Berlin. Statistisch gesehen enden Ehen nach einer bestimmten Dauer öfter. Wann das ist und was „das verflixte siebte Jahr“ damit zu tun hat.
Eine Ehe soll für immer sein – so lautet zumindest das Versprechen. Und doch kommt es vor, dass die Partnerschaft nicht klappt und eine Scheidung die Ehe beendet. 2022 war das bei rund 137.353 Ehepaaren der Fall, wie es nach aktuellsten Zahlen des Statistischen Bundesamts heißt. Glaubt man der Scheidungsrate von rund 35 Prozent im Jahr 2022, endet sogar jede dritte Ehe in Deutschland. Doch welches Ehejahr ist das riskanteste für deutsche Paare?
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Wenn es nach einer Aufschlüsselung des Statistischen Bundesamts geht, scheitern die Ehen hierzulande relativ früh: Mit mehr als 22.000 Eheauflösungen lassen sich die meisten Paare in Deutschland nach fünf bis sieben Jahren scheiden. Der Mythos vom verflixten siebten Jahr bewahrheitet sich hier also zum Teil. Zum Vergleich: In den ersten fünf Jahren nach der Hochzeit sind es insgesamt rund 14.800 Scheidungen.
Scheidungen in Deutschland: So lange hält eine Ehe hierzulande durchschnittlich
Auch die durchschnittliche Länge der Ehen in Deutschland ermittelt das Statistik-Amt: 15,1 Jahre lang waren Eheleute im Durchschnitt verheiratet, als sie sich 2022 scheiden ließen. Im Jahr 2000 lag der Wert noch bei 12,9. Im internationalen Vergleich macht sich Deutschland damit aber gar nicht so schlecht: Dem US-amerikanischen Volkszählungsbüro zufolge kommt es in den USA durchschnittlich bereits nach acht Ehejahren zur Scheidung.
Allerdings: Durchschnittsrechnungen reagieren auf Extremwerte und Ausreißer und zeigen daher nicht immer den häufigsten Wert. Ließen sich in einem Erhebungszeitraum besonders viele Paare im ersten Jahr scheiden, würde das den Durchschnittswert entsprechend senken.
So kommt es auch, dass Eheleute in Deutschland durchschnittlich 15 Jahre lang verheiratet sind, die zahlenmäßig meisten sich aber schon nach fünf bis zehn Jahren scheiden lassen. Darüberhinaus wird es statistisch gesehen für deutsche Ehen auch um die Silberhochzeit herum noch einmal brenzlig: Fast 22.000 Ehepaare lassen sich nach 26 Jahren oder noch später scheiden.
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Scheidung: Darum lassen sich so viele im gleichen Zeitraum scheiden
Doch woran liegt es, dass es in vielen Ehen im gleichen Zeitraum zu ruckeln scheint? US-amerikanische Experten und Expertinnen sehen in der individuellen Weiterentwicklung der Eheleute einen möglichen Grund: Während eine Ehe in den ersten Jahren Stabilität gebe, schleiche sich nach fünf bis acht Jahren oft eine Unzufriedenheit ein, schreibt der klinische Sozialarbeiter und Psychotherapeut Robert Taibbi in „Psychology Today“.
Viele Ehepaare durchlaufen demnach eine Standard-Abfolge aus Beruf, Kindern und gemeinsamen Routinen – bis einer oder beide die Situation reevaluieren: Will ich das wirklich? Soll das mein Leben sein? Die Folge: Statt sich gemeinsam als Paar neu auszurichten, ziehen sich immer mehr Unzufriedene aus der Beziehung heraus. „Und nach zwei oder drei Jahren heiraten sie jemand Neues und machen das Gleiche nochmal“, so Taibbi.
Ob allein das der Grund für deutsche Scheidungen ist, lässt sich nur schwer überprüfen: Einen offiziellen Scheidungsgrund müssen Eheleute sei 1977 nicht mehr angeben, die meisten Statistiken zum Thema basieren auf Erfahrungswerten. Doch das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) zeigt: Vielleicht ist an der Theorie wirklich etwas dran.
Scheidung in Deutschland: Eine Altersgruppe lässt sich öfter scheiden
Das BiB wertete von 1991 bis 2020 aus, welche Bevölkerungsgruppe am ehesten von Scheidungen betroffen ist und fand heraus: Frauen und Männer bis 45 lassen sich öfter scheiden, danach sinkt die Kurve ab. Ein Indiz dafür, dass ältere Ehepaare wissen, was sie wollen? Oder doch eher das Resultat wirtschaftlicher Abhängigkeiten in den älteren Generationen? Immerhin stellte das Bundesfamilienministerium schon um die Jahrtausendwende in einem Gutachten zur finanziellen Situation Geschiedener fest, dass sich erwerbstätige Frauen häufiger scheiden lassen.
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Was auch immer der Grund sein mag, so steht über all diesen Daten und Zahlen doch eine positive Information: Die Scheidungsrate in Deutschland ist in den letzten Jahren fast konstant gesunken. 2005 hatte sie noch bei fast 52 Prozent gelegen, 2022 betrug sie nur noch rund 35 Prozent. Dem BiB zufolge könnte das auch daran liegen, dass sich Paare heutzutage mehr Zeit lassen und schon vor der Hochzeit zusammenleben.
Für eine Gruppe dürfte all dies aber egal sein: die Kinder. 50,7 Prozent der 2022 geschiedenen Ehepaare hatte dem Statistischen Bundesamt zufolge minderjährige Kinder, insgesamt waren damit 115.800 Minderjährige von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. Auch hier sind die Zahlen stark rückläufig. Und dennoch: In den meisten Fällen sind Trennungen nicht gerade mit besonders viel Freude verbunden – ganz egal, was die Statistik dazu sagt.