Zauchensee. In Zauchensee geht ein früherer Abfahrts-Profi mit seinen Gästen auf die Piste: Michael Walchhofer. Hier hat er einst seine ersten Schwünge gemacht.
Langsam kann er nicht. Zwar spricht Michael Walchhofer immer wieder davon, die Pisten in Zauchensee gemütlich hinunterzufahren. So, dass jeder seiner Mitfahrer ihm hinterherkommt - nicht nur die furchtlosen Rennfahrer, die seit Kindertagen auf den Skiern stehen. Doch Walchhofer ist Profi im Ruhestand, Abfahrts-Weltmeister, Weltcup-Sieger. Von weiten Bögen hält er nichts. Seine Disziplin ist der Speed. Und: Er kennt das Skigebiet im Salzburger Land wie seine sprichwörtliche Westentasche. Denn hier hat er das Skifahren gelernt.
Mit den Gästen auf die Piste
Im Winter geht er gelegentlich mit den Gästen auf die Piste. Die Familie Walchhofer gehört zu den Urgesteinen in dem kleinen Ort. Das ganze Jahr über wohnen exakt 51 Menschen hier auf 1350 Metern Höhe. Im Winter stehen gut 1800 Hotelbetten für die Wintersportgäste bereit. Viel los ist trotzdem nicht. Wer bummeln gehen will oder einen Supermarkt sucht, muss ins nahe gelegene Altenmarkt fahren. Vor 50 Jahren standen in Zauchensee nur ein paar Almhütten.
Skifahren mit dem Weltmeister
"Da hatten ein paar Leute eine Vision, als sie den Ort für den Wintersport erschlossen", sagt Veronika Scheffer, die Geschäftsführerin der Zauchensee Liftgesellschaft. Einer davon war ihr Vater, auch die Walchhofers waren dabei. "Hier gab es keine Infrastruktur, keine Straße und keinen Strom", sagt sie. Trotzdem gab es einen Lift, der zu Beginn jeden Sommer wieder abgebaut wurde. Dann entschloss man sich, eine feste Bergbahn zu bauen. Heute werden die rund 82 Pistenkilometer von 33 Liftanlagen bedient - in Zauchensee, Flachauwinkl und Kleinarl sowie in Radstadt und Altenmarkt.
Drei Kilometer lange Strecke
Auf der steilsten Piste in Zauchensee kennt sich Walchhofer bestens aus - obwohl sie nicht zum Repertoire der Männer gehört. Die Weltcup-Piste ist einzig den Damen im Rennzirkus vorbehalten. Und die brauchen einen langen Atem auf der drei Kilometer langen Strecke, die auf 2176 Metern losgeht und 796 Meter niedriger endet. "Oben stürzt man aus dem Starthaus heraus, da ist man fast im freien Fall", sagt Walchhofer. Nur fünf Sekunden dauert es bei 70 Prozent Neigung, bis die Rennfahrer auf 100 Stundenkilometer beschleunigt haben.
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Skifahrer und Wanderer können heute mit einer kleinen Standseilbahn auf das Plateau fahren, auf dem alle zwei Jahre das Starthaus für den Weltcup aufgebaut wird.
Das erste Stück der Piste wird nur für diesen Zweck präpariert. Sonst ist hier ein Felsen, von dem es den Schnee bläst. Der Blick ist einzigartig: bis zum Großglockner im Süden, über die gesamten Berge, die das zusammengeschlossene Skigebiet Ski amadé ausmachen mit seinen 760 Kilometern Pisten. Hier oben spielt Geschwindigkeit dann einen Moment lang mal keine Rolle. (dpa)