Essen. 367 Unfälle hat die Polizei auf den glatten Straßen in NRW bis Sonntagfrüh registriert. Ein Mensch starb, 38 weitere wurden verletzt, der Schaden wird auf 1,1 Millionen geschätzt.

Auf vereisten und schneeglatten Straßen hat es in Nordrhein-Westfalen 367 Mal gekracht. Dabei wurden in der Zeit von Samstagmorgen bis Sonntagfrüh 38 Menschen verletzt, wie das Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste mitteilte. Ein junger Mann erlag am Vormittag seinen Verletzungen. Der Sachschaden beträgt nach ersten Schätzungen rund 1,1 Millionen Euro.

Am Sonntagnachmittag kam es bei nachlassender Sonnenkraft zu weiteren Glätteunfällen durch überfrierende Nässe auf der A 1 bei Burscheid und einer Bundesstraße im Hochsauerland. Dabei wurden zwölf Menschen verletzt, darunter zwei Ausflüglerfamilien im Hochsauerland. Bei zwei weiteren Unfälle vermutlich ohne Eisglätte kam auf der Sauerlandlinie auf dem Seitenstreifen eine Frau ums Leben; auf der A 2 in Ostwestfalen überschlug sich ein Van mit sieben Insassen, die alle schwer verletzt wurden.

Am stärksten betroffen waren das Rheinland und das Bergische Land. In Neuss fuhr eine Regiobahn gegen einen umgestürzten Baum. Hierbei wurde niemand verletzt. Es entstand jedoch Schaden in Höhe von 50.000 Euro. In Nordrhein-Westfalen wurde aus dem ersehnten Weiß meist rasch gräulicher Matsch, vor allem um Düsseldorf, Köln und Dortmund gab es Dutzende Unfälle auf glatten Straßen.

Ein Düsseldorfer ist am Sonntagmorgen bei einem Unfall so schwer verletzt worden, dass er wenige Stunden später im Krankenhaus starb. Der 23-Jährige war nach Angaben der Polizei gegen 6 Uhr mit seinem Mini in Monheim auf der Straße Urdenbacher Weg unterwegs, als er in einer Kurve von der Straße abkam und frontal gegen einen Baum prallte. Die Straße sei glatt gewesen, berichtete ein Sprecher der Polizei, sie wurde für die Unfallaufnahme bis etwa 8.30 Uhr komplett gesperrt.

Viele Unfälle in Bochum - die meisten mit Blechschaden

14 Unfälle mit Blechschäden hat die Polizei Duisburg registriert: "Ansonsten sind wir glimpflich weggekommen", so ein Sprecher. Auch in Essen war die Lage sehr ruhig: "Wir hatten sieben Unfälle, bei denen Glätte eine Rolle gespielt hat", berichtete ein Sprecher; bei allen entstand lediglich Sachschaden, niemand wurde verletzt. Auch die Polizei Dortmund hat in der Stadt nur einige Unfälle mit Blechschäden bearbeiten müssen - "nichts Dramatisches", betonte ein Sprecher.

Die Polizei Bochum ist bis Sonntagfrüh zu 22 witterungsbedingten Unfällen gerufen worden. Insgesamt seien drei Menschen verletzt worden, meldete ein Sprecher.

Fünf Verletzte bei drei Unfällen im Kreis Wesel

Die Polizei Wesel meldet 50 witterungsbedingte Einsätze im Kreis Wesel von Samstagfrüh bis Sonntagmorgen. Bei drei Verkehrsunfällen auf Glatteis seien fünf Menschen leicht verletzt worden, meldete ein Polizeisprecher, bei sieben weiteren Unfällen kam es nur zu Blechschäden. Elf Mal seien Einsatzkräfte zu Gefahrenstellen wie durch Schnee und Eis umgestürzte Bäume oder Telefonmasten gerufen worden, berichtete der Sprecher.

Während des zeitweise heftigen Schneefalls sind im ganzen Kreis Wesel viele Ampeln an Kreuzungen ausgefallen. Die Schneelast habe auch zu Funktionsstörungen von Schrankenanlagen an mehreren Bahnübergängen geführt, so der Sprecher: "Der Verkehrsfluss wurde in den innerstädtischen Bereichen in den Vormittagsstunden erheblich beeinträchtigt."

Fahranfängerin bei Unfall schwer verletzt

Winterliche Verhältnisse auf den Straßen haben im Hochsauerlandkreis zu zwei Unfällen geführt. Ein 22-jähriger Mann aus Harsewinkel rutschte auf schneeglatter Fahrbahn mit seinem Pkw in einer Kurve gegen das Auto einer Frau aus Bromskirchen. Die 62-Jährige wurde leicht verletzt. Einen Frontalzusammenstoß gab es auf der Bundesstraße 236 zwischen Bromskirchen und Hallenberg. Ein Mann aus Wiesbaden war mit seinem Auto auf schneeglatter Fahrbahn kurz vor Hallenberg in den Gegenverkehr gerutscht. Dort rauschte er in ein Auto aus Köln. Die Beifahrerinnen beider Pkw wurden leicht verletzt und mussten ambulant im Krankenhaus behandelt werden.

