Essen. Beim zweiten Blitz-Marathon blieb es weitestgehend ruhig. Nach ersten Erkenntnissen sind die Autofahrer deutlich langsamer unterwegs gewesen als bei der ersten Aktion. Aber es gab auch negative Ausreißer: In Willich wurde der Fahrer eines Sportwagens mit 143 km/h in der 70er-Zone geblitzt.
Nach dem Blitzmarathon ist vor dem Blitzmarathon: Im nordrhein-westfälischen Innenministerium beginnen bereits jetzt die Planungen für die nächste landesweite Kontrollaktion. Sie soll nach Angaben eines Sprechers im Herbst, voraussichtlich im November, starten.
Konkrete Ergebnisse der aktuellen 24-stündigen Tempo-Messung sollen zwar erst heute vorgelegt werden. Eine Umfrage habe jedoch bereits ergeben, dass NRW offenbar gestern vielfach auf Schleichfahrt war: Die Autofahrer seien deutlich verhaltener und langsamer unterwegs gewesen als beim ersten Blitzmarathon vor vier Monaten, hieß es. An den 3100 von der Polizei und den 500 von den Kommunen besetzten Radarstellen gab es auch kaum negative Ausreißer. Zwar wurde in Willich der Fahrer eines Sportwagens in einer 70er-Zone mit 143 km/h gemessen – derlei Raserei blieb aber die Ausnahme. „Sofern es überhaupt Verstöße gab“, so der Sprecher des Ministers, „waren sie meist eher im geringfügigen Bereich.“
Von den mehr als 15 000 Meldungen aus der Bevölkerung wurden bei dieser zweiten Auflage des Blitzmarathons rund 2600 mit Radargeräten besetzt. Die anderen benannten Gefahren-Stellen würden nun von der Polizei in den kommenden Monaten abgearbeitet, sagte der Sprecher.
Blitz-Marathon
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Innenminister Jäger in Essen auf Raserfang
Die endgültige Bilanz des Blitzmarathons gibt’s erst heute - fest steht aber jetzt schon: Bis auf wenige Ausnahmen waren die Autofahrer am Dienstag vorschriftsmäßig unterwegs. Davon konnte sich auch Innenminister Ralf Jäger ein Bild machen, der vor einer Grundschule in Essen auf Raserfang ging.
Zu den Ausnahmen gehört auch Hans Jürgen Terwelp. Er schüttelt ungläubig den Kopf. „Heute Morgen habe ich meinen Nachbarn noch gesagt: Liebe Leute, seid vorsichtig. Fahrt nicht zu schnell! Heute kontrolliert an jeder Ecke die Polizei. Und jetzt? Hab ich selbst nicht aufgepasst.“ Auf der Hansastraße in Duisburg war er mit 39 Stundenkilometern unterwegs, das sind neun zu viel. Das Verwarnungsgeld bleibt mit 15 Euro aber noch im moderaten Bereich. Insgesamt zeigten sich die ertappten Raser in Duisburg einsichtig.
In Oberhausen stellten die Beamten im Frühdienst an 16 verschiedenen Stellen die Radarfallen auf. Monika Friske von der Polizei ist mit der ersten Zwischenbilanz zufrieden: „Die Leute sind heute morgen sehr vorsichtig gefahren.“ Zwischen 6 und 12.30 Uhr wurden 660 Fahrzeuge gemessen. 37 waren davon zu schnell unterwegs. Die Messpaten waren ebenfalls vor Ort, um zu überprüfen, ob an ihren „Wutstellen“ auch geblitzt wurde.
Nur wenige Temposünder in Essen
In Essen war die Polizei mit 116 Kontrollstationen im gesamten Stadtgebiet präsent, doch hatten die Beamten nur sehr wenige Temposünder zu beklagen. Eine negative Ausnahme bildete etwa ein Fahrer, der mit 91 Stundenkilometern auf der Alfredstraße unterwegs war – 50 sind dort zulässig.
Nicht ganz so schlimm war es in Moers. Es gab im gesamten Stadtgebiet fünf Kontrollpunkte im Rahmen des Blitzermarathons. Nach den Einsätzen an der Filder Straße / Venloer Straße und an der Düsseldorfer Straße wurden bis kurz nach 12 Uhr elf Autofahrer geblitzt. Sie waren alle nur geringfügig zu schnell gefahren.
Harald Wanders teilte der Polizei im Kreis Kleve mit der Grünen Straße in Emmerich seinen Ort mit, der ihm verkehrstechnisch schon lange unter den Nägeln brennt. „Früher, als Kind, habe ich hier noch gefahrlos gespielt.“ Heute sei dies für seine Enkel ein Ding der Unmöglichkeit. Denn wo eigentlich Tempo 30 gilt, sausten die Fahrer mit 50 Sachen durch die Siedlung. Seine Nachbarin Annabell Hoppe steht ihm bei: „Vor allem zwischen 7.15 und 8.15 Uhr und wenn der Feierabendverkehr zwischen 16 und 18 Uhr hier durchrollt.“ Bei der Kontrolle in den Mittagsstunden war aber gähnende Leere angesagt. Nur zwei Autofahrer mussten wegen hoher Geschwindigkeit 25 Euro zahlen.
49 Messpaten in Düsseldorf
Auch in der Landeshauptstadt Düsseldorf gab es fast nur brave Verkehrsteilnehmer. Allein 74 der 4370 überprüften Autos sind zu schnell gefahren. An der Rheinmetropole schauten 49 Messpaten den 260 im Dienst befindlichen Beamten bei der großen Kontrolle über die Schulter. Hoffentlich wurde es ihnen nicht langweilig, denn es gab nicht einen Zwischenfall.
Anders in Alpen am Niederrhein. Dort bekam Polizist Bernd Störmer plötzlich Arbeit, als eine Mercedes-Fahrerin beim Telefonieren am Steuer erwischt wurde. Sofort fuhr sie rechts ran. Die bloße Präsenz der Beamten und das schlechte Gewissen waren wohl der Grund dafür. Als Störmer dann bei ihr war und sie auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machte, war vom schlechten Gewissen nicht mehr viel übrig. Die Einsicht fehlte, und nun muss sie 40 Euro zahlen und hat einen Punkt in Flensburg. Auch das kann das Ergebnis einer Geschwindigkeitskontrolle sein.
In Willich wurde der Fahrer eines Sportwagens mit 143 km/h in der 70er-Zone geblitzt. Der Raser hat mit 600 Euro Strafe und drei Monaten Führerscheinentzug zu rechnen.
In Mülheim waren sechs Teams der Polizei an 25 Orten im Einsatz und hatten dabei viele Tempo30-Zonen im Blick. Ab 40 km/h gab es zum mahnenden Gespräch noch ein Verwarnungsgeld obendrauf. Die Reaktionen etlicher Anwohner zeigten, dass die Einsatzstellen richtig gewählt waren. „Am besten wäre es, wenn jeden dritten Tag geblitzt würde“, sagte eine Passantin.
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