Doha. Wer Doha besucht, denkt meist zunächst an Dubai, denn die 380 Kilometer entfernte Metropole war die erste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate, die sich dem Westen öffnete. Doch Doha ist anders, entwickelt sich gezielter und will ein Stück weit exklusiver bleiben.

Hitze flimmert über der Straße, der Horizont verschwimmt in diffusem Licht, ein Windstoß wischt eine Sandwolke über den Asphalt. Dann macht die Straße einen Knick und die Silhouette von Doha taucht auf. Links Wolkenkratzer, rechts flache Gebäude. Bunt und vielsprachig geht es in der Hauptstadt des Emirats Katar zu, besonders im alten Doha, rund um den weitläufigen Markt, dem Souq.

Wer Doha besucht, denkt meist zunächst an Dubai, denn die 380 Kilometer entfernte Metropole war die erste Stadt der Vereinigten Arabischen Emirate, die sich dem Westen öffnete. Doch Doha ist anders, entwickelt sich gezielter und will ein Stück weit exklusiver bleiben. Ein ungebremstes Wachstum moderner Glas- und Stahltürme aber wird es nicht geben, die dafür vorgesehenen Flächen im Westend sind nahezu aufgebraucht. Scheich Hamad ibn Dschasim ibn Dschabir Al Thani achtet darauf, dass Katar sich abhebt. 1,7 Millionen Einwohner hat der Zwergenstaat und fast genauso viele Gastarbeiter aus aller Welt sorgen dafür, dass Katar seine „Vision 2030“ von einem modernen Land umsetzen kann. Auf dem Weg dorthin wird das Emirat 2022 die Fußball-WM ausrichten und eine Bahn-Hochgeschwindigkeitsstrecke nach Bahrain einweihen.

Neu gebaut und auf alt getrimmt

Auf dem neu erbauten und auf alt getrimmten Markt jedoch geht es traditionell zu. In hölzernen Sackkarren transportieren Lohnarbeiter die Waren der Kundschaft, der Duft der Gewürze versprüht orientalisches Flair. Arsam Amir ist Gewürzhändler und kommt aus dem Iran. In seinem 20 Quadratmeter großen Laden ist jeder Zentimeter ausgenutzt. In großen Säcken stehen Pfeffersorten neben Zimt, Kardamon und Nelken. Seit fünf Jahren sei er in Doha, „weil man hier gute Geschäfte machen kann“. Am südlichen Ende des Souqs wartet Halam Tashi Phentso, Friseurmeister aus Nepal, auf Kundschaft. Gegen Abend, wenn viele Kataris sich auf dem Souq treffen, um bei einer Shisha über Geschäfte, Autos, Pferde oder Falken zu sprechen, haben Halam und sein Kollege gut zu tun.

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Im Westend, dem neuen Doha, haben Hotels, Ölfirmen, Teile der Verwaltung und Entwicklungsgesellschaften Hochhäuser gebaut, erzählt Datu, ein Taxifahrer von den Philippinen. Der Prachtbau des Four Seasons Hotels im Sandstein-Look mit Dachkuppeln fällt da fast aus dem Rahmen. 35 Nationen sind in der Nobelherberge mit eigenem Hafenanleger beschäftigt, Concierge Jasmin Maier ist eine von drei Deutschen. Seit zwei Jahren lebt sie in Doha. „Es ist eine offene und moderne Stadt. Trotzdem pflegen die Kataris auch ihre Traditionen“, erzählt die 22-Jährige Münchenerin.

Berühmt für reinrassige Araber

Eine lange Tradition in Katar hat der Pferdesport, das Emirat ist berühmt für seine reinrassige Araberzucht. Viele weltweit preisgekrönte Pferde gehen auf die Linien des staatlichen Gestüts Al Shaqab zurück, das mit einem Pferdestall nach europäischem Verständnis wenig zu tun hat. Fast so gut gesichert wie Fort Knox erhalten Besucher nur nach langer vorheriger Anmeldung Zutritt. Die Anlage ist so etwas wie ein Fünf-Sterne-Hotel für Pferde mit Wasseranwendungen und bis zu 20 Quadratmeter großen Boxen. Rund 600 Pferde leben hier, inklusive luxuriösem Stadion, in dem Auktionen stattfinden. Theoretisch kann hier jeder reiten, tatsächlich aber gibt es eine lange Warteliste. „Seit ich in Doha bin, bin ich noch nicht reingekommen“, erzählt Jasmin.

Es dauert keine halbe Stunde, bis das multikulturelle Doha wieder im Sand verschwindet. Verfahren kann man sich kaum, denn im weltweiten Größenvergleich bleibt das Emirat mit einer Fläche von rund 11.000 Quadratkilometern ein Winzling – nur halb so groß wie Mecklenburg-Vorpommern, dafür aber laut „Forbes“ das reichste Land der Welt.