Berlin. Ein hochansteckender Hautpilz verbreitet sich aktuell unter jungen Männern. Wo er herkommt und was Sie bei einer Infektion tun können.

Barbershops sind aufgrund ihrer niedrigen Preise und der häufig kurzen Wartezeit vor allem bei jungen Männern und männlichen Jugendlichen beliebt. Doch in den günstigen Friseursalons könnte Fachleuten zufolge eine unangenehme Überraschung auf die Kunden warten. Eitrige Pilzinfektionen auf dem Kopf und im Bartbereich nehmen bei jüngeren Männern zu, vermutlich infizieren sie sich in den Barbershops.

Wie Pietro Nenoff, Laborarzt und Professor für Dermatologie an der Universität Leipzig, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte, ist „die steigende Zahl von Infektionen mit dem Pilz Trichophyton tonsurans“ erst in den letzten drei Jahren angekommen. Als Ursache für den „stetigen Anstieg“ nennt der Dermatologe mangelnde Hygiene und unzureichende Desinfektion, etwa von Rasiergeräten.

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Ansteckender Hautpilz: Experte spricht von „europaweiter Epidemie“

350 Fälle will Nenoff alleine in seinem Labor im Jahr 2023 nachgewiesen haben. „Das ist für diesen eigentlich eher seltenen Pilz wirklich viel.“ Bundesweit dürften es inzwischen tausende Infektionen sein, laut Nenoff ist inzwischen ganz Deutschland betroffen. Der Dermatologe Martin Schaller sprach gegenüber dem „Spiegel“ sogar von einer „europaweiten Epidemie“. Der Hautpilz werde inzwischen drei- bis fünfmal so oft nachgewiesen wie noch vor fünf Jahren, sagen Schaller und Nenoff.

Barbershop
Wird in Barbershops nicht auf ausreichend Hygiene geachtet, droht eine Pilzinfektion. (Symbolbild) © DPA Images | Andreas Arnold

Und das, obwohl es laut Nenoff keine Meldepflicht gibt. Allerdings ist der Pilz sehr ansteckend und kann auch innerhalb von Familien oder Gruppen von Kita-Kindern übertragen werden, die zuvor mit einer infizierten Person zusammen waren. Gerade bei Minderjährigen sei die Behandlung aber schwierig, da die Tabletten dagegen für Unter-18-Jährige nicht zugelassen seien, sagt Nenoff.

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Hautpilz aus dem Barbershop: Grund ist häufig mangelnde Hygiene

Forschenden aus Kiel war es gelungen, gemeinsam mit dem dortigen Gesundheitsamt nachzuweisen, dass einige Infektionen auf einen Barbershop zurückzuführen waren. Der Pilz war in Rasiergeräten und einer Schublade zur Lagerung der Geräte gefunden worden. Für Nenoff ist der häufige Zusammenhang zwischen den Infektionen und Besuchen im Barbershop inzwischen unstrittig.

Der Pilz findet sich dort vor allem wegen Nichtwissen um hygienische Notwendigkeiten und die mangelnde Fortbildung von Mitarbeitern beziehungsweise die Beschäftigung ungelernter Mitarbeiter. Oft sei in Barbershops kein Friseurmeister vor Ort, der auf die Einhaltung hygienischer Standards achten könne, sagt die Obermeisterin der Friseurinnung Erlangen, Judith Warmuth. Dazu gehöre die fachmännische Desinfektion von Maschinen und Scheren mit speziellen Mitteln oder auch Tauchbäder der Friseur-Utensilien in spezielle Desinfektionslösungen. Sie bezweifele, dass die Mitarbeiter in Barbershops entsprechend geschult würden. 

Friseur-Obermeisterin fordert bessere Kontrollen von Barbershops

„Barbershops haben alle ihre Daseinsberechtigung“, sagt Warmuth. Auch verbreite sich der Pilz nicht nur dort. Es sei aber wichtig, dass Betriebe generell besser von der Handwerkskammer oder auch den Berufsgenossenschaften kontrolliert würden. „Die Genehmigungsbehörden winken einfach zu viel durch“, findet sie. „Wir kämpfen darum, dass genauer hingeschaut wird.“ Der Verband des Friseurhandwerks wollte sich nicht äußern und hatte auf die Erlanger Friseurinnung verwiesen.

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Der Fadenpilz ist seit Jahrzehnten bekannt, viele Fachleute nennen ihn auch „Mattenpilz“ oder „Ringerpilz“, erläutert Nenoff. Ursprünglich gelangte der Erreger über Kampfsportler, vor allem auf Matten kämpfende Ringer, auf die Köpfe von Betroffenen. „Inzwischen aber sind solche Infektionen auch mit Barbershops in Verbindung zu bringen.“

Eitriger Hautpilz: Symptome und Behandlung

Die Infektion mit dem Fadenpilz äußert sich in Form von schuppigen und geröteten Stellen. Wenn der Pilz nach dem Schnitt etwa mit einer Rasierklinge oder durch andere kleinere Verletzungen unter die Haut gerät, kann es auch zu eitrigen Pusteln, Vernarbungen und auch Haarausfall kommen. Eine Infektion sei gut behandelbar - äußerlich, aber auch von innen mit Tabletten. Die Mittel dagegen seien wirksam und es gebe keine Resistenzen. „Noch nicht“, sagt Nenoff.