Damit hatte keiner gerechnet. Der Abflug von Achim Hunold als Chef bei Air Berlin hat die ganze Branche überrascht. Der kantige Airline-Manager hat wohl (wieder einmal) aus dem Bauch heraus entschieden. Dies zeigt sich an dem kleinen Detail, dass wir beide eigentlich am Montag dieser Woche zum Reise-Journal-Sommer-Interview in der Sylter Sansibar verabredet waren. Der Termin wurde gecancelt, ebenso wie inzwischen etliche Flugverbindungen der zweitgrößten Airline, die gerade von ihrem Schuldenberg erdrückt wird.
Betrachtet man die Reaktionen auf Hunolds Rückzug, fallen zwei Dinge auf. Zum einen die ungeheure Häme, die nun auf Hunold niederprasselt. Für mich persönlich unverständlich, auch wenn Hunold sich zweifelsohne in der Summe zu viele Fehler geleistet hat. Zum anderen ist eine große Nervosität bei Flughäfen und Veranstaltern zu verspüren, denen offenbar bewusst wird, dass eine trudelnde Air Berlin auch für ihr Geschäft schlecht ist.
Wie geht es nach der Zäsur weiter? Es wird knallhart gespart, Air Berlin muss sich auf das konzentrieren, was auch rentabel ist. Folgerichtig müsste sich die Airline neu ausrichten. Air Berlin war zuletzt alles und damit aber auch nichts. Billigflieger, Businessflieger, Städteflieger, Fernflieger, Pauschalflieger und Inlandsflieger. Man darf gespannt sein, wie Mehdorn und sein Nachfolger die Airline jetzt auf Kurs bringen.