Essen. Kurz vor der Geburt wollen sich viele werdende Mütter noch einmal richtig entspannen. Hier erfahren Sie, welche Wellnessanwendungen erlaubt sind.
Mein Bauch wird jede Woche größer und größer, die Beine werden mit der Zeit schwer – und trotzdem ist es eine der aufregendsten Zeiten in meinem Leben: die Schwangerschaft. In der Zeit der freudigen Erwartung nehme ich mir – wie viele andere werdende Mamis mittlerweile – eine Auszeit. Ein Kurztrip mit meiner schwangeren Kollegin Dörte an den Tegernsee, knapp eine Stunde von München entfernt.
Eingepackt in einen Bademantel liege ich auf einer erwärmten Massageliege im Seehotel Überfahrt und habe mich für die „New Face“-Behandlung entschieden. „Die energetische Massage transportiert das Wasser im Gesicht nach hinten, nachher wirkt es wie gestrafft“, erklärt Birgit Lambert.
Ein heikles Thema
Die Spa-Managerin leitet seit 2004 den 3000 Quadratmeter großen Wellnessbereich „Four Elements Spa“ in dem Fünf-Sterne-Haus, direkt am See gelegen. Die Nachfrage nach Behandlungen speziell für Schwangere sei in letzter Zeit stark gestiegen. „Werdende Mütter wollen sich gern noch einmal verwöhnen lassen, bevor für sie eine anstrengende Zeit ansteht“, sagt Lambert. Sie weiß aber, dass es für viele Hotels ein heikles Thema sei, da diese Angst haben, die Verantwortung zu übernehmen. „Ausgesuchte, gut geschulte Kräfte sind wichtig. Die wissen, was werdenden Mamis gut tut.“ Bei Birgit Lambert wird nach einer Anamnese – Kreislaufcheck, Medikamenteneinnahme, Probleme während der Schwangerschaft – individuell mit den Frauen geschaut, welche Anwendungen passend sind.
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Die „New Face“-Behandlung ist Energie anregend, „sie bringt viel Sauerstoff ins Gewebe“, sagt Lambert. So geht ihre Assistentin Constanze Wolf mit den Fingern einzelne Energiebahnen, so genannte Meridiane von inneren Organen wie der Galle, Nieren oder Blase, langsam auf meinem Kopf entlang, um Blockaden zu lösen. Auch mein Gesicht wird sanft massiert. Es entspannt mich. Zum Abschluss erhalte ich noch ein erfrischendes pflanzliches Serum. Nach der Kopfmassage darf ich noch die Quarzliege nebenan ausprobieren: Man liegt knapp eine halbe Stunde in 38 Grad erwärmten Goldquarzkristallen und fühlt sich schwerelos. „Es bewirkt eine optimale Druckentlastung der Venen, und die trockene Wärme sorgt für eine intensive Tiefenentspannung“, erläutert Masseurin Lambert, während sie die Liege etwas in die Senkrechte fährt. Das Blut fließt mir in den Kopf, mein Nacken wird lockerer.
Yogastunde am Tegernsee
Meine schwangere Freundin bekommt eine Fußmassage inklusive Pediküre, bei der Energiebahnen an den Füßen und Beinen beruhigt und angeregt werden. „Hier achten die Masseure darauf, eher nur zu streicheln anstatt punktuell zu stimulieren“, erläutert die Expertin die Vorgehensweise. Zudem verzichten sie auf ätherische Öle, da die auch Wehen fördernd sein können. Maracuja-Cremes hingegen erfrischen wohltuend. Im Seehotel dürfen Schwangere im vierten Monat – sowie ab dem achten Monat – nicht mehr massiert werden, aber in deutschen Wellnesshotels wird die Beschränkung unterschiedlich gehandhabt.
Wer ans entspannende Saunen gewöhnt ist, darf es in Maßen und aufgussfrei auch während dieser Zeit machen: Im umgebauten „Four Elements Spa“ bieten sich die Bio-, Bergkristall- und Salzsauna dafür an, da sie nur 40 bis 60 Grad heiß werden. Das Gefäßtraining bei dem Wechselspiel von Hitze und Kälte führt zu einer Ausschwemmung von Wasseransammlungen im Gewebe, die Neigung zu Ödemen wird geringer. Bei gesundheitlichen Problemen in der Schwangerschaft sollten Frauen vorab ihren Arzt fragen, ob Saunagänge ratsam sind.
Wer aktiv ist, den lädt die 55-Jährige zur morgendlichen Yogastunde auf den Holzsteg am Ufer des Tegernsees ein. „Entspannung pur, wenn die Sonne uns ins Gesicht scheint und die Gipfel des Mangfallgebirges Silber leuchten“, schwärmt sie. Nach einem Frühstück geht‘s auf in die Berge: Auch Schwangere können noch gemäßigt wandern. Ein Tipp: Immer wieder kleine Pausen einlegen und die Wasserflasche nicht vergessen. Abends zum Abschluss nach einer erneuten Massage für die geschundenen Füße gönnen wir uns noch das Fünf-Gänge-Menü „Viva Bavaria“ mit frischem Saibling vom See beim Drei-Sterne-Koch im Überfahrt.