Im Siegerland prallte eine 19-jährige Fahranfängerin auf der Landstraße 531 mit ihrem Pkw gegen einen Baum. Ein Rettungswagen brachte sie schwer verletzt ins Krankenhaus. Aus dem Kreis Olpe und dem Kreis Soest sind keine Unfälle aufgrund der winterlichen Witterung gemeldet worden.

Traumhafter Wintertag erwartet die Menschen im Sauerland

Schnee bedeckte Wiesen und Häuser, Temperaturen deutlich unter dem Gefrierpunkt, gepaart mit strahlendem Sonnenschein - ein traumhafter Wintertag erwartete am Sonntag die Menschen im Sauerland. Auch wenn die vorhandene Schneedecke aller Voraussicht nach nicht weiter wachsen wird. Für die ganz kleinen Wintersportfreunde reicht es selbst in den Tiefen des Sauerlandes allemal.

Noch besser sind die Bedingungen natürlich im Hochsauerlandkreis. In der Wintersportarena Sauerland laufen seit 10 Uhr morgens an die 50 Lifte bei einer Schneedecke von 20 bis 50 Zentimetern. Es ist der erste große Wintersporttag im HSK in der Saison 2014/2015. Lust auf eine spontane Tour ins Sauerland? Hier gibt es die Infos, wo die Skilifte laufen und wie dick die Schneedecke ist: http://www.wintersport-arena.de/de/wsa/skigebiete

Der Wintereinbruch freut natürlich besonders die vielen Touristen im Sauerland. Schließlich ist zum Beispiel die Region rund um Winterberg in der Silvester-Woche so gut wie ausgebucht. Hotels und Pensionen haben nur vereinzelt Zimmer frei. Keine Chance gibt es für (kleinere) Gruppen, die zum Beispiel eine Ferienhütte suchen. „Da ist nichts mehr möglich“, sagt Anna Galon von der Agentur Sauerland-Tourismus in Schmallenberg.

Der Wintereinbruch ist im Kreis Soest überhaupt kein Thema. Bis auf ein paar vereinzelte Schneeflocken ist in der Börde nichts zu sehen – obwohl keine Wolken am Himmel stehen.

Schnee und Eis stören Betriebsablauf am Frankfurter Flughafen

Wegen des Wintereinbruchs ist der Betriebsablauf am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main gestört. Von den für Sonntag 939 geplanten Flügen seien 20 annulliert worden, berichtete der Flughafenbetreiber Fraport. Zudem komme es zu Verspätungen von durchschnittlich 30 Minuten je Maschine. "Wenn es keine weiteren Schneefälle gibt, wird sich die Lage spürbar entspannen. Es wird schon ruhiger", sagte ein Flughafensprecher.

Zu Verzögerungen kam es den Angaben zufolge, weil die Start- und Landebahnen geräumt werden musste und die Flugzeuge enteist werden müssen. Der Flughafen empfahl Passagieren, sich vor Reisebeginn zu informieren und genug Zeit für die Anreise zum Airport einzuplanen.

Schneechaos in den Alpen - 15.000 übernachten in Notunterkünften

Etwa 15 000 Reisende haben in Frankreich wegen verschneiter Straßen die Nacht zu Sonntag in Notunterkünften verbracht. Der heftige Wintereinbruch traf am Wochenende vor allem Regionen im Osten des Landes. In den Alpengebieten der Savoyen kamen nach Angaben der Präfektur etwa 15.000 Fahrzeuge nicht mehr vom Fleck. Betroffen waren viele Urlauber und Wochenendausflügler.

In zahlreichen Gemeinden wie Albertville, Chambéry, Moutiers oder Aix-les-Bains wurden Notunterkünfte eingerichtet. Unklar blieb zunächst, wie viele Reisende die eisige Nacht in ihren Fahrzeugen verbrachten.

Innenminister Bernard Cazeneuve hatte am Samstag zu größter Vorsicht aufgerufen und an Autofahrer appelliert, geplante Reisen in die Schneeregion nach Möglichkeit zu verschieben. Menschen, die sich bereits in die Alpen unterwegs waren, wurden aufgefordert, so früh wie möglich anzuhalten und eine Übernachtungsmöglichkeit zu suchen.

Im Westen des Landes gab es heftige Stürme. Der Hafen von Calais musste am Samstag für einige Stunden den Schiffsbetrieb einstellen. Bei Böen im Ärmelkanal mit Geschwindigkeiten von bis zu 160 Kilometer pro Stunde wurde der Fährverkehr nach Großbritannien vorübergehend eingestellt. (moi/-art/mit dpa)