Berlin. Während die Lebenserwartung in vielen Ländern zurückgeht, steigt sie in Norwegen weiter an. Eine neue Studie zeigt, woran das liegt.

In vielen europäischen Ländern stagniert seit einigen Jahren die Lebenserwartung oder geht sogar zurück. Die Hauptursache: steigende Todeszahlen durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Die Corona-Pandemie verstärkte diesen Trend zusätzlich. Doch es gibt Ausnahmen, wie eine aktuelle Studie publiziert im Fachmagazin „Lancet Public Health“ nun zeigt.

Wissenschaftler untersuchten dabei die Entwicklung der Lebenserwartung in den Ländern der Europäischen Wirtschaftszone (EEA) sowie Großbritanniens zwischen 1990 und 2021. Während die Lebenserwartung zwischen 1990 und 2011 jährlich um durchschnittlich 0,23 Jahre stieg, verlangsamte sich der Anstieg ab 2011 auf nur noch 0,15 Jahre pro Jahr. In der Pandemiephase von 2019 bis 2021 sank sie in fast allen Ländern – mit Ausnahme von Norwegen, Island, Schweden, Dänemark, Irland und Belgien, wo der Rückgang minimal oder nicht vorhanden war. Besonders beeindruckend: In Norwegen stieg die Lebenserwartung weiterhin an, selbst während der Pandemie. Im Gegensatz dazu verzeichneten Länder wie Griechenland und England die stärksten Verluste in Europa.

Die Hauptgründe für die sinkende Lebenserwartung sind laut der Untersuchung zunehmende Risikofaktoren wie ein hoher BMI, schlechte Ernährung und ein hoher Blutdruck sowie Rauchen und eine geringe körperliche Aktivität. Diese Faktoren erhöhen die Wahrscheinlichkeit für schwere Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme und Krebs. Doch was macht Norwegen hier anders?

Höchste Lebenserwartung Europas: Das macht Norwegen anders

Viele Länder setzen Maßnahmen erst dann um, wenn Krankheiten bereits ausgebrochen sind. Norwegen hingegen legt großen Wert auf Prävention, wie es in der Studie heißt. Regelmäßige Gesundheitschecks, frühzeitige Diagnosen und groß angelegte Vorsorgeprogramme verhindern, dass Erkrankungen entstehen oder sich verschlimmern. Mit diesen Maßnahmen geht Norwegen außerdem entschlossen gegen die Hauptursachen für einen Rückgang der Lebenserwartung vor:

  • Rauchprävention: Hohe Tabaksteuern, strikte Rauchverbote und intensive Aufklärungskampagnen haben die Raucherquote drastisch gesenkt.
  • Gesunde Ernährung: Zucker- und Fettsteuern lenken das Konsumverhalten in eine gesündere Richtung. Zudem fördern staatliche Kampagnen eine ausgewogene Ernährung.
  • Bewegungsförderung: Städte und Arbeitsmodelle sind darauf ausgerichtet, Bewegung in den Alltag zu integrieren – etwa durch eine fahrradfreundliche Infrastruktur und flexible Arbeitszeiten.

Norwegen verfügt dabei über ein gut ausgebautes, für alle zugängliches Gesundheitssystem. Besonders in der Krebsvorsorge und der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen setzt das Land auf hohe Standards. Zudem investiert Norwegen gezielt in Forschung und Innovation, um medizinische Fortschritte schnell für die Bevölkerung nutzbar zu machen.