Berlin. Nach Bettwanzen-Fällen in Paris fragen sich viele: Wie kann ich bei mir einen Befall verhindern? Ein Experte verrät, wie Sie vorbeugen.
Nachdem Paris im Spätsommer den Kampf gegen die Bettwanzen-Plage ausgerufen hatte, machten sich auch viele Reisende in Deutschland Sorgen: Wie kommen die blutsaugenden Insekten überhaupt in meine Wohnung und wie kann ich verhindern, dass ich welche aus dem Urlaub einschleppe? Jeder kann konkrete Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, erklärt Schädlingsbekämpfer Kai Scheffler.
Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands (DSV) verrät im Interview mit unserer Redaktion, worauf man während und nach einer Reise besonders achten sollte, wie Bettwanzen in aller Regel in die Wohnung gelangen und was viele gewöhnliche Haushaltsbesitzer mit dem Bundeskanzler gemein haben.
Herr Scheffler, wie kann ich sichergehen, dass sich Bettwanzen nicht bei mir zu Hause einnisten?
Kai Scheffler: Wenn Sie das Gefühl haben, Sie haben in einer Wohnung oder in einem Hotelzimmer geschlafen, das Bettwanzen hatte, dann würde ich immer meinen Koffer vor der Waschmaschine ausleeren, bestenfalls auf einem Fliesenboden. Die Wäsche ausschütteln und nachschauen, was auf den Boden fällt. Dann die Wäsche möglichst bei 60 Grad waschen. Was sich nicht bei 60 Grad waschen lässt, trotzdem waschen. Die Tenside, die in den meisten Waschmitteln sind, lösen auch die Eier der Bettwanzen auf.
Wie kann ich noch gegen Bettwanzen im Haushalt vorbeugen?
Scheffler: Die Eier findet man sehr häufig in den Bohrlöchern der Bettumrandung. Wenn ich irgendwo auswärts übernachte, dann nicht den Koffer aufs Bett legen, sondern im Hotel immer auf die Kofferablage, möglichst weit entfernt vom Bett. Viele Kollegen schauen immer unter die Matratze, ob sie Blutflecken finden. Ich tue das aus Selbstschutz nicht. Denn als Schädlingsbekämpfer dürften Sie eigentlich nirgendwo mehr übernachten oder essen gehen. Ich kümmere mich nicht drum und lebe damit, falls ich mal gebissen werde – wurde ich aber zum Glück noch nie.
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So wahrscheinlich ist ein Bettwanzen-Befall
Wie kann ich mir überhaupt Bettwanzen in meine Wohnung einschleppen?
Scheffler: Es ist immer so, dass entweder Sie woanders übernachtet haben oder Sie Übernachtungsgäste mit Bettwanzen im Gepäck hatten. Wenn beides nicht der Fall ist, dann geht die Wahrscheinlichkeit, Bettwanzen zu haben, gegen null.
Warum ist das so?
Scheffler: Bettwanzen nutzen immer den Wirt, dessen Kleidung oder ähnliche Dinge, um sich von A nach B zu bewegen. Oft sind das Zufälle: Die verstecken sich vielleicht in Ihrem Schlafanzug, Sie packen die Sachen dann in den Koffer und zu Hause schmeißen sie den Schlafanzug vielleicht wieder aufs Bett – und so verteilen sich in der Regel die Bettwanzen. Dass die Ihnen von außen zukriechen oder zufliegen, ist definitiv nicht so. Manchmal verteilen sie sich auch über Möbel. Wenn Sie sich zum Beispiel einen gebrauchten Sessel kaufen, der befallen ist.
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Gibt es im Laufe des Jahres eine bestimmte Saison, in der Bettwanzen vermehrt vorkommen?
Scheffler: Nein, weder im Winter noch im Sommer. Denn wir haben im Schlafzimmer nahezu gleichbleibende Temperaturen. Ich würde sagen, die Saison ist immer eher dann, wenn die Leute viel reisen. Nach den Ferien mag das in Privathaushalten immer ein bisschen mehr sein. Aber diese sind gar nicht so häufig befallen.
Hier kommen Bettwanzen besonders häufig vor
Wo kommen Bettwanzen stattdessen häufiger vor?
Scheffler: Häufig geht es um Hotels, um Gemeinschafts- oder Flüchtlingsunterkünfte. Und, eher außerhalb von Deutschland, in Unterkünften, in denen viele Backpacker übernachten, etwa in Australien. Teilweise auch in Flughafenhotels, wo Leute mal eine Nacht verbringen. Überall dort, wo viel Bewegung herrscht.
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Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass man sich Bettwanzen einfängt?
Scheffler: Aus meiner Sicht gering. Ich habe keine Sorgen vor Bettwanzen, und jeder sollte auch nicht meinen, das wäre gerade ein Riesenproblem. Ich kenne privat keinen Fall, und ich kenne viele Menschen. Ja, es wird seit Jahren stetig mehr, weil die Leute wieder mehr reisen. Aber wir haben im Moment keine explosionsartigen Anwüchse. Warum wird es mehr? Weil in manchen Ländern die Toleranz gegenüber Bettwanzen einfach größer ist als hier in Deutschland. Dort ist es teils nicht ungewöhnlich, dass man mal solche Tiere in der Wohnung hat. Das hat aber ausdrücklich nichts mit der Sauberkeit der Menschen dort zu tun. Im Grunde können Bettwanzen jeden treffen: mich, Sie, sogar den Bundeskanzler.