San Francisco. Nahe der Weihnachtsinsel finden Meeresarchäologen ein US-Kriegsschiff. Die Japaner haben es versenkt – und „tanzende Maus“ getauft.

Die Japaner nannten es die „tanzende Maus“. Da schwang durchaus Respekt für einen Gegner mit, der nicht leicht unterzukriegen war, buchstäblich: Das US-amerikanische Schiff „USS Edsall“.

80 Jahre lag es unauffindbar im Meer. Australien hat zum Veteranentag – zum „Remembrance Day“ – bekannt gegeben, dass das Wrack entdeckt worden ist.

Der Zerstörer liegt in etwa 5.500 Meter Tiefe, südlich der Weihnachtsinsel. Der letzte zweifelsfreie Beleg fehlt, weil sich die Region als Schiffsfriedhof entpuppt hat. In der Nähe liegt ein weiteres Boot, die „USS Pillsbury“, dieselbe Schiffsklasse, leicht verwechselbar

Tragischer Untergang

„Wir können dieses wichtige Denkmal nun bewahren und hoffen, dass die Familien der dort gestorbenen Helden wissen, dass ihre Lieben in Frieden ruhen“, sagte Caroline Kennedy, die US-Botschafterin in Australien, zur „USS Edsall“ in einem Video auf X.

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Der Fund ist über ein Jahr alt, war aber unbekannt. Selbst die amerikanische Marine wurde erst nach mehr als einem halben Jahr, im Mai 2024, eingeweiht. Sicher sind sich die Unterwasserarchäologen, weil die „Edsall“ im Vergleich nicht so stark beschädigt ist wie das zweite Schiff in der Nähe.

Eine Rettungsaktion wurde zum Verhängnis

Die Geschichte ist tragisch. Die „Edsall“ war schon über 20 Jahre alt, zu langsam, zu schlecht bewaffnet, eigentlich nicht kampffähig. Aber als ein Hilferuf kam, zögerte der 33-jährige Kapitän Joshua James Nix nicht und eilte herbei, um wohl die „USS Pecos“ nahe der Insel Java zu retten, einen Tanker mit Hunderten Überlebenden von anderen Schiffen. Die Rettungsaktion wurde der „USS Edsall“ zum Verhängnis an jenem denkwürdigen 1. März 1942, drei Monate nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor.

Die japanische Flotte unter der Leitung von Vizeadmiral Chuichi Nagumo hatte an diesem Tag schon mehrere Schiffe zerstört. Aber der kleine Zerstörer war noch mal eine Herausforderung. Laut den Historikern haben die Japaner mehr als 1.000 Granaten abgefeuert.

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„Es ist einfach unglaublich“

Das Schiff konnte nicht fliehen, aber es wechselte dauernd den Kurs und die Geschwindigkeit, sodass die Granaten unentwegt ihr Ziel verfehlten. Über eine Stunde lang ging das so, bis Nagumo die Geduld verlor und Flugzeuge aufsteigen ließ, um das Schiff zu versenken, das seine Matrosen inzwischen nur noch die „tanzende Maus“ nannten. Immer wieder war es dem Beschuss entkommen.

Die Bomber machten dem Tanz der „EdsalL“ ein Ende. Der Zerstörer kenterte und sank noch bei Einbruch des Abends. Der Kapitän befahl den über 150 Matrosen, das Schiff aufzugeben.

Für Historiker ist der Fund atemberaubend, allen voran für den pensionierten Konteradmiral der US Navy, Samuel J. Cox, der heute das „Naval History and Heritage Command“ in Washington leitet. „Es ist einfach unglaublich“, sagt er.

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Unterwasserrobotern und Sonar untersucht

Das Wrack wurde von einem australischen Marineversorgungsschiff gefunden, das gewöhnlich für hydrografische Vermessungen eingesetzt wird. Warum sich das Schiff in der Region aufhielt, wollen die Australier wegen „operativer Sicherheitsbedenken“ nicht verraten.

Sie haben das Wrack schon im Spätsommer 2023 gefunden und mit Unterwasserrobotern und Sonar untersucht und erst im Mai 2024 Admiral Cox darüber in Kenntnis gesetzt. Das Schiff sitzt aufrecht auf dem aufgewühlten Boden und ist noch gut in Schuss. Auf Aufnahmen sieht man am Heck die Spuren des Bombeneinschlags. Die Lage von Kapitän Nix, hielt Admiral in einem Bericht fest, war „hoffnungslos“.

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