Essen. Masern sind eine gefährliche Viruserkrankung. Die Zahl der Erkrankungen nimmt zu: Bis Juni 2013 waren es bereits 905 Masernfälle, so das RKI. Jährlich sterben ein bis zwei Menschen an den Folgen der Masern. Wenn Eltern oder Großeltern nicht geimpft sind, können sie Kinder anstecken.

Kleinkinder, so eine Studie, sind nicht richtig gegen Masern durchgeimpft. Fast siebzig Prozent fehlt der komplette Schutz, so die Kassenärzte. Sie hatten eine Untersuchung mit 550.000 Kindern ausgewertet, die 2008 geboren wurden. Gesundheitsminister Daniel Bahr will deshalb die Impfrate verbessern – aber nicht nur die der Kinder. Auch die der Erwachsenen. Denn nicht geimpfte Erwachsene stellten eine große Gefahr für die Kleinen dar.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) zeigt sich ebenfalls alarmiert von der Impflücke bei Erwachsenen. Das Gefährliche daran sei, dass die Öffentlichkeit das kaum wahrnehme, so Susanne Glasmacher vom RKI. Die am RKI ansässige Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt deshalb dringend allen Erwachsenen ab Jahrgang 1971 die Impfung gegen Masern. „Frühergeborene haben die Masern zum größten Teil durchgemacht.“ Und seien damit sozusagen immun.

Warum sollten Erwachsene geimpft sein?

Glasmacher: Erstens, weil die Gefahr von Komplikationen steigt, je älter der Betroffene ist. Das Masern-Virus setzt die Immunabwehr im Körper herab, dadurch schaffen es auch andere gefährliche Erreger, den Organismus zu befallen. Es kann so zu schlimmen Entzündungen im Körper kommen, auch zu Lungenentzündungen, die ja sogar tödlich verlaufen können.

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Zweitens, weil nicht geimpfte Erwachsenen Kinder infizieren können. Ein Neugeborenes hat durch die Mutter zwar einen Schutz vor Masern. Doch dieser Schutz verliert sich nach einigen Monaten. Die erste Impfung aber kann mit neun Monaten erfolgen – es kommt also zu einer enormen Lücke, die extrem gefährlich ist. Kommen diese Säuglinge mit Menschen zusammen, die an Masern erkrankt sind, hat das Kind kaum Abwehrkräfte.

Was kann dann passieren?

Die ganz winzigen Babys sind besonders gefährdet, an der furchtbaren Hirnerkrankung SSPE (subakute sklerotisierende Panenzephalitis) zu erkranken, einer Spätfolge der Masern. Das Kind siecht über Monate oder Jahre nach der Diagnose vor sich hin. Es hat keine Chance zu überleben.

Ein Kind, das dieses Jahr an SSPE gestorben war, soll sich im der Klinik bei einem infizierten Arzt angesteckt hat. Sollte medizinisches Personal pflicht-geimpft sein?

Ein schwieriges Feld. Die Impfung des Arztes fällt unter den Arbeitsschutz. Hierbei geht es allein um den Arzt, nicht um den Patienten. Stellen Sie sich mal vor, man zwingt Ärzte dazu, sich impfen zu lassen? Das kann zu Kündigungen führen. Bei dem Ärztemangel kann man sich das kaum erlauben.

Wenn Erwachsene sich impfen lassen wollen – was müssen sie tun?

Sie sollten mit ihrem Impfpass zum Arzt gehen. Ist kein Impfpass da, kann man mit dem Arzt besprechen, was zu tun ist.

Die Masernimpfung wird als Kombinationsimpfung Masern-Mumps-Röteln angeboten. Kann man sich auch nur gegen Masern impfen lassen?

Theoretisch ja, aber es gibt zur Zeit keinen uns bekannten Einzel-Impfstoff auf dem deutschen Markt. Auch Erwachsene werden mit dem Kombi-Impfstoff geimpft.

Wie sicher ist der Impfstoff?

Er gilt als sehr sicher. In der über 40-jährigen Erfahrungen hat er sich als sehr zuverlässig erwiesen.

Der Impfstoff wird in der Hühnerzelle hergestellt. Das kann Probleme bei Menschen mit einer Hühnereiweiß-Allergie auslösen.

Liegt eine solche Allergie vor, muss das unbedingt mit dem Arzt besprochen werden.