Berlin. Der Goldpreis liegt auf Rekordniveau. Viele wollen jetzt Schmuck verkaufen. Ein Experte verrät, welche Käufer sie meiden sollten.

  • Rekordhoch beim Goldpreis
  • Wer Schluck verkaufen will, kann jetzt absahnen
  • Welche Käufer sie unbedingt meiden sollten

2700 Dollar für 31 Gramm Gold – so viel bekommt man derzeit ungefähr auf dem Goldmarkt. Seit Jahren steigt der Preis für das glänzende Edelmetall immer weiter an, erreicht immer neue Höhen. Zum Vergleich: Anfang des Jahres kostete die Unze Gold (31,1 Gramm) noch 2050 Dollar – binnen eines dreiviertel Jahres ist der Wert also um gut 20 Prozent gestiegen. Daher stellt sich für viele die Frage: Soll ich meinen Goldschmuck oder meine Münzsammlung jetzt verkaufen? Patrick Lessmann, Juwelier und Schmuck-Experte bei der ZDF-Serie „Bares für Rares“, hat dazu eine eindeutige Meinung.

Corona-Krise, Krieg in der Ukraine, Inflation: Die weltweiten Krisen scheinen sich in jüngster Zeit zu häufen. Gleichzeitig herrscht eine große Unsicherheit, wie man sein Geld anlegen kann. Frank Schallenberger, Rohstoff-Experte der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), weiß: „Gold gilt als sicherer Hafen bei Krisen – und davon haben wir im Moment ja genug.“ Der Tipp des Gold-Experten: „Wer beispielsweise geerbt hat und jetzt auf Goldschmuck sitzt, für den könnte es sich jetzt durchaus lohnen, jetzt zu verkaufen.“

Schallenberger gibt außerdem zu bedenken: Auf Gold bekommt man weder Zinsen noch Dividenden. Man muss darauf hoffen, dass der Goldpreis weiter steigt. Sein Tipp: „Ich würde raten, Goldschmuck jetzt zu verkaufen und das gewonnene Geld beispielsweise in Geldmarktfonds zu reinvestieren.“ Hier bekomme man, je nachdem wo man anlegt, derzeit noch eine Rendite von rund 3,75 Prozent. „Wenn die Zinsen wieder sinken, werden hier die Konditionen natürlich auch wieder unattraktiver“, sagt der Banker mit Blick in die Zukunft.

Hoher Goldpreis: Experte erklärt, wann richtiger Zeitpunkt für Schmuck-Verkauf ist

Und auch einer der bekanntesten Schmuck-Experten des Landes, Patrick Lessmann, rät: „Wer sich jetzt von seinem Goldschmuck trennen will, für den ist es eine gute Zeit.“ Doch er gibt auch zu bedenken: Gold ist nicht gleich Gold. „Man muss unterscheiden zwischen Anlagegold und Schmuckgold“, sagt der ZDF-Star. Während klassisches Anlagegold – zum Beispiel Goldmünzen wie Krügerrand, Maple Leaf, American Eagle oder auch Feingoldbarren – zwischen 916 und 999,9 Promille Feingoldgehalt hat, wird bei Schmuck Goldgehalt abgezogen. „Schmuck ist kein reines Feingold, sondern es besteht immer aus einer Legierung aus Gold, Silber und Kupfer.“

Patrick Lessmann, Juwelier und Schmuck-Experte bei „Bares für Rares“
Patrick Lessmann, Juwelier und Schmuck-Experte bei „Bares für Rares“ © FUNKE Foto Services | Jana Hufnagel

Wie hoch der Goldgehalt im Schmuck ist, lässt sich mit einer Lupe in der Regel ganz leicht zu Hause überprüfen. Denn Goldschmuck wird in Deutschland in der Regel gestempelt. Auf einer Ring-Innenseite finden sich Nummern wie 333, 585 oder 750. „Die Nummer gibt den Feingehalt des Goldes in Tausendsteln an“, erklärt Lessmann. Bei der Zahl 585 bedeutet das zum Beispiel, dass 58,5 Prozent des Schmucks aus Feingold bestehen. Und grundsätzlich gilt: Je höher die Zahl, desto mehr Feingold enthält das Goldstück – und desto wertvoller ist es. Trotzdem kann man so aber immer noch nicht auf den Goldpreis direkt schließen. 

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„Man kann seinen Ring beispielsweise nicht einfach auf die Waage legen und das Gewicht dann in den aktuellen Goldpreis umrechnen“, sagt der „Bares für Rares“-Experte. Der Grund: Da Altgold recycelt und wieder aufbereitet werden muss, muss man beim Verkauf mit einem Abschlag von bis zu zehn Prozent rechnen.

Gold-Experte: Hier verkaufen Sie Ihren Schmuck am besten

Und wo verkauft man seinen edlen Goldschmuck nun am besten? „Beim Verkauf spielt Vertrauen eine ganz große Rolle“, sagt Lessmann. Der Juwelier hat einen grundlegenden Tipp: „Lassen Sie sich nicht bedrängen beim Verkauf! Es sollte immer die eigene freie Entscheidung sein und auch nicht unter Zeitdruck geschehen. Ja, der Goldpreis schwankt immer etwas. Aber nicht so extrem, dass Sie sich von einem auf den anderen Tag entscheiden müssen.“

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Und auch der LBBW-Rohstoffexperte Schallenberger rät dazu, dem Bauchgefühl zu vertrauen. „Es gibt sogenannte Scheideanstalten, die als sehr seriös gelten“, sagt er. Dort könne man seinen Schmuck verkaufen. Zudem könne man in der Regel größeren Edelmetallhändlern vertrauen. „Und wenn Sie einen guten Juwelier kennen, dem Sie vertrauen, kann man auch dort seinen Goldschmuck verkaufen.“

So erhalten Sie den ideellen Wert des alten Schmuckstücks

Übrigens: Banken kaufen in der Regel keinen Goldschmuck an, sondern nur Goldmünzen oder Barren. Hier gibt es An- und Verkaufspreise, die jeden Tag veröffentlicht werden – es herrscht also maximale Transparenz. Schallenberger: „Auch hier gilt: Es ist kein schlechter Zeitpunkt, zu verkaufen.“

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Wer zwar gern einen neuen Ring hätte, aber auf den ideellen Wert des alten nicht verzichten möchte, der ist bei einem Goldschmied gut aufgeboben. © iStock | Christelle Leuvennink

Neben Scheideanstalten und Juwelieren hat Lessman noch eine andere Anlaufstelle für Verkaufswillige: Goldschmiede. „Hier ist man zum Beispiel gut aufgehoben, wenn der Schmuck einen emotionalen Wert hat. Denn ein Goldschmied kann aus einem alten Ring etwas Neues machen.“ So könne man den ideellen Wert eines Schmuckstücks beibehalten.

Zur Vorsicht raten beide Experten übrigens beim Verkauf übers Internet. „Auf gar keinen Fall sein Gold ungesehen ohne konkretes Angebot einfach irgendwo hinschicken“, warnt Lessmann. Das Gold könne hier entweder auf dem Postweg verloren gehen. „Oder Sie fallen auf Betrüger rein.“ Sein Tipp: Bei Onlinehändlern sollte man grundsätzlich aufs Impressum achten. Ein persönlicher Ansprechpartner sei zudem immer ratsam.