Rovaniemi. Der Weihnachtsmann wohnt im finnischen Lappland. Echt jetzt. Am Polarkreis. Genauer in Rovaniemi. Wir haben ihn besucht. In jenem Weihnachtsmanndorf, das seit 1985 Touristen aus aller Welt anlockt - und sogar ein eigenes Weihnachtsmann-Postamt besitzt.

Dimitri traut seinen Augen nicht: Vor ihm sitzt ein Weihnachtsmann wie aus dem Bilderbuch. Mit weißem Bart, roter Jacke und gigantischen Filzschuhen thront er majestätisch in einem großen Sessel in seiner Behausung am Polarkreis. Der sechsjährige Dimitri gewinnt schnell seine Fassung zurück und will, jetzt schon recht forsch, von dem freundlichen alten Mann wissen: "Sind die Geschenke alle fertig?" Es ist schließlich kurz vor dem 24., und dieser gemütliche Weihnachtsmann sieht für Dimitri nicht gerade aus, als wäre er eifrig mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. "

Fast fertig - nur einige wenige müssen noch vorbereitet werden, aber meine Elfen helfen mir", sagt der Mann mit dem langen weißen Bart, der Weihnachtsmann heißt, Père Noël, Santa Claus, Ded Moroz, Joulupukki oder Babbo Natale, und den Kinder in aller Welt lieben. Mit seinem üppigen Bauch, der lustigen roten Mütze auf dem Schopf, unter der die Augen hinter der Goldrandbrille hervorblitzen, sieht dieser Weihnachtsmann so ganz und gar weihnachtsmannmäßig aus, dass er die Kinder gleich in seinen Bann schlägt.

Besuch weckt Kindheitserinnerungen

Der fünfjährige Spanier Xavi zeigt dem Weihnachtsmann seinen bunten Wunschzettel und erläutert ihn auch gleich: "Das da ist ein Zug und das hier eine Werkbank." Fjodor und seine Schwestern Dascha und Alicia aus dem russischen Kursk wollen Ded Moroz, wie der Weihnachtsmann in ihrer Heimat heißt, mit einem Lied beeindrucken. Nur Philippe aus der Schweiz, vier Jahre alt, gibt sich lässig. Vom Weihnachtsmann hat er "schon ein Foto im Computer gesehen", meint er. Viel spannender findet er die Geschenkestapel überall.

Bei den Erwachsenen, die die weite Reise zum Weihnachtsmann nahe Rovaniemi in Lappland, ganz im Norden Finnlands, gemacht haben, weckt der Besuch Kindheitserinnerungen. Zum Beispiel bei Chihiro Asao und ihrem Mann Akihiko aus dem japanischen Yamanashi: "Oh, Santa Claus", ruft Akihiko und greift dem alten Herrn in den Bart. "Im Grunde meines Herzens glaube ich ja ein bisschen an den Weihnachtsmann", gibt der Japaner zu. "Hier kann man auch an ihn glauben", bestätigt der 46-jährige Franzose François.

"Ich habe doch eine Zeitmaschine"

Dem Weihnachtsmann ist es gleichgültig, ob ihn Erwachsene oder Kinder besuchen: "In meinem Alter - und schließlich bin ich schon mehr als 400 Jahre alt - sind alle Leute Kinder", sagt er. Ihn freut, welche Mühen und weiten Wege die Menschen auf sich nehmen, nur um ihn zu sehen - aus allen Winkeln der Erde. Er hat sich die Herkunftsorte notiert: Nordkorea zum Beispiel, Mosambik, auch pazifische Archipele sind dabei.

Weihnachtsdorf in Rovaniemi

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Tausende Touristen zieht es jedes Jahr ins finnische Weihnachtsdorf.
Tausende Touristen zieht es jedes Jahr ins finnische Weihnachtsdorf. © afp | AFP
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Dem Mythos nach verlässt der Weihnachtsmann Rovaniemi alljährlich am Abend des 24. Dezember, um seine Reise um die Welt anzutreten. Einer schwedischen Studie zufolge besucht er 2,5 Millionen Häuser und Wohnungen auf der ganzen Welt. Damit er im Zeitplan bleibt, müssen seine Rentiere mit 5800 Kilometern pro Sekunde durch die Lüfte sausen, zur Geschenkabgabe stoppen darf der Weihnachtsmann nur je 34 Mikrosekunden. Unmöglich? "Ich habe doch eine Zeitmaschine", sagt der Weihnachtsmann.

Hunderttausend Briefe jährlich

Und tatsächlich, die Besucher kommen in seiner Behausung an einem riesigen Perpendikel vorbei. Damit könne er die Geschwindigkeit der Erdumdrehung an Weihnachten verlangsamen, behauptet der Weihnachtsmann. Das dürfte auch nötig sein, schließlich wird er jedes Jahr mit hunderttausenden Briefen und Wunschzetteln aus aller Welt überschüttet - mit manchmal kuriosen Anschriften.

Ein französisches Kind schreibt an "den Weihnachtsmann und seine Wichtel, Planet der Träume", aus Serbien kommt ein Brief an "Djeda Mraz, 96930 Articki Krug, Finska", aus Großbritannien an "den Weihnachtmann, Weihnachtsmannhöhle, Nordpol, Lappland" oder aus den USA an "Santa Claus!!! Nordpol, Finnland". Ein italienisches Kind adressierte seinen Wunschzettel einfach an "Babbo Natale". (afp)