Bergen.. Entgegen früherer Vermutungen erhöht Stress nicht das Risiko, an Multipler Sklerose zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher aus Norwegen und den USA, nachdem sie Daten von mehr als 200.000 Krankenschwestern analysierten.

Stress scheint doch keinen Einfluss auf das Risiko für Multiple Sklerose zu haben. Eindeutige Hinweise darauf liefert eine umfangreiche Studie, für die Forscher aus Norwegen und den USA Daten von mehr als 200.000 Krankenschwestern analysierten. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass Stress mit hoher Wahrscheinlichkeit zu den typischen sogenannten Schüben der chronisch-entzündlichen Erkrankung des zentralen Nervensystems führen kann. Bei einem solchen Schub treten charakteristische Symptome erstmals oder erneut auf. Als Auslöser der Krankheit selