Berlin. Bei ETF-Anlegern ist der MSCI World oft erste Wahl. Er verspricht gute Rendite mit langfristiger Sicherheit. Zwei Nachteile im Check.
- Viele ETF-Einsteiger setzen auf den weltweiten Akteinindex
- Für manche Börsenbeobachter hat der MSCI World inzwischen ausgedient
- Was Sie jetzt wissen sollten
MSCI World – die Bezeichnung begegnet einem an der Börse an allen Ecken. Fast so häufig wie eine andere Abkürzung: ETF. In der Kombination sind sie die Basis vieler Wertpapierdepots. Ein „Exchange Traded Fund“ oder börsengehandelter Fonds ist ein Gefäß, in dem viele verschiedene Aktien stecken können.
Und der MSCI World, benannt nach einer amerikanischen Analysefirma, ist eine der beliebtesten Möglichkeiten, den ETF zu befüllen. Ähnlich wie der deutsche Aktienindex Dax ist der MSCI World eine Liste von Einzelunternehmen, allerdings international und mit über 1500 Bestandteilen deutlich umfangreicher als der Dax mit 40 Firmen.
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MSCI World: ETF im Vergleich mit Tagesgeld
Wer mag, kauft also für zehn Euro oder auch für 10.000 Euro ein Stück dieser Aktienmischung, die den überwiegenden Teil der Börsenlandschaft in 23 Ländern abbildet. Der „Spiegel“ verglich ETFs auf den MSCI World neulich mit dem VW Golf. Und berichtete, wie ein ganzer Schwung anderer Medien, über eine Schwächephase des Welt-Index‘ und die Kritik, die seit einigen Monaten lauter wurde. Die Kernfrage: Ist die Investmentidee wirklich so gut?
Seit zwei Jahren tritt der MSCI World nämlich auf der Stelle. Im Dezember 2021 kostete ein Anteil des iShares Core MSCI World, der meistverkaufte ETF auf den Index, gut 79 Euro. Anfang dieser Woche lag der Preis nicht etwa höher, sondern eher bei 78 Euro. Wo ist da die versprochene Rendite?
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Selbst das klassische Tagesgeldkonto wäre in der Zeit besser gelaufen. Insgesamt pendelte der ETF-Kurs in den zwei Jahren zwischen 79 und 66 Euro hin und her. Vor allem September und Oktober waren von Kursverlusten geprägt, im November ging es dann wieder aufwärts.
Börsenkrisen: MSCI World hat Einbrüche bisher immer aufgeholt
Dazu passen zwei Gedanken: Zum einen sollte ein Börsen-Investment immer langfristig angelegt werden. Zwei Jahre Seitwärtsbewegung sehen deutlich weniger traurig aus, wenn man die Perspektive eines ganzen Jahrzehnts oder sogar länger einnimmt. Auswertungen des Geldratgebers Finanztip zeigen, dass der MSCI World in den vergangenen Jahrzehnten nach 15 Jahren immer im Plus landete. Für kürzere Zeiträume war das aber eben nicht unbedingt so.
Das ist der Preis, den Anleger dafür zahlen, dass sie grundsätzlich auf eine gute Rendite hoffen können. Gerade, wer während der Pandemie erstmals einen Aktiensparplan gestartet hat, muss verinnerlichen, dass es immer wieder Krisen und Kurseinbrüche gibt – aber zum Glück im Zeitverlauf von einem immer höheren Startniveau.
ETF auf MSCI World: Zu stark von USA abhängig?
Kontroverser wird über den zweiten Aspekt gestritten, die konkrete Mischung des MSCI World. Er umfasse zu wenige Länder, er räume den größten Konzernen zu viel Platz ein und hänge stark von den US-amerikanischen Technologieriesen wie Google, Apple, Microsoft und Amazon ab – so die Kritiker.
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Die Fakten kann jeder leicht prüfen. Nicht die ganze Welt steckt im MSCI World, sondern nicht mal zwei Dutzend Staaten, davon die USA mit 70 Prozent und erst mit großem Abstand Japan, Kanada und europäische Länder. Und in der Tat nehmen von den insgesamt rund 1500 Unternehmen die größten zehn Ländern knapp ein Fünftel des angelegten Kapitals ein.
Vorteil MSCI World: Langfristig geringeres Risiko
Nur: Ist all das ein größeres Problem? Und wie könnte eine Alternative aussehen? Wenn es von der Zustandsbeschreibung zur Handlungsempfehlung geht, wird die Kritik am Index und „seinen“ ETFs oft kleinlaut. Manche Strategien sind einigermaßen gleichwertig, vor allem die Einbeziehung von weiteren Ländern wie China, Indien oder Brasilien.
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Mischt man die sogenannten Schwellenländer bei, ändert sich die Gesamtrendite aber nicht sehr stark. Die Kritik an der USA-Dominanz verkennt außerdem, dass die meisten Konzerne ihr Geld weltweit verdienen.
Alternative zum MSCI World: Mit dieser hätten Anleger stark verloren
Investoren können sich auch dazu entschließen, bewusst manche Weltregionen oder Branchen stärker zu gewichten. Das kann bessere Ergebnisse bringen als der MSCI World, aber eben auch deutlich schlechtere. Ein aktuelles Negativbeispiel ist der „Global Clean Energy“-Index, ebenfalls von Mathematikern errechnet, aber mit engerem Fokus. Bis Anfang 2021 legte der zugehörige ETF eine steile Aufwärtsbewegung hin – stürzt aber seitdem ab und ist aktuell weniger als die Hälfte wert. Gefährlich ist die Konzentration auf nur 100 Unternehmen, die alle aus einer spitz zugeschnittenen Wirtschaftsbranche kommen.
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Daher passt der Vergleich mit einem VW Golf auch nicht optimal. Der MSCI World wäre in diesem Zusammenhang eher eine eierlegende Wollmilchsau auf Rädern. Mit vielen Motoren der unterschiedlichsten Hersteller, dazu Reifen, die nicht bei jedem Wetter ein Spitzentempo zulassen, aber im Durchschnitt doch solide ans Ziel bringen.