Berlin. Forscher finden erstmals Hinweise auf Magmakammern und bestätigen damit, was schon lange vermutet wurde: Unter der Eifel brodelt es.

Die Ruhe trügt: Der Vulkanismus in der Eifel ist nach wie vor aktiv.
Die Ruhe trügt: Der Vulkanismus in der Eifel ist nach wie vor aktiv. © Thomas Frey/dpa | Unbekannt

Still und friedlich liegt das Ulmener Maar in der Eifel in der Wintersonne. Der letzte Vulkanausbruch in der Region liegt rund 11.000 Jahre zurück. Doch trotz der scheinbaren Ruhe an der Oberfläche sind die Eifelvulkane keineswegs inaktiv, wie eine aktuelle Studie des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) zeigt.

Die Forscher entdeckten zwischen Kelberg, Ulmen und Bad Bertrich flüssiges Gestein – also Magma – und Gase. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Fachzeitschrift „Geophysical Research Letters“ veröffentlicht.

Magma unter der Eifel: Wie Forscher der Erde Mini-Erdbeben entlockten

Die Erkenntnisse basieren auf seismischen Daten, die bereits in den 1980er Jahren erhoben wurden. Damals wollten Wissenschaftler herausfinden, was sich unter der Oberfläche der Eifel verbirgt – und griffen zu einer ungewöhnlichen Methode: Sie lösten gezielt Mini-Erdbeben aus. Dazu fuhren schwere Lastwagen mit speziellen Vibratoren durch die Region und versetzten den Boden in Schwingungen. „Die Vibratoren haben den Untergrund angeregt, ähnlich wie bei einem Mini-Erdbeben“, erklärt Joachim Ritter, Geophysiker am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), gegenüber dem „SWR“.

Die künstlichen Erschütterungen wurden dann mit seismischen Sensoren aufgezeichnet, um zu analysieren, wie sich die Wellen im Untergrund ausbreiten. Der Fokus richtete sich damals auf direkte Reflexionen der Schallwellen – doch die Möglichkeiten der Technik waren begrenzt.

Jetzt, Jahrzehnte später, haben Forscherinnen und Forscher des KIT diese Daten mit modernsten Methoden neu ausgewertet – und Überraschendes entdeckt: Die Spuren magmatischer Schmelze in einer Tiefe von 10 bis 30 Kilometern. Diese Funde deuten darauf hin, dass sich unter der Eifel Magmakammern befinden könnten.

Vulkanismus an der Eifel: Kein explosiver Ausbruch zu befürchten

Droht bald ein großer Ausbruch? Geophysiker Joachim Ritter gibt Entwarnung. „Dieses Magma liegt da unter Umständen schon Tausende Jahre und es kann jetzt nochmal Tausende Jahre dauern, bis davon etwas an die Erdoberfläche kommt.“ Ein Szenario wie die gewaltige Eruption des Laacher Sees vor 13.000 Jahren hält er für unwahrscheinlich. Die dafür nötige riesige Magmakammer gibt es in der Eifel derzeit nicht. Vielmehr vermutet der Forscher, dass das Material in den kommenden Jahren abkühlt und irgendwann erstarrt. 

Eine Eruption, wenn es sie denn gäbe, wäre zudem eher harmloser Natur. Als Beispiel nennt Ritter die Bildung eines kleinen Berges, eines so genannten Schlackenkegels, in dem die Lava bereits erstarrt ist. Wird sie in die Luft geschleudert, zerbricht sie in kleine Fragmente, die erstarren und als Schlacke rund um den Schlot zu Boden fallen. „Und das wäre auch erstmal überhaupt nichts Gefährliches. Das wäre eher etwas Spektakuläres, würde ich sagen“, sagt Ritter.

Trotzdem bleibt die Forschung in der Eifel wichtig. Denn sollte es jemals zu einem Ausbruch kommen, könnten die Folgen für Mitteleuropa erheblich sein, wie Beispiele aus anderen Vulkanregionen zeigen. So brach der Ätna im vergangenen Sommer innerhalb von 48 Stunden zweimal aus und legte den Flughafen von Sizilien lahm.

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Überwachung der Vulkane intensiviert

Um besser vorbereitet zu sein, hat das Landesamt für Geologie bereits vier neue Erdbebenmessstationen in der Eifel installiert. Acht weitere sollen noch in diesem Jahr folgen, unter anderem in Pelm, Salm, Bettenfeld, Weidingen und Feusdorf sowie in der Nähe des Klosters Himmerod. Diese Stationen sollen feinste Bewegungen im Untergrund erfassen, um frühzeitig Hinweise auf Veränderungen zu geben.