Essen. .
Nach dem Urteil wartet Dorothee Achenbach, bis die Fotografen ihren Ehemann am Montag ein letztes Mal im Saal abgelichtet haben. Dann hat die 51-Jährige Gelegenheit, sich von ihrem Mann zu verabschieden. „Gerechtigkeit“ hatte sie sich vom Urteil versprochen. Ob ihre Erwartung erfüllt wurde? Zu sechs Jahren Gefängnis hat das Landgericht Essen den prominenten Düsseldorfer Kunstberater kurz zuvor verurteilt. Als Millionen schweren Betrüger sieht es den 62-Jährigen, der das Vertrauen wohlhabender Menschen schamlos ausgenutzt hat.
Das Urteil ist der vorläufige Schlusspunkt des abrupten Absturzes Achenbachs. Er gehörte zur Welt der Reichen und der Schönen, lieh ihr sein Wissen um die Bedeutung von Kunstwerken. Das Urteil dokumentiert den tiefen Fall des gelernten Sozialpädagogen, der zuletzt sogar das WM-Quartier der deutschen Fußballnationalmannschaft in Brasilien mit Kunstwerken ausgestattet hatte und nach dem Rückflug im Juni verhaftet wurde. Seitdem sitzt er in U-Haft und bleibt dort weiterhin.
Achenbachs Hauptopfer war aus der Sicht des Gerichtes der Essener Geschäftsmann Berthold Albrecht, Teil-Erbe des Aldi-Konzerns. Weil der mittlerweile verstorbene Milliardär sein Geld in Kunst und Oldtimern anlegen wollte, bat er seinen Freund Helge Achenbach um die Vermittlung entsprechender Objekte zum Einkaufspreis. Dafür durfte der Düsseldorfer eine Provision in Höhe von drei bis fünf Prozent kassieren.
Um seinen Gewinn ohne Wissen Albrechts zu erhöhen, fälschte Achenbach die Einkaufsrechnungen. Hidding hob einen verjährten Fall beispielhaft hervor. Achenbach kaufte einen Kokoschka für 950 000 US-Dollar, umgerechnet rund 750 000 Euro. Dann fälschte er auf der Kopie das Dollar-Zeichen der Einkaufsrechnung in ein Euro-Zeichen. Hidding: „So erhöhte er heimlich seinen Gewinn um 200 000 Euro. Das war der Schaden für Herrn Albrecht.“
„Alles ist zusammengebrochen“
Dem Angeklagten gestand das Gericht zu, dass er mittlerweile reumütig sei und einige Taten gestanden hatte. Ein Motiv sei offenbar in seinem Gastronomie-Engagement zu sehen, das ihm ein jährliches Minus in Millionenhöhe eingehandelt hätte. Die persönlichen Konsequenzen Achenbachs nannte Hidding auch: „Er ist ruiniert, alles ist zusammengebrochen.“
Strafschärfend hielt das Gericht dem 62-Jährigen vor, dass er das Vertrauen seines Freundes ausgenutzt habe: „Er hat seinen Freund Albrecht über Jahre hintergangen, auch als dieser dem Tod bereits nahe war.“ Außerdem habe Achenbach andere in seine Straftaten hineingezogen. Von dieser Einschätzung profitierte der mitangeklagte Kölner Kunsthistoriker Stefan H. (50), der an einer Tat beteiligt war und zu einem Jahr und drei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt wurde.