Playa de Palma.. Die Terrorgefahr ist auf Mallorca schon seit längerem ein Thema. Hoteliers und Guardia Civil beteuern, soweit alles unter Kontrolle zu haben.
Am frühen Abend ist die Gegend um den Ballermann an Mallorcas Playa de Palma gut besucht - wie immer. Junge Männer in Fußballtrikots und Urlauberinnen im Dirndl ziehen grölend durch die Straßen. Aus Trinkhallen wie dem Megapark oder dem Bierkönig dröhnen Mallorca-Schlager, während sich erste Alkoholleichen auf den Tischen der Strandbars zur Ruhe betten. Angst ist bei den Feierwütigen auf der Ferieninsel trotz der Terroranschläge in anderen europäischen Ländern kaum zu spüren. Dabei sind im Party-Paradies Palma erst vor wenigen Tagen vier mutmaßliche Islamisten festgenommen worden.
"Ich fühle mich hier eigentlich sicherer als in Deutschland", sagt Daniela aus Bielefeld, die seit Jahren mit ihrem Mann Peter regelmäßig Gast ist auf "Malle". Höchstens die Betrunkenen erzeugten ein mulmiges Gefühl. "Aber man muss auch sagen, dass die Polizeipräsenz in den vergangenen Jahren leider deutlich zurückgegangen ist", klagt die Deutsche.
Zahl der Sicherheitskräfte auf den Balearen wird erhöht
Diesem Eindruck widerspricht ein Sprecher der Delegation der spanischen Zentralregierung auf Mallorca energisch. "Wir haben in den Touristenzentren mehr Polizisten als je zuvor", betont er.
Erst kürzlich hatte die Chefin der Polizei- und Sicherheitsbehörden, Maria Salom, angekündigt, dass die Zahl der Sicherheitskräfte auf den Balearen in diesem Sommer um 36,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr erhöht werde. Das betreffe neben Touristenzentren auch Flughäfen, Häfen, Großevents und Hotels. "Diese Maßnahmen gelten ganz allgemein der Sicherheit der Besucher und der Einheimischen, dienen aber natürlich auch der Terrorprävention", heißt es zur Begründung.
Ähnliche Standards wie in Ägypten
Auch die Hoteliers haben vorgesorgt. Örtliche Medien berichteten zuletzt, 20 Hotels auf der Insel wollten mit Hilfe externer Experten die Sicherheitsmaßnahmen der Häuser überprüfen und verschärfen. Dazu gehöre auch die Schulung des Personals, das vor allem lernen soll, wie es sich im Falle eines Angriffs zu verhalten hat. Dabei gelten ähnliche Standards wie in den terrorgeplagten Ländern Ägypten und Tunesien gelten, hieß es. Die Hotels seien aber ohnehin bereits sehr sicher, versichert eine Sprecherin des Hoteliersverbands FEHM: "Wir ergreifen alle zur Verfügung stehenden Maßnahmen."
Aus Kreisen der mallorquinischen Guardia Civil heißt es, die jüngsten Attentate in Großbritannien hätten die Sicherheitslage nicht verändert. "Die vor zwei Jahren vom Innenministerium ausgerufene, zweithöchste Warnstufe vier, die ein hohes Risiko eines Terroranschlags besagt, gilt weiterhin", erklärte ein Polizeisprecher. Maßnahmen wie Lkw-Sperren würden aber nur bei Großevents und dann in Absprache mit der Ortspolizei der jeweiligen Gemeinde eingesetzt.
Taschenkontrollen im Megapark
Auf dem Festland hatten Ermittler zuletzt immer wieder mutmaßliche Terrorzellen ausgehoben, zahlreiche Islamismus-Verdächtige wurden in Haft genommen, noch bevor Anschlagspläne konkretisiert werden konnten. Auf Mallorca wurde vor wenigen Tagen eine Propagandazelle zerschlagen, die radikales Videomaterial hergestellt und verbreitet haben soll. Bereits im April 2016 war auf der Insel ein junger Mann inhaftiert worden, der über soziale Medien mit Terroristen des Islamischen Staats (IS) in Verbindung gestanden haben soll. Im bevorstehenden Prozess fordert die Staatsanwaltschaft zehn Jahre Haft für den 28-Jährigen.
Beim Eintritt in den Megapark kontrollieren Sicherheitsleute an diesem Abend Rucksäcke und Taschen. Im Bierkönig nicht, aber auch hier zeigen Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma Präsenz. In der Betriebsleitung gibt man sich dennoch äußerst schmallippig, wenn es um das Thema Sicherheit geht. "Kein Kommentar", sagt ein Sprecher des Megaparks.
Touristen geben sich gelassen
Die Touristen geben sich weiter unbesorgt. An einer Strandbar am Ballermann stehen Sebastian und Simon aus Münster. Haben sie keine Angst vor möglichen Anschlägen auf das Partyvolk, wie sie etwa 2002 auf der Urlaubsinsel Bali geschehen waren? Damals starben nach einem Sprengstoffanschlag auf die Diskothek "Sari Club" mehr als 200 Menschen. Die Deutschen antworten gelassen: "Bisher wurden wir ja noch nicht von einer Bombe hochgejagt", ist ihre lakonische Antwort. (dpa)