Wiesbaden. Überheizte Räume und niesende Mitmenschen - im Herbst und Winter sind die Wartezimmer der Ärzte voll mit erkälteten Patienten. Diese benötigen allerdings selten Medikamente. Der Körper kann den Infekt meist selbst bekämpfen. Hausmittel wie Hühnerbrühe oder Salbei helfen dabei.
Erst kratzt es unangenehm im Hals, dann verstopft die Nase, der Kopf brummt, und der ganze Körper fühlt sich an wie Blei. Die erste Erkältung der Saison ist da. "Erkältungsinfekte dauern meist etwa sechs Tage", sagt Peter Walger vom Berufsverband Deutscher Internisten. Harmlos sind sie meist - aber alles andere als angenehm. Dennoch sollte man die Beschwerden nicht mit Medikamenten "wegbügeln", wie es Hans-Michael Mühlenfeld vom Deutschen Hausärzteverband ausdrückt.
Viele Menschen schwören auf Hausmittel. Heilen können sie eine Virusinfektion jedoch nicht. "Ich rate meinen Patienten dennoch zu solchen Mitteln, denn so unterstützt man den Körper und lindert Symptome", empfiehlt Mühlenfeld.
Einige Studien allerdings wollen nachgewiesen haben, dass Hühnerbrühe wirkt: Sie soll, so erklärt es die Stiftung Warentest auf ihrer Internetseite, im Organismus bestimmte weiße Blutkörperchen blockieren, die für Entzündungsprozesse verantwortlich seien und bei Erkältungen freigesetzt würden. Auch der in der Suppe enthaltene Eiweißstoff Cystein wirke entzündungshemmend und abschwellend auf die Schleimhäute.
"Salbei unterstützt die Schleimhautoberfläche"
Andreas Waltering vom Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) ist skeptisch. Die Methoden der Studien seien zweifelhaft. Gute vergleichbare Studien gebe es nicht. Dennoch rät Waltering nicht von Hühnersuppe ab: "Sie enthält Mineralien, und man ersetzt mit ihr die Flüssigkeit, die man durch Schwitzen, etwa durch erhöhte Temperatur, verliert."
Eines ist vielen Hausmitteln gemein: Sie ersetzen die ausgeschwitzte Flüssigkeit. Sie befeuchten außerdem die Schleimhäute, so dass sie sich gegen Eindringlinge schützen kann, und kurbeln mit ihrer Wärme die Durchblutung an. Das gilt auch für Tees. Vor allem Lindenblütentee soll das Schwitzen kräftig ankurbeln. Die Wärme erleichtert dem Körper, die Temperatur zu erhöhen, was den Kampf gegen die Viren unterstützt.
Ob Erkältungsbad, Tee oder Inhalation - viele Menschen fügen ätherische Öle oder Kräuterauszüge hinzu, um Husten zu lindern oder die verstopfte Nase freizubekommen. "Salbei unterstützt die Schleimhautoberfläche, ihr natürliches Milieu wiederherzustellen und so die Viren loszuwerden", erklärt Mühlenfeld.
Bei Verschlechterung Arzt aufsuchen
Der Hausarzt rät jedoch dazu, nicht irgendeinen Zusatz in das heiße Wasser zu kippen. Was passend ist, richtet sich nach den Symptomen. Thymian als Teeaufguss soll den Hustenreiz bessern. Kamille wirke austrocknend, was bei trockenem Husten kontraproduktiv wäre, erläutert Mühlenfeld. "In dem Fall sollte man Salbei oder Kochsalz hinzugeben", rät er. Bei schleimigem Husten seien Efeu-Extrakte eine gute Wahl. Sobald das Gebräu nach dem Inhalieren abgekühlt ist, kann es auch zum Gurgeln verwendet werden. So wird der Rachen mit Feuchtigkeit benetzt.
Die stärkere Durchblutung der Schleimhäute durch Wärme sowie die Feuchtigkeit sorgen auch dafür, dass aus Bronchien oder Nase vermehrt Sekret fließt. "Das Sekret schützt", erklärt Walger. "Zudem wird der Organismus mit dem vermehrten Sekret kranke, befallene Zellen los."
Ihre Grenze erreichen Hausmittel jedoch, wenn nach einigen Tagen hohes Fieber auftritt oder sich der Betroffene deutlich schlechter fühlt - statt, wie üblich, ab dem vierten Tag besser. Dann ist ein Gang zum Arzt angesagt, rät Walger. (dpa)