Berlin. Husten, Schnupfen, Fieber: Ist das Corona oder vielleicht doch eine Grippe? Kombi-Schnelltests sollen helfen, aber es gibt Unsicherheiten.

Eine Grippewelle hat Deutschland fest im Griff: Derzeit sind rund acht Millionen Menschen an einer akuten Atemwegserkrankung erkrankt, meist handelt es sich um Grippe (Influenza). In der ersten Phase der Welle waren vor allem Kinder bis 14 Jahre betroffen, aktuell steigen die Infektionszahlen in allen Altersgruppen – und in allen Bundesländern. Besorgniserregend ist die hohe Zahl schwerer Verläufe, die eine stationäre Behandlung erforderlich machen. Sie ist aktuell dreimal so hoch wie in den Vorjahren.

Den hohen Krankenstand spüren naturgemäß vor allem die Apotheken. Die Kundinnen und Kunden interessieren sich dabei vor allem für die neuen Kombi-Schnelltests. Sie können gleichzeitig auf Influenza, das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) und Corona testen. „Nach solchen Schnelltests herrscht eine rege Nachfrage, wie mir aus mehreren Apotheken bestätigt wurde“, sagte Stefan Schmidt vom Berliner Apotheker-Verein der Deutschen Presse-Agentur. Viele Apotheken hätten solche Tests vorrätig. Auch in Drogeriemärkten sind sie zu finden.

Kombi-Schnelltest auf Corona, Influenza und RSV
Ein Kombi-Schnelltest auf Covid-19, Influenza und RSV (Respiratorisches Synzytial-Virus). © dpa-tmn | Till Simon Nagel

Zu hundert Prozent zuverlässig sind die Tests Experten zufolge nicht: „Ein häufig festgestelltes Problem in Studien ist die erhöhte Rate an falsch-negativen Ergebnissen, insbesondere bei niedrigen Viruskonzentrationen“, erklärten die Virologen Nadine Lübke und Marcus Panning. Bei einer Corona-Infektion sei die Viruskonzentration mit Beginn der Symptome heute deutlich niedriger als am Anfang der Pandemie. In den ersten Tagen könnten die Tests daher noch negativ ausfallen.

Tests für Corona, Grippe und RSV: „Nur enttäuschend niedrige Sensitivitäten“

Insgesamt sei die Empfindlichkeit der Corona-Nachweise aber akzeptabel, auch für Influenza belege eine erste kleine Studie passable Ergebnisse. „Bei RSV haben erste Studien nur enttäuschend niedrige Sensitivitäten gezeigt“, so die Experten, die Vorsitzende der Diagnostikkommission der Deutschen Gesellschaft für Virologie sind.

Anders sei es bei Patientinnen und Patienten, die tatsächlich negativ, also nicht infiziert seien: Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ein negatives Ergebnis erhielten, sei bei allen drei Erregern gut und zuverlässig. Es gebe aber zahlreiche andere virale und bakterielle Erreger, die eine akute Atemwegssymptomatik hervorrufen könnten. „Auch bei einem negativen Antigen-Test bleibt daher die Möglichkeit einer Infektion bestehen.“

Für den Hausgebrauch sind die Tests nach Angaben von Lübke und Panning eine erste Orientierung, wenn Erkältungssymptome bestehen. In Krankenhäusern solle aber, vor allem bei Risikopatienten, auf PCR-Tests gesetzt werden. Sie lieferten verlässlichere Ergebnisse.