Essen. Auf einer Fläche von fast zehn Millionen Hektar werden in Europa Bio-Lebensmittel angebaut. Doch in NRW ist der Ökolandbau trotz stark wachsenden Marktes kaum gestiegen. Nun will die Landesregierung mit einem Pilotprojekt für bessere Rahmenbedingungen im Land sorgen.
Die positiven Nachrichten wollten gar kein Ende nehmen bei der BioFach 2012, der Weltleitmesse für Bio-Produkte in Nürnberg. Steigende Umsätze in diesem Marktsegment weltweit, eine Anbaufläche von mittlerweile fast zehn Millionen Hektar allein in Europa, wachsende Unterstützung auch von politischer Seite für die Branche in Deutschland – kein Wunder, dass bei vielen Akteuren in den Messehallen eitel Sonnenschein herrschte.
Bio-Prognose für 2012 sieht deutliche Wachstumsraten
Bundesweit, hatte das Berliner Landwirtschaftsministerium schon vorab vermeldet, legten die Verbraucher 2011 Ökowaren im Wert von knapp sechs Milliarden Euro in ihre Einkaufswagen. Und für 2012 rechnen die Marktexperten unisono erneut mit deutlichen Wachstumsraten im Biolebensmittelmarkt.
Ein wenig Wasser in den Wein der Freude goss allerdings Udo Paschedag, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen. „Wir stellen fest, dass der Ökolandbau in NRW trotz des wachsenden Marktes in den letzten Jahren nur sehr verhalten gewachsen ist“, erklärte er. Das Marktpotenzial für Biolebensmittel werde in NRW leider nicht ausgeschöpft: „Bis zu 50 Prozent unserer Biowaren stammen aus anderen Bundesländern oder dem Ausland.“ Gerade bei Produkten tierischer Herkunft wie Milch, Eiern oder Schweinefleisch übersteige die Nachfrage die heimische Produktion deutlich.
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Laut den statistischen Daten des Ministeriums gab es 2011 in NRW 1800 landwirtschaftliche Ökobetriebe, die rund 67.700 Hektar Fläche bewirtschafteten. Das entspricht 4,6 Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche im Land und fünf Prozent aller Bauernhöfe. Der Flächenzuwachs bewegte sich zuletzt zwischen knapp 1000 und 5000 Hektar pro Jahr – zu wenig, um die deutlich stärker zunehmende Nachfrage nach Produkten aus heimischer Erzeugung zu decken.
Landesregierung steuert gegen
Die Landesregierung steuert deshalb aktiv gegen. „Mit einem umfangreichen Unterstützungspaket schaffen wir bessere Rahmenbedingungen für die Ausweitung der Ökolandwirtschaft“, erklärte Udo Paschedag. Ganz aktuell startete das Landesministerium zudem ein Pilotprojekt zur besseren regionalen Vermarktung von Öko-Lebensmitteln. In Ostwestfalen-Lippe wird zwei Jahre lang getestet, wie die heimischen Landwirte das offensichtlich vorhandene Potenzial auf der Nachfrageseite stärker als bisher ausschöpfen können.
Auch der große NRW-Gemeinschaftsstand auf der BioFach, gehört zu den unterstützenden Maßnahmen. Auf 830 Quadratmetern präsentierten 31 Unternehmen die Vielfalt der Bioprodukte aus NRW. Und konnten sogar einen Preisträger aus den eigenen Reihen feiern: Der „Organic Limoncello Zitronen Liqueur“ der Destillerie Dwersteg aus Steinfurt wurde von den rund 40 000 Fachbesuchern zu einer der besten Neuheiten des Jahres 2012 erkoren.