Lichtenfels/Bad Honnef.. Wenn Nudelsoße aufs Hemd kommt, ist's kein großes Problem: rein in die Waschmaschine, fertig. Bei Flecken auf Sesseln und Sofas sieht die Sache schon anders aus. Da kann man ziemlich viel falsch machen. Und das könnte zum dauerhaften optischen Ärgernis werden.

Alte Möbel mit einer gewissen Patina sind beliebt, weil sie eine Geschichte erzählen und dadurch eine besondere Ausstrahlung haben. Einzelne Flecken, Schlieren oder Risse auf Sofa oder Schrank mögen die Menschen dagegen nicht so gern. Sie sollen möglichst schnell und vollständig verschwinden. Dabei wird aber oft zu ungeeigneten Mittelchen und Instrumenten gegriffen.

"Dadurch wird der Schaden oft noch größer", weiß Lothar Knerr aus Erfahrung. Der IHK-Sachverständige aus dem bayerischen Lichtenfels hat schon viele "Unfälle" begutachtet, die durch unsachgemäße Behandlung von Möbeln entstanden. Er empfiehlt, grundsätzlich nicht mit zu scharfen Mitten an empfindliche Stoffe, Leder und Hölzer heranzugehen. Außerdem sollte bei Verunreinigungen immer sofort gehandelt werden, wenn die Flecken noch frisch sind. Denn je länger sie auf den Oberflächen der Möbel bleiben, desto schwieriger wird es, sie vollständig zu entfernen.

Aber Vorsicht: Nur sanft abtupfen, nicht rubbeln! Möbel sind komplexe Produkte mit einem empfindlichen Innenleben. Rückt man ihnen mit zu viel Gewalt, scharfen Chemikalien oder gar Hitze und Dampf zu leibe, rächen sie sich mit Flecken, Dellen, Falten, Abplatzungen, Verfärbungen und Verhärtungen.

"Vor dem Kauf sollten die Kunden überlegen, wie die Möbel später strapaziert werden", sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindustrie. "Ein großer schwarzer Hund auf einem weißen Sofa - das wird problematisch." Sind Kinder im Haus, empfiehlt es sich, robustere Bezugsstoffe auszuwählen. Am besten geeignet sind solche, die sich zu Hause selbst waschen lassen. Grundsätzlich gilt, dass Flecken und Gebrauchsspuren auf dunklen gemusterten Stoffen weniger auffallen als auf hellen Bezügen.

Reinigungs- und Pflegeanleitung beachten

Besonders Polstermöbel brauchen eine regelmäßige Pflege. "Beim Möbelkauf sollten Kunden darauf achten, dass der Händler ihnen eine Reinigungs- und Pflegeanleitung mitgibt", betont Knerr. Und die müssen sie auch wirklich durchlesen. "Es ist wie beim Beipackzettel für Medikamente. Da kann man auch von Nebenwirkungen überrascht werden, wenn man den nicht vorher studiert."

Vor allem natürliche hochwertige Möbel sind empfindlich. Sie sollten wirklich nur mit den Produkten behandelt werden, die die Hersteller empfehlen. Vor der Pflege kommt aber immer die Reinigung. Polstermöbel sollten in gewissen Abständen mit einer weichen Bürste bearbeitet werden, um Krümel und Flusen zu entfernen. Sie können auch mit der Polsterbürste vorsichtig abgesaugt werden. Fetthaltige und säurehaltige Verschmutzungen, zum Beispiel Speisereste oder Flecken von Obstsäften, können großflächig von Naht zu Naht mit einem feuchten sauberen Tuch oder einem ungebrauchten Schwamm gereinigt werden. Für eiweißhaltige Flecken muss eiskaltes destilliertes Wasser verwendet werden.

Bei älteren Flecken hilft Naturseife

Sind die Flecken älter, kann Seife helfen. Der Experte empfiehlt Naturseife, die fett- und alkalifrei sowie PH-neutral ist. Diese Seife wird verdünnt und dann auf das Polster gegeben. Wichtig ist auch hier, den gesamten Bereich von außen nach innen zu reinigen und danach mit klarem destillierten Wasser nachzuwischen. Dann muss der Stoff bei normaler Zimmertemperatur trocknen. "Manche versuchen, den Trocknungsprozess mit dem Fön zu beschleunigen", sagt Knerr. "Davor kann ich nur warnen. Das Material könnte dadurch hart oder beschädigt werden."

Nach dem Waschen oder Reinigen der Möbelbezüge können sie durch Imprägnieren wieder ein frisches Aussehen erlangen. "Die Produkte für den Heimbereich sind völlig unbedenklich, enthalten keine umwelt- und gesundheitsgefährdenden Stoffe", versichert Geismann . Durch das Imprägnieren bekommen die Möbel eine neue Schutzschicht, die sie gegen künftige Flecken wappnet.

Leder braucht spezielle Pflege

Sofas mit Bezügen aus gedeckten Ledern gelten als besonders pflegefreundlich. "Der Vorteil ist, dass sich auf glattem Leder kein Staub absetzt wie bei Stoffbezügen. Dadurch sind sie für Allergiker gut geeignet", sagt Geismann. Regelmäßige Pflege ist jedoch auch bei Ledermöbeln notwendig. Allerdings sieht die ganz anders aus als bei Polstermöbeln mit Stoff.

"Man muss zwischen den Sorten Glattleder und Rau- bzw. Nubukleder unterscheiden", erklärt Knerr. Glattleder kann abgesaugt und mit destilliertem Wasser, neutraler Seife und einem sauberen Tuch gereinigt werden. Die Seife muss dabei vollständig vom Leder entfernt werden, um Ränder zu vermeiden.

Im Frühjahr und Herbst sollten spezielle Balsame oder eine Pflegemilch aufgetragen werden. Damit bekommt das Möbelstück wieder ein frisches Aussehen. "Völlig anders funktioniert die Pflege von Rau- und Nubukleder", betont Knerr. Statt Creme und Milch kommen hier extra auf die Lederart abgestimmte Sprays zum Einsatz.

Neben den Verunreinigungen, die Menschen ihnen zufügen, sind Möbel besonders durch direkte Sonneneinstrahlung gefährdet. "Das Sonnenlicht bleicht den Stoff aus und es entstehen helle Flecken. Die lassen sich selbst mit dem besten Reinigungsmittel nicht rückgängig machen", warnt Knerr. Wer sein Sofa vors Fenster oder auf die Terrasse stellen will, sollte Bezugsmaterialien mit besonders hoher Lichtechtheit auswählen. (dapd)