Berlin. Superbakterien, resistent gegen Antibiotika, bedrohen zunehmend unsere Gesundheit. Eine neue Studie kommt zu alarmierenden Ergebnissen.

Die Zahl der weltweiten Todesfälle durch Infektionen, die aufgrund von Resistenzen gegen herkömmliche Medikamente nicht mehr behandelt werden können, könnte bis zum Jahr 2050 um fast 70 Prozent steigen. Das zeigt eine neue Studie. Dies unterstreicht die stetig wachsende Bedrohung durch antibiotikaresistente Bakterien. Auch die Weltgesundheitsorganisation WHO erklärte die Antibiotikaresistenz im Jahr 2019 zu einer der zehn größten globalen Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit.

Laut der in der Fachzeitschrift „The Lancet“ veröffentlichten Studie könnten zwischen 2025 und 2050 mehr als 39 Millionen Todesfälle direkt auf antimikrobielle Resistenzen (AMR) zurückzuführen sein. Zu einer antimikrobiellen Resistenz kommt es, wenn Krankheitserreger wie Bakterien und Pilze die Fähigkeit entwickeln, den Medikamenten, mit denen sie abgetötet werden sollen, zu entgehen.

Die Hauptursachen einer antimikrobielle Resistenz ist der Einsatz von Antibiotika. Die Resistenz wird durch den übermäßigen Einsatz von Antibiotika bei Menschen, in der Umwelt, aber auch bei Tieren verursacht – vor allem bei Tieren, die zur Lebensmittelproduktion verwendet werden.

Antibiotika machtlos gegen Superbakterien: Problem immer schlimmer

Die Analyse der Studie basiert auf Daten aus 204 Ländern und umfasst 22 pathogene (krankheitserregende) Bakterien sowie 84 verschiedene Pathogen-Antibiotikum-Kombinationen, also Erreger-Medikament-Kombinationen. Die Forscher zeigen, dass die Zahl der Todesfälle durch AMR bei Kindern unter fünf Jahren seit 1990 um mehr als 50 Prozent zurückgegangen ist. Gleichzeitig nahm jedoch die Sterblichkeit bei älteren Menschen über 70 Jahre um mehr als 80 Prozent zu.

Dass Antibiotika nicht mehr gegen alle gefährlichen Bakterien wirken, wird für die Menschheit zunehmend zum Problem.
Dass Antibiotika nicht mehr gegen alle gefährlichen Bakterien wirken, wird für die Menschheit zunehmend zum Problem. © dpa | Daniel Karmann

Besonders besorgniserregend: Der Anstieg der Resistenzen bei sogenannten gramnegativen Bakterien, insbesondere gegen Carbapeneme, einer Klasse von Antibiotika, die häufig als letzte Behandlungsoption bei schweren Infektionen eingesetzt werden.

Die Forscher prognostizieren, dass die Zahl der Todesfälle, die direkt auf antimikrobielle Resistenzen zurückzuführen sind, bis 2050 weltweit auf 1,9 Millionen ansteigen könnte – im Vergleich zu 1,14 Millionen im Jahr 2021. Die Todesfälle, die im Zusammenhang mit antimikrobiellen Resistenzen stehen, könnten sogar 8,2 Millionen erreichen, während diese Zahl im Jahr 2021 noch bei 4,71 Millionen lag.

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Superbakterien: Antibiotika-Resistenz in diesen Regionen besonders gefährlich

Die höchsten AMR-bedingten Sterblichkeitsraten werden in Zukunft in Südasien sowie in Lateinamerika und der Karibik erwartet. Die Forscher rechnen hoch, dass in diesen Regionen bis 2050 die meisten AMR-bedingten Todesfälle verzeichnet werden. Die Prognosen fußen auf drei Szenarien:

  1. Einem Referenzszenario: Darin wird erwartet, dass die Zahl der Todesfälle aufgrund von AMR um knapp 70 Prozent steigen wird.
  2. Einem Szenario, das auf die Entwicklung von Medikamenten gegen gramnegative Bakterien setzt.
  3. Und einem dritten Szenario namens „Besseres Gesundheitswesen“: Dieses nimmt Verbesserungen in der Gesundheitsversorgung und im Zugang zu geeigneten Antibiotika an. Dabei könnten laut der Forscher womöglich 92 Millionen Todesfälle zwischen 2025 und 2050 vermieden werden, sofern die Behandlung schwerer Infektionen und der Zugang zu Antibiotika wirksam verbessert werden.

Medizin und Landwirtschaft: Forscher fordern dringende Maßnahmen

Um die Bedrohung durch antimikrobielle Resistenzen (AMR) einzudämmen, sind laut der Forscher dringende Maßnahmen notwendig: Antibiotika müssen sowohl in der Humanmedizin als auch in der Landwirtschaft verantwortungsvoll eingesetzt werden. Maßnahmen zur Hygiene und der Vorbeugung von Infektionen müssten gestärkt und Impfprogramme weltweit ausgebaut werden. (mit mahe)