Berlin. Wie stark breiten sich Wespen in diesem Jahr aus und was tun, wenn man ein Nest entdeckt? Expertinnen klären die wichtigsten Fragen.

Es gibt Hunderte Wespenarten in Deutschland – nur sehr wenige davon sind auch wirklich lästig. Aber diese wenigen können einem ein Grillfest im Garten oder den Genuss der Freibad-Pommes vermiesen. Wie nervig es in diesem Sommer wird, hängt unter anderem vom Wetter in den Vormonaten ab. Entscheidend seien die Wochen, in denen die Bienenkönigin allein unterwegs sei und das Nest versorge, erklärt Melanie von Orlow vom Naturschutzbund (Nabu) im Gespräch mit unserer Redaktion.

Viel Regen mache es der Königin schwer, dadurch könne sie weniger Nahrung beschaffen. „Auch Starkregen ist ein Problem, gerade in Überflutungsgebieten sind daher wenig Wespen zu finden“, erklärt die Biologin.

„Anders, als viele immer vermuten, spielt die Kälte im Winter kaum eine Rolle. Schwieriger für Wespen sind feuchte, milde Winter.“ Wie stark die Wespennester in diesem Jahr von Krankheiten und Parasiten betroffen seien, könne man noch nicht sagen. Zudem gebe es in jedem Jahr regionale Unterschiede.

Im Raum Berlin und Brandenburg, wo von Orlow tätig ist, würden sich Beratungsanfragen wegen Wespenbefalls bereits mehren. Zwar könne man über einige Arten noch keine genauen Prognosen machen, doch für die Arten, die bereits früh im Sommer auftreten, würden den Nabu vergleichsweise viele Anfragen erreichen. „Die hohen Temperaturen haben vielleicht auch dafür gesorgt, dass wir in diesem Jahr früh dran sind“, meint Orlow.

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Was gegen ein echtes „Wespen-Jahr“ spricht, ist der viele Starkregen in den vergangenen Wochen. „Dadurch werden Wespennester im Boden geflutet, die Wespen sterben. Auch ist das Nahrungsangebot dann geringer. Insofern gibt es im Saarland und Bayern sowie den anderen betroffenen Gebieten dieses Jahr wahrscheinlich weniger Wespen als in früheren Jahren“, vermutet Corinna Hoelzel vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund).

Vieles spricht also dafür, dass die regionalen Unterschiede in diesem Jahr groß sind. Regionen, die von Starkregenereignissen betroffen waren, werden wohl mit weniger Wespen rechnen können. Was erstmal gut klingt, hat allerdings einen deutlichen Nachteil. Denn ein einzelnes Volk der gemeinen Wespe, „erbeutet täglich zwischen 500 und 2000 Gramm Insekten, darunter Blattläuse, Bremsen, Fliegen und Mücken.“ Und gerade letztere breiten sich derzeit besonders im Südwesten des Landes vermehrt aus. Experten sprechen dort von einer regelrechten Stechmückenplage.

Seit November 2023 seien immer wieder Starkregenphasen aufgetreten. „Und am Oberrhein inklusive Bodensee herrscht seit Wochen Hochwasser ohne nennenswerten Rückgang“, sagte Dirk Reichle der wissenschaftliche Direktor der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage jüngst. Das habe schon im Frühjahr für großflächige, optimale Bedingungen für Stechmücken in Wäldern abseits des Rheins gesorgt – zusammen mit dem wärmsten Februar seit Klimaaufzeichnung.

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Wer sich im Sommer dennoch von Wespen umzingelt findet, für den gibt es vor allem eines zu beachten: Ruhe bewahren. Laura Breitkreuz vom Nabu rät außerdem dazu, Essen nicht draußen stehenzulassen. Zudem könne eine Ablenkfütterung helfen, also etwas Süßes und etwas Proteinhaltiges, das weiter weg, etwa vom Essenstisch, platziert wird. Auch ätherische Öle könnten helfen. Zudem gebe es Attrappen von Wespennestern, die Wespen daran hindern sollen, an einer bestimmten Stelle ein Nest zu bauen.

Wer dennoch ein Nest an seinem Haus oder der Wohnung findet, sollte ebenfalls ein paar Dinge beachten. Von Orlow meint: „Nicht bei jedem Nest gibt es auch Handlungsbedarf.“ Zunächst müsse geklärt werden, um welche Wespenart es sich handle. Entstehen durch das Nest keine Bauschäden und ist es an einer Stelle, an die auch niemand ran müsse, könne das Nest bleiben. „Insbesondere bei Hornissen und geschützten Bienen darf niemand einfach Hand anlegen.“ In manchen Fällen komme eine Umsiedlung aber durchaus infrage. Hier können Umweltverbände wie der Nabu helfen. Von Orlow empfiehlt außerdem, Fenster mit Insektenschutzgittern auszustatten – insbesondere für Allergiker.