Berlin. Für die Heizung im Neubau gelten seit Jahresbeginn strenge Vorgaben. Was für Systeme sind möglich? Eine Studie bringt Licht ins Dunkel.
- Das Thema Heizen wird nach wie vor heiß diskutiert
- Alleine im vergangenen Jahr hat sich mit dem neuen Heizungsgesetz und Förderkonzept einiges getan
- Eine Studie beleuchtet, was in Zukunft noch möglich sein könnte
Das Thema Heizen erhitzt im wahrsten Sinne die Gemüter vieler Eigentümerinnen und Eigentümer. Erst war es das ständige Hin und Her in der Ampel-Koalition um das Heizungsgesetz an sich und nun der Haushaltsstreit um die Finanzmittel 2024. Aber zumindest in puncto Heizungsförderung sind sich SPD, Grüne und FDP offenbar einig. Das neue Förderkonzept 2024 wird wie geplant umgesetzt. Zunächst betrifft das Heizungsgesetz vor allem Neubauten.
Öl- und Gasheizung oder Wärmepumpe? Was sich seit 1. Januar geändert hat – und wer betroffen ist
Seit dem 1. Januar 2024 müssen in Neubaugebieten alle neuen Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Außerhalb von Neubaugebieten greift diese Vorgabe frühestens ab 2026. Am einfachsten lässt sich diese 65-Prozent-Regelung mit einer Wärmepumpe erreichen. Aber auch andere Systeme kommen infrage – dazu zählen etwa hybride Systeme mit einer klassischen Heizung auf Brennstoffbasis.
Eine Studie im Auftrag des Bundeswirtschaftsministeriums bringt Licht ins Dunkel. Stolze 14 Varianten kommen seit Beginn des Jahres in Neubaugebieten neben der monotonen Wärmepumpe infrage:
Statt Wärmepumpe: Studie zeigt – was für Heizungen seit 1. Januar 2024 denkbar sind
Heizung | Voraussetzung |
Gasheizung | Wenn zu 65 % mit Biomethan oder Power-to-Gas genutzt wird |
Gasheizung mit solarer Trinkwassererwärmung | Wenn Gasheizung zu ca. 55 % mit Biomethan oder Power-to-Gas genutzt wird |
Gasheizung plus solare Trinkwassererwärmung | Wenn Gasheizung zu ca. 55 % mit Biomethan oder Power-to-Gas genutzt wird |
Gasheizung mit solarer Heizungsunterstützung | Wenn Gasheizung zwischen 45 und 50 % mit Biomethan oder Power-to-Gas genutzt wird |
Ölheizung | Wenn zu 65 % Bioöl oder grünes Power-to-Liquid genutzt wird |
Ölheizung mit solarer Trinkwassererwärmung | Wenn Ölheizung zu ca. 55 % Bioöl oder grünes Power-to-Liquid nutzt |
Ölheizung mit solarer Heizungsunterstützung | Wenn Ölheizung zwischen 45 und 50 % mit Bioöl oder grünem Power-to-Liquid genutzt wird |
Wärmepumpe mit Gasheizung | Wenn Wärmepumpe die Hauptheizung ist |
Brauchwasser-Wärmepumpe mit Gasheizung | Wenn Gasheizung zwischen 40 und 55 % Biomethan oder Power-to-Gas nutzt |
Gasheizung plus wasserführender Pelletofen | - |
Ölheizung plus wasserführender Pelletofen | - |
Holzheizung (Biomasse) | - |
Wärmepumpe | erfüllt alle Vorgaben |
Nah- und Fernwärme | erfüllt alle Vorgaben |
Die Auswertung der Studie – über die zunächst die „BILD“ berichtet hatte – zeigt: Die Gas- oder Ölheizung muss ab 2024 nicht der Vergangenheit angehören. In Konstellationen mit Photovoltaik oder Wärmepumpe bieten sich für Eigentümer viele Möglichkeiten. Selbst reine Öl- oder Gasheizungen sind möglich, sofern sie grüne Brennstoffe nutzen. Über Biomethan und Gasheizungen sowie über den Einsatz von H2-basierenden Systemen hatten wir schon mehrfach berichtet.
Ölheizung ab 2024 weiter einbauen: Was sind Bioheizöl und Power-to-Liquid?
Solche ökologischen Ansätze wie für Gasheizungen gibt es auch für ölbetriebene Systeme. Die beiden Stichworte sind hier Bioöl und Power-to-Liquid. Das sogenannte Bioheizöl ist grob erklärt eine Mischung aus schwefelarmem Heizöl und nachwachsenden Rohstoffen. Die Stoffe bestehen aus FAME, auch bekannt als Biodiesel. FAME werden aus Pflanzenölen wie Raps-, Sonnenblumen- oder Sojaöl und Methanol gewonnen und können zusammen mit schwefelarmem Heizöl recht simpel produziert werden, heißt es vom Wirtschaftsverband Fuels & Energie (en2x).
Bei Power-to-Liquid wird ein anderer Ansatz verfolgt. Statt nachwachsenden Rohstoffen kommt hier die Elektrolyse zum Einsatz – also die Aufspaltung von Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff. Das Ganze funktioniert mit großen Mengen Strom aus erneuerbaren Quellen wie Photovoltaik oder Windkraft. Das grüne Heizöl entsteht, indem man dem Wasserstoff aus der Elektrolyse Kohlendioxid beimischt, welcher als Restprodukt – etwa in Kraftwerken – entsteht.
Energieexperte mit Klartext: Viele Heizungen schon jetzt „Green Fuels ready“
Der Elektrolyse wird also recyceltes Kohlendioxid beigemischt, welches bei Verbrennungsprozessen aktuell ohnehin noch entsteht. Der große Nachteil von Power-to-Liquid sind die hohen Kosten bei der Gewinnung, heißt es in einem Beitrag von „heizung.de“. Die großen Mengen an Strom sind hier ein entscheidender Punkt. Daher wird die Zukunft dieser Technologie stark von der Entwicklung der Energiepreise abhängen und der Frage, wie schnell die grüne Stromerzeugung ausgebaut wird.
Der Wirtschaftsverband Fuels & Energie sieht den Einsatz solcher ökologischen Ölersatzprodukte schon jetzt. „Viele Heizgeräte für flüssige Brennstoffe sind bereits zu 100 Prozent Green Fuels ready“, erklärt en2x-Hauptgeschäftsführer Christian Küchen gegenüber unserer Redaktion. „Das heißt, sie eignen sich für vollständig regenerative Brennstoffe.“ Praxisnahe Beispiele zeigt der Verband auf seiner Informationsseite „Zukunftsheizen.de“ auf.
„Viele Heizgeräte für flüssige Brennstoffe sind bereits zu 100 Prozent ‚Green Fuels ready‘.“
Heizung ab 2024: Experte ordnet ein – auch Gas und Öl sind weiter denkbar
Dem Verband zufolge arbeiten Heizölproduzenten und -handel derzeit intensiv an einem flächendeckenden Angebot für solche klimaschonenden Heizölqualitäten. Welche Heizungen für erneuerbare Energieträger wie Bioöl ausgelegt sind, können Verbraucher etwa am Green Fuels Ready-Label erkennen. Es zeichnet alle Heizungsanlagen, Tanks und Komponenten aus, die bis zu 100 Prozent mit treibhausgasneutralen flüssigen Brennstoffen – also auch in Mischungen mit fossilen flüssigen Brennstoffen – betrieben werden können.
Ebenso sind aus Sicht des Verbands auch hybride Heizungsformen eine Säule in der Wärmewende. „Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) ermöglicht Immobilieneigentümern eine breite Auswahl an Möglichkeiten“, erklärt Küchen „Diese Technologieoffenheit ist sehr positiv zu bewerten, denn sie schafft im Sinne der Kunden die Voraussetzung für einen Wettbewerb um die kosteneffizientesten Erfüllungsoptionen.“
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Unser Fazit: Der Blick in diese aktuelle Studie untermauert, woran viele Fachleute schon seit Beginn der Heizungsdebatte erinnert haben. Die Wärmepumpe ist eine Option von vielen. Je nach Gebäudezustand, individuellen Bedürfnissen und Wünschen kann eine andere Heizungsart oder -Kombi interessanter sein. Neben Gas- und Ölhybridheizungen kann das etwa eine Pelletheizung sein. Für reine Gasbrennstoffheizungen ist eine Versorgung mit Biomethan Voraussetzung.
Dasselbe gilt für Ölbrennstoffheizungen mit Bioöl. Auch hier sollten Eigentümer zunächst die Versorgung sicherstellen können, ehe sie sich für eine solche Lösung entscheiden. Bioheizöle mit einer FAME-Beimischung werden derzeit hauptsächlich in Baden-Württemberg angeboten, da es sich um eine Erfüllungsoption für das dortige erneuerbare Wärmegesetz handelt, heißt es vom en2x Wirtschaftsverband.
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Die Entscheidung, welche Heizung neu eingebaut wird, sollten Hausbesitzer aber ohnehin nicht ohne Fachwissen und Expertise treffen. Gute Ansprechpartner sind Verbraucherschützer oder Energieberater. Was ein Energieexperte grundsätzlich rät, haben wir in einem separaten Beitrag zusammengefasst. Daneben ist Zeit immer ein wichtiger Faktor. Die Entscheidung für oder gegen eine Heizung sollte nie voreilig getroffen werden.