Nationalparks im Herbst: In Deutschland präsentiert sich Mutter Natur jetzt besonders farbenprächtig
Um durch unberührte Wildnis zu streifen, muss man nicht um den halben Erdball jetten: Die Vielfalt von Pflanzen, Tieren und geologischen Formationen in deutschen Nationalparks wird manch weit gereisten Naturfreund überraschen.
Einen Dschungel mitten in Deutschland finden Urlauber etwa im Nationalpark Hainich. Im Westen Thüringens zwischen Eisenach und Mühlhausen prägen Büsche und Altholzbestände die Wildnis, in der Wildkatzen heimisch sind. Auf 18 markierten Wanderrouten und insgesamt 35 Kilometern an Radwegen entdecken Urlauber die Schönheiten des Nationalparks, der das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands darstellt. Bis in den Dezember hinein finden jedes Wochenende Führungen statt: Die Teilnehmer erkunden den Wald mit den Nationalpark-Rangern und suchen Pilze. Kinder basteln oder begeben sich auf Schatzsuche.
In Deutschland gibt es 14 Nationalparks, 17 Biosphärenreservate und 101 Naturparks. Da Naturschutz in der Bundesrepublik Sache der Länder, die Natur aber grenzenlos ist, bedarf es einer übergreifenden Koordinierung. Die übernimmt die 1991 gegründete Dachorganisation Europarc Deutschland. Nationalparks sind Landschaften, in denen Natur Natur bleiben darf und sich nach ihren eigenen Gesetzen entwickelt. Dazu gehört, dass der Mensch auch bei Ereignissen wie Stürmen, Insekten- oder Pilzbefall nicht eingreift. Besucherzentren informieren über Besonderheiten, Wanderrouten, Führungen und Ausflugsmöglichkeiten, Unterkünfte finden sich meist in der Umgebung.
Nicht erlaubt sind Zelten, Fischen oder das Befahren von Flüssen und Seen. Diese Regeln gelten auch im Bayerischen Wald, dem ältesten Nationalpark Deutschlands. Zusammen mit dem angrenzenden Böhmerwald ist er das größte zusammenhängende Waldgebiet Europas. Neben 300 Kilometern Wanderwegen sind 200 Kilometer Radwege ausgewiesen. Bei Führungen kann man Uhu, Luchs und Wolf begegnen. Vor kurzem hat zudem ein Baumwipfelpfad eröffnet: Er ist 1300 Meter lang und verläuft in einer Höhe zwischen acht und 25 Metern.
Erst vor fünf Jahren wurde auf Staatsforstflächen und dem Gelände des Truppenübungsplatzes Vogelsang der erste Nationalpark Nordrhein-Westfalens ausgewiesen: Der Nationalpark Eifel erstreckt sich über 110 Quadratkilometer von der belgischen Grenze bei Wahlerscheid bis ins Rurtal bei Brück, vom Ostufer des Rursees bis vor die Tore Gemünds. Majestätische Buchenwälder wechseln mit Eichenbeständen an felsigen Südhängen, schattig-kühle Schluchtwälder mit zartblättrigen Farnen und malerischen Bachtälern bieten für Wanderer und Radfreunde viele Möglichkeiten. Neben Rothirsch, Biber und Schwarzspecht beherbergt der Park etwa 1000 Wildkatzen – das größte Vorkommen Deutschlands.
Doch nicht nur unter wogenden Wipfeln, auch am Meer lassen sich im Herbst sehr gut neue Kräfte schöpfen: Der Nationalpark Wattenmeer beeindruckt mit einer besonderen Kombination von Sand, Dünen, Salzwiesen, Inseln und Halligen. Interessant ist die Landschaft im Herbst vor allem für vogelkundlich Interessierte: Bis zu 200 000 Wildgänse sind es allein an der niedersächsischen Küste, die von ihren arktischen Brutgebieten kommen und in der Küsteregion rasten. Wenn dann die Vögel in Keilformation und mit ihren so typischen Schreien an einem klaren Herbsttag über einen hinweg ziehen, ist das mit Sicherheit ein unvergessliches Erlebnis.