„Your Car is More“ war vor fünf Jahren das Motto der Essener Motor Show, auch mit „Mein Auto“ wurde schon einmal geworben. Die konkurrierende Tuning-Schau in Dortmund nennt sich „My Car“ und macht jetzt zum ersten Mal Essen das Leben schwer.
Dank Manta-Kult und D&W wird dem gemeinen Ruhri als Auto-Pilotem ein besonderer Hang zum Tieferlegen unterstellt, und vielleicht ist da sogar ‘was dran. Um die Tuningfans entbrennt jetzt ein Kampf der Messestandorte anm Ruhrschnellweg. In Dortmund macht seit gestern erstmals die neue „My Car“-Schau dem Parkplatzhirsch Essen Motor Show Konkurrenz um die Gunst der „Schneller, tiefer, breiter“-Fraktion, und das nur zwei Wochen vor derem Neu-Beginn.
Die städtische Essener Messegesellschaft trifft der Nebenbuhler hart. Nach zwei desaströsen Ausstellungen hintereinander in den Hallen am Grugapark hat man sich gerade personell wie perspektivisch neu sortiert. Beides war auch ohne die Krise der Autobranche, die Essen unvorbereitet traf, überfällig. In fetten Jahren fuhr man lieber mit Journalisten fröhlich zu Rolly-Royce, anstatt die in ihren Ursprüngen immerhin nun 42 Jahre alte Motor Show weiterzuentwickeln und als Marke zu festigen.
Mit dem aus dem Ruhrgebiet stammenden Martin Uhlendorf (34) wurde im Juli ein erfahrener Macher von der Frankfurter Buchmesse an die Gruga geholt. Wenn auch mit hohen Abschlägen bei den Mieten erkauft, ist zumindest wieder die gesamte Fläche von rund 110 000 Quadratmetern belegt.
„Wir haben die Spirale gestoppt“, verkündete Messe-Geschäftsführer Egon Galinnis bei der offiziellen Pressekonferenz. Er meinte: die Abwärtsspirale. Mit der „größten Marketingkampgane seit 15 Jahren“ will Galinnis die psychologisch wichtige Marke von 300 000 Besuchern knacken. Und mit deutlich reduzierten Ticketpreisen bis hin zum Nulltarif für Frauen am Girls Day“. In guten Jahren pilgerten über 400 000 in der ersten Adventstagen nach Essen.
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80 Prozent der Aussteller in Dortmund bringt Messe-Geschäftsführer Klaus Wellmann (46) vom Bodensee mit. Ein anderer Termin als zwei Wochen vor der Motor Show sei einfach nicht zu finden gewesen, und auf den Standortvorteil in Europas Ballungsraum mit dem größten Einzugsgebiet wollte man einfach nicht verzichten. Dass mit Essen unzufriedene Tuner Friedrichshafen ermuntert haben, wird nicht dementiert.
Die „My Car“ - in Essen spricht man sie gerne mal wie die Würstchen-Marke „Meica“ aus - ist für ein Publikum gedacht, das in Essen auf dem Weg zur seriösen Autoausstellung eher als störend empfunden und nur noch widerwillig bedient wurde. Vorzugsweise junge Männer, die Macho-Autos und unzweideutig posierende Models einfach „geil“ finden. Kein Wunder also, wenn auf „My Car“-Plakaten neben einem Sportwagen eine frauliche Silhouette prangt.
Kfz-Mechatroniker Bastian Hund (29) aus Gummersbach stellt seinen für 80 000 Euro in 13-jähriger Arbeit im Endstadium individualisierten ‘82er VW Polo im Giraffen-Look in Dortmund aus. Ob er auch in Essen sein wird? Da hat er früher auch schon einmal ausgestellt, aber „da ist es nicht mehr so, wie es einmal war“.
80 000 Zuschauer wären für Wellmann ein toller Erfolg. Ob man wiederkommt, hängt davon ab, doch der selbe Termin ist für 2011 reserviert.
So könnte das Messe-Rennen im Ruhrgebiet in die nächste Runde gehen. Schließlich gab es vor 20 Jahren auch zwei Manta-Filme.