Essen. Insgesamt 50 Schwimmspielzeuge hat der Tüv Rheinland passend zur Urlaubssaison getestet. Das Ergebnis der Tester ist dabei erschreckend, denn fast die Hälfte aller getesteten Wasserspielzeuge dürften wegen ihrer Sicherheitsmängel nicht in der Europäischen Union verkauft werden.

Mit einem breiten Lachen strahlt die schwimmende Comicfigur das Kleinkind für ein paar Sekunden an – dann versinkt es im Wasser. „Kinder ertrinken lautlos, sie schreien nicht“, sagt Christiane Reckter. Sie holt die Puppe in Kindsgröße vom Boden des Schwimmbeckens und setzt sie abermals in den blauen Schwimmsitz mit dem fröhlichen Comichelden. Wieder hält sich der Körper nur einige Sekunden, kippt dann mit dem ganzen Sitz vornüber und geht unter.

Insgesamt 50 solcher Schwimmspielzeuge haben Christiane Reckter und ihre Kollegen vom TÜV Rheinland getestet. Das erschreckende Ergebnis: 20 davon dürften wegen Sicherheitsmängeln so in der Europäischen Union gar nicht verkauft werden. Doch alle Artikel kauften die Tester in Buden und Souvenirshops an EU-Stränden: in Deutschland, Belgien, Griechenland, Italien, den Niederlanden und Spanien.

Schon seit mehreren Jahren führt der TÜV Rheinland seine „Sommer-Tests“ durch. Die Ergebnisse hätten sich seitdem „von katastrophal über erschreckend bis zu nicht hinnehmbar“ entwickelt, sagt TÜV-Sprecher Hartmut Müller-Gerbes. Die entdeckten Mängel beinhalten in diesem Jahr verschluckbare Kleinteile, mangelhafte Warnhinweise und Schadstoffe im Material. So fanden die Prüfer in mehreren Produkten zu große Mengen von Phtalat-Weichmachern und anderen Stoffen, die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen.

Sechs der getesteten Schwimmsitze sind laut TÜV lebensgefährlich

Die Hersteller des Schwimmspielzeugs könnten sich ohne Probleme den höheren Ansprüchen anpassen, betont Müller-Gerbes: „Wir reden hier nicht von Dingen, wo man sagt, das geht nur mit riesigem technischen Aufwand.“ Vielmehr habe der TÜV in den Tests nur die Mindeststandards angelegt.

Allein sechs der getesteten Schwimmsitze für Kleinkinder seien lebensgefährlich, ermittelten die Tester: Die Kinder könnten herausrutschen oder gleich mit dem ganzen Ring kentern. Aber auch bei den sicheren Modellen müsse den Eltern klar sein: „Diese Geräte sind keine Spielzeuge“, warnt Expertin Reckter. „Denn was wir immer wieder feststellen: Die Aufsichtspflicht der Eltern kann man leider nicht normen und prüfen.“

Wer im Urlaub ein Schwimmspielzeug kaufe, solle lieber nicht direkt am Strand zuschlagen: „Gehen Sie lieber eine Straße weiter“, rät TÜV-Experte Rainer Weiskirchen. Dort seien Filialen größerer Handelsketten zu finden – „und die haben alle ein Qualitätsmanagement-System“.

Produkte, die die Prüfer an deutschen Stränden erwarben, schnitten im Test am besten ab: Von acht in Deutschland gekauften Gummitieren bestanden nur zwei den Test nicht – weil die Verpackung einen formal fehlerhaften Warnhinweis enthielt. So empfiehlt Reckter, das Wasserspielzeug in der Heimat zu kaufen: „Die Marktaufsicht funktioniert in Europa mehr oder weniger nur in Deutschland.“

Mit allen Sinneneinkaufen

Wer dann doch erst am Strand vor der Wahl stehe, solle am besten „mit allen Sinnen einkaufen“. Denn: „Wenn das Produkt unangenehm riecht, schlecht verarbeitet ist oder Rechtschreibfehler in der Anleitung sind, dann lege ich es besser zurück.“ Beim Kauf von Schwimmsitzen sollten die Kinder besser nicht selbst die Auswahl treffen. Denn obwohl Comicfiguren Sympathien wecken: Bunte und aufregende Schwimmsitze seien kein Zeichen für Qualität – oft eher im Gegenteil.