Stuttgart.

Viele Heimpatienten bekommen ungeeignete Medikamente. Besonders fatal: Dadurch können auch gefährliche Arznei-Kombinationen entstehen, die keinesfalls ungefährlich sind.

Pflegeheimbewohner mit erhöhtem Blutdruck erhalten oft für sie ungeeignete Medikamente oder sogar gefährliche Kombinationen. Dies ergab eine Studie, die in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ veröffentlicht wurde. Die Wissenschaftlerin Marita Kölzsch vom Institut für Klinische Pharmakologie und Toxikologie an der Berliner Charité wertete dafür die Verordnungen von mehr als 8.500 Versicherten einer Krankenkasse aus.

Das Ergebnis: Den meisten Bewohnern im Alter von 65 bis 106 Jahren, bei denen eine Hochdruckerkrankung bekannt war, wurden Medikamente verschrieben. Unter den durchschnittlich sechs Arzneimitteln, die die Bewohner einnahmen, befanden sich häufig ein oder mehrere sogenannte Antihypertensiva.


Viele Medikamente für ältere Menschen ungeeignet

Bei einem Sechstel aller Bewohner wurden die Medikamente verordnet, ohne dass Kölzsch und ihre Kollegen in ihrer Analyse dafür einen nachvollziehbaren Grund fanden. Bedenklich sei auch, dass häufig Wirkstoffe verordnet würden, die für alte Menschen nur begrenzt geeignet seien, schreibt die Forscherin.

Viele Hochdruckpatienten benötigten mehr als ein Antihypertensivum, heißt es weiter. Aber nicht alle Kombinationen seien sinnvoll. Experten rieten grundsätzlich von der Verordnung zweier Mittel aus der gleichen Wirkstoffgruppe ab, da sich mit der Wirkung auch die Nebenwirkungen verstärkten. Solche potenziell ungeeigneten Kombinationen ermittelte Kölzsch bei 5,2 Prozent der behandelten Pflegeheimbewohner. Die Expertin plädiert dafür, dass alle an der Versorgung der Pflegeheimbewohner Beteiligten enger zusammen arbeiten. Sie zählt dazu neben den Ärzten auch Apotheker, die häufig Pflegeheime mit Medikamenten direkt beliefern. Auch die Pflegenden sollten in die Zusammenarbeit einbezogen werden. (dapd)