Essen.. Immer mehr Menschen fühlen sich extrem belastet. Bei manchen führt Stress zum Burnout. Experten erklären, wie man ins Hamsterrad geraten kann, wie man diese Stress-Fallen erkennt und eine totale Erschöpfung verhindert.

Die Techniker Krankenkasse wollte es 2009 wissen: Sind die Deutschen im Stress und wenn ja, wie oft? Im Auftrag der Kasse befragte das Meinungsforschungs-Institut Forsa rund 1000 Bundesbürger im Alter zwischen 14 und 65 Jahren. Das Ergebnis: Jeder dritte Interviewte sagte, er fühle sich häufig, beziehungsweise ständig gestresst.

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Nur für 17 Prozent der Befragten war Stress ein Fremdwort. Eine Umfrage, die sich mit den Ergebnissen vieler anderer deckt und auch mit dem Umstand, dass psychische Erkrankungen seit Jahren auf dem Vormarsch sind. Was Stress auslöst und wie man Stress-Fallen erkennt, erklären der Düsseldorfer Vorsorgemediziner Professor Dietrich Baumgart und Kristina Soldo, Psychologin beim TÜV Rheinland.

„Problematisch wird es, wenn Stress zum Dauerzustand wird“

Ärzte unterscheiden zwischen positivem (Eustress) und negativem Stress (Dysstress). Positiver Stress kann anregend wirken, uns schwierige Aufgaben meistern lassen, negativer belasten und krank machen. Mediziner Baumgart: „Problematisch wird es, wenn Stress zum Dauerzustand wird.“ Fühlt sich der Gestresste ständig erschöpft und wie ausgelaugt, kann es zu einem Burnout-Syndrom, einem chronischen Erschöpfungszustand, kommen.

Wann ich mich gestresst fühle, hängt von der Persönlichkeit ab

Stress versetzt den Körper in einen Ausnahmezustand. Baumgart: „Wenn das Zentralnervensystem Alarm sendet, schütten die Nebennieren massiv Adrenalin und andere Stresshormone aus. Das Herz schlägt schneller und kräftiger. Der Blutdruck steigt.“ Könne sich dies nicht in einer körperlichen Aktivität „entladen“, komme es zu einer Daueranspannung.

Wer sich wann gestresst fühlt, hängt stark von der eigenen Persönlichkeit ab. Während der eine mit einem vollen Terminkalender heiter bleibt, sind für den anderen zwei Verpflichtungen am Tag zu viel. Eine hohe Arbeitsbelastung, Existenzängste, Ärger in der Familie oder mit dem Partner, eine Erkrankung oder Mobbing, aber auch die ständige Erreichbarkeit per Handy oder E-Mail können Stress-Fallen sein.

Auch Perfektionisten und Menschen, die glauben, es allen recht machen zu müssen, können ins Hamsterrad geraten.

Negativer Stress kann zu vielen Krankheiten führen

Ist man häufig wie getrieben, kann das Immunsystem schwächeln. Die Gefahr für Infekte erhöht sich. Stress kann zu Muskelverspannungen, Kopf- und Rückenschmerzen führen, zu Magen- oder Darmproblemen, Bluthochdruck und Schlafstörungen verursachen, Haarausfall und Herzrasen – und die Lust auf Sex rauben.

„Auch Denkblockaden, Konzentrationsstörungen, Aggressivität oder Resignation weisen auf zu viel Stress hin“, sagt Vorsorgemediziner Baumgart. Körperlich besonders kritisch sei Stress in Kombination mit einem dauerhaft erhöhten Blutdruck- und Blutfettwerten. „Gefäße verengen sich. Das Risiko für Herzerkrankungen oder einen Schlaganfall steigt.“

Burnout kann Depression, Sucht oder Angsterkrankung nach sich ziehen

Der Ausdruck Burnout stammt aus dem Englischen und bedeutet Ausgebranntsein. Beim Burnout-Syndrom handelt es sich um eine körperliche und emotionale Erschöpfung. Nach Angaben des Gesundheitsreports der Betriebskrankenkassen 2010 hat sich die Zahl der Burnout-Fälle von 2004 bis 2009 verzehnfacht. Ein Burnout entwickelt sich oft schleichend über lange Zeit.

„Wer ständig unter Schlafstörungen, Antriebslosigkeit, Unruhe, oder gar Tinnitus oder Herzrasen leidet, sollte dringend seinen Hausarzt aufsuchen“, rät die Psychologin Kristina Soldo. Dieser sollte „sofern keine körperlichen Ursachen vorliegen, an einen Psychiater oder Neurologen überweisen, bevor der dauerhafte Stress schwere psychische und psychosomatische Beschwerden auslöst“.

Drei Fragen sind bei der Burnout-Vorbeugung entscheidend

Ein Burnout kann auch eine Depression, eine Sucht- oder eine Angsterkrankung nach sich ziehen. Oft treffe es Menschen, die sich etwa im Beruf überdurchschnittlich stark engagieren oder privat überfordert würden. „Etwa, wenn man alleinerziehend ist oder Angehörige pflegt“, betont Soldo.

Um einem Burnout vorzubeugen, sollte man sich drei Fragen stellen, so die Psychologin. „Wer bin ich? Was will ich erreichen? Und wie schaffe ich das?“ Sehr wichtig sei ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen Arbeitsbelastung und Entspannung. Kristina Soldo: „Dazu gehört, Grenzen zu erkennen, mal Nein zu sagen, sich beim Sport, der Gartenarbeit oder beim Lesen zu entspannen und abzuschalten.“