Stuttgart. Ein Gemeinschaftsunternehmen deutscher Konzerne soll den schwachen nationalen Elektroauto-Markt ankurbeln. Darauf verständigten sich nun Daimler, BMW, Bosch, Siemens, EnBW und RWE. Ziel sind flächendeckende und herstellerunabhängige Ladestationen in ganz Deutschland.

Bei der Durchsetzung der Elektromobilität in Deutschland drückt die Industrie aufs Tempo. Sechs der wichtigsten Konzerne Deutschlands wollen noch im ersten Halbjahr 2012 ein Gemeinschaftsunternehmen zum Ausbau einer Infrastruktur für Elektromobilität gründen. Die Autobauer Daimler und BMW, der weltgrößte Autozulieferer Bosch, der Mischkonzern Siemens sowie die Energieversorger EnBW und RWE unterzeichneten eine entsprechende Absichtserklärung am Donnerstag in Stuttgart, wie die Partner mitteilten.

Der Standort des Unternehmens soll einem Bosch-Sprecher zufolge Berlin sein. Über die Mitarbeiterzahl konnte er noch nichts sagen. "Das wird sich langsam aufbauen." Benötigt würden aber vor allem Softwarespezialisten. Hauptziel des Gemeinschaftsvorhabens ist es nämlich, eine gemeinsame Plattform aufzubauen, über die Nutzer von Elektrofahrzeugen bundesweit an jeder Ladesäule laden und zahlen können.

Herstellerunabhängige Ladeinfrastruktur

So sollen Insellösungen vermieden werden. Die ersten Ergebnisse sollen schon in diesem Jahr zu sehen sein. Laut dem Sprecher kommt es jetzt darauf an, zu zeigen, dass die verschiedenen bisherigen Lösungen geordnet zusammengefasst werden können. Die Partner schauen aber auch über die Grenzen Deutschlands hinaus. "Wir wollen das auch europäisch ausrollen", sagte der Sprecher. Die vorläufige Führung des Unternehmens soll zunächst Patrick Müller übernehmen, derzeit Manager im Ressort Vertrieb und Netze der EnBW.

Eine Sprecherin des drittgrößten deutschen Energieversorgers sagte, die Plattform solle eine Standardisierung und Barrierefreiheit für Elektromobilität in Deutschland schaffen. Der Konzern bewege sich damit weg von Pilotprojekten mit verschiedenen Partnern und hin zu einer herstellerunabhängigen Ladeinfrastruktur.

Nationale Plattform für Elektromobilität

Der Bosch-Sprecher sagte, dass die Zusammenarbeit für weitere Unternehmen zugänglich sei. "Das Angebot ist ein offenes und ich glaube nicht, dass das ausgeschlagen werden wird", sagte er. Die Bundesregierung will bis zum Jahr 2020 eine Million Elektroautos auf deutschen Straßen haben. Für dieses Ziel hat sie zusammen mit Wirtschaft, Wissenschaft und Verbänden die Nationale Plattform Elektromobilität (NPE) gegründet. Eine direkte Förderung von Elektroautos lehnt die Regierung bisher allerdings ab.

Der Markt für Elektroautos in Deutschland kommt aber offenbar nicht in Gang. In den ersten elf Monaten 2011 sind laut CAR-Center Automotive Research an der Universität Duisburg-Essen insgesamt 1.801 Elektroautos neu angemeldet worden. Nur 101 Fahrzeuge seien von Privatkunden gekauft worden. (dapd)