Essen. Nach zwei Jahren Pandemie-Pause öffnet die Techno-Classica in Essen wieder ihre Pforten für das Publikum. Für viele Fans ist die Oldtimer-Leitmesse mit rund 2700 Schmuckstücken Freude und Ablenkung in schwierigen Zeiten - den hohen Benzinpreisen zum Trotz.

Wer sich auf der Techno-Classica einen Oldtimer kaufen kann, den schrecken auch die immens hohen Benzinpreise nicht ab. Den explodierenden Spritkosten zum Trotz erfreuen sich schon am ersten Tag der Oldtimer-Leitmesse in Essen Tausende Besucher an den auf Hochglanz polierten Klassikern. Zwischen 2500 und 3000 Exponate von etwa 1250 Ausstellern und Anbietern aus 30 Nationen sind bis Sonntag in acht Hallen des Messegeländes der Ruhrmetropole zu sehen.

"Die Stimmung in der Branche ist hervorragend", sagte Michel Franssen, Projektleiter der Techno-Classica, am Mittwoch bei der Eröffnungspressekonferenz. Nach einer "anspruchsvollen Vorbereitung" wolle man nun mit der Messe nach vorn schauen. "Wir alle in der Branche haben die persönlichen Begegnungen und Treffen vermisst."

Highlight vom Jubilar Ferrari und Sonde
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Auch wenn Klimaschützer die Nase rümpfen und die Leistungsschau der Spritfresser mit dem H-Kennzeichen kritisch beäugen - für Liebhaber historischer Autos ist nach zwei Jahren Pandemie-Pause eine Visite bei der
32. Techno-Classica eigentlich ein Muss. Zumal Franssen "eine große Vielfalt und tolle historische Fahrzeuge" versprach.

Ein besonderes Highlight der traditionsreichen Automobil-Ausstellung bietet das 75-jährige Jubiläum von Ferrari: Seit der Präsentation des Ferrari 125 S im Jahr 1947, dem ersten Modell des italienischen Nobelsportwagenherstellers, fasziniert das Unternehmen aus Maranello mit eindrucksvollen Modellen. In Essen zu sehen sind unter anderem ein Ferrari 275 GTB Long Nose und ein 250 GT Cabriolet.

Große Beachtung dürfte auch eine Sonderausstellung des Veranstalters SIHA finden, die sich dem bereits 1919 gegründeten Karosseriebauer Zagato widmet. Die Italiener kooperieren seit sechs Jahrzehnten mit der englischen Marke Aston Martin und starteten 1960 mit der Ikone DB4 GT Zagato die Zusammenarbeit. Darüber hinaus hat sich die Crème de la Crème der Autobauer aus aller Welt angesagt.

Markt erzielt Rekordzahlen

Dass es der Branche trotz Pandemie und des Krieges in der Ukraine prächtig geht, zeigt ein Blick in die Verkäufe und Erlöse bei den bedeutendsten Auktionen in den ersten drei Monaten des Jahres. "Der Oldtimermarkt hat einen hervorragenden Start in die Saison 2022 hingelegt", heißt es im Marktreport für das Frühjahr.

Sowohl bei der Scottsdale Auction Week im Januar als auch bei den Amelia Island Auktionen im März seien Rekordergebnisse erzielt worden. In Bezug auf Verkaufsvolumen, Verkaufsquote und Durchschnittspreise habe es deutliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahr gegeben, heißt es in dem Report von "Classic-Analytics".

Von Krise kann keine Rede sein

Auch steigende Benzinpreise hätten in den vergangenen Monaten nicht zu einem Einbruch bei der Nachfrage oder zu einem Preisrückgang geführt, berichten die Experten. Mehrere Gründe führen sie dafür an: Weil Oldtimer nicht so viele Kilometer im Jahr wie "normale" Autos gefahren werden, seien die Mehrkosten für Benzin minimal. Im Verhältnis zu den Anschaffungspreisen, den Kosten für Wartung, Pflege und Reparatur, fielen die Benzinpreise "kaum ins Gewicht".

Man könne nicht von einer Krise sprechen, betonte Johannes Hübner, Sprecher der Oldtimer-Messe. "Wir spüren auch keine Auswirkungen des schrecklichen Krieges in der Ukraine. Unsere Branche ist gut aufgestellt und der Markt ist im Frühjahr hoffnungsvoll gestartet." Das kann man wohl so sagen. Der teuerste Oldtimer, der in diesem Jahr bei einer Auktion den Besitzer bereits wechselte: ein Talbot-Lago T150-C-SS Coupé (Baujahr 1937) - für umgerechnet schlappe 12.169.762,50 Euro.

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