Düsseldorf/Köln. Nächtlicher Fluglärm macht Menschen laut zwei Studien zum Flughafen Köln/Bonn krank. Demnach erhöht der Fluglärm Risiken für Herz-, Kreislauf- und psychische Erkrankungen. Am Flughafen Köln/Bonn mit seiner unbeschränkten Nachtfluggenehmigung werden jährlich 35.000 Nachtflüge durchgeführt.

Nächtlicher Fluglärm macht Menschen krank. Zwei Studien zum Flughafen Köln/Bonn belegen die wachsenden Risiken für Herz-, Kreislauf- und psychische Erkrankungen. Am Flughafen Köln/Bonn mit seiner unbeschränkten Nachtfluggenehmigung werden jährlich 35.000 Nachtflüge durchgeführt – mit steigender Tendenz. Der Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm, Helmut Breidenbach, forderte ein Verbot des Passagierflugs in der Nacht sowie eine Verringerung der nächtlichen Frachtflüge.

In der Studie des Bremer Epidemiologen Eberhard Greiser werden die Krankheitskosten durch Fluglärm im Umfeld des Flughafens Köln/Bonn für die Jahre 2012 bis 2021 mit insgesamt 274 Millionen Euro berechnet. Danach wären bei 400.000 betroffenen Anwohnern 3700 zusätzliche Erkrankungsfälle zu erwarten. Die Zehn-Jahres-Prognose im Auftrag des Bundesumweltamtes sagt den Verlust von insgesamt „11.000 Lebensjahren“ voraus.

Neuer Antrag zum Passagier-Nachtflugverbot geplant

Nach Angaben des stellvertretenden Vorsitzenden der Lärmschutzgemeinschaft Flughafen Köln/Bonn, Wolfgang Hoffmann, beträgt der Anteil der Passagierflüge an den Nachtflügen in den Urlaubsmonaten März bis September bis zu 40 Prozent. Zwar hatte die rot-grüne Landesregierung im Koalitionsvertrag ein Passagiernachtflugverbot in Köln/Bonn festgeschrieben. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) hatte den Antrag aber „aufgrund erheblicher Zweifel an der Rechtmäßigkeit“  blockiert. NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) sowie der Verkehrsexperte der NRW-Grünen, Arndt Klocke, wollen nach der Bundestagswahl erneut einen Antrag zum Passagier-Nachtflugverbot für den Flughafen Köln/Bonn stellen.

Breidenbach kritisierte, dass anders als am Flughafen Leipzig in Köln/Bonn bisher kein Verbot stundenweise für Passagier-Nachtflüge verhängt worden sei. „Der Flughafen ist nach einem Dornröschenschlaf zu einem der größten Nachtflughäfen der Republik geworden“, klagte Breidenbach. Bisher habe sich das Land als Bundesauftragsverwaltung mit einem Flugverbot nicht durchgesetzt. Breidenbach warf dem Flughafen Köln/Bonn vor, mit der Drohung von Arbeitsplatzverlusten zu „tricksen“. Auch sei das Märchen, dass Passagiermaschinen leiser seien als Frachtflieger, schlicht nicht wahr.

Fluglärm-Gegner verweisen auf negative finanzielle Bilanz der Nachtflüge

Die Bundesvereinigung gegen Fluglärm forderte, die Passagierflüge in der nächtlichen Kernzeit einzustellen und auch die Zahl der Frachtflüge zwischen Mitternacht und fünf Uhr deutlich zu vermindern. Neben gesundheitlichen Risiken verweisen die Fluglärm-Gegner auch auf die negative finanzielle Bilanz der Nachtflüge. So habe der Flughafen Köln/Bonn in den vergangenen fünf Jahren jeweils gerade 3,5 Millionen Euro Gewinn gemacht. Dem stünden aber für jede Million Euro Gewinn für die kommenden zehn Jahre 7,8 Millionen Euro Krankheitskosten gegenüber, heißt es in den Studien.

Professor Greiser listete auf, dass bis 2021 zusätzlich 1200 Herz- und Kreislauferkrankungen bei Anwohnern in Köln/Bonn zu erwarten sind. Fast 100 Fälle von Depressionen, sowie mehr als 300 Psychosen und fast 700 Demenz-Erkrankungen könnten auf den Fluglärm zurückgeführt werden, rechnete Greiser vor.