Pfarrer Ahls zur nicht enden wollenden Informationsflut über das Unglück und die sich daraus ergebenen Diskussionen. Die Betroffene seien vielen Detailkenntnissen ausgeliefert, die sie kaum bewältigen könnten.

Als der Gottesdienst in Haltern endet, endet auch der letzte Schauer, die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Viele der Umstehenden bleiben noch, Stille liegt weiterhin über dem Platz. Dann steigen schwarze Ballons in den nun wieder blauen Himmel. (dpa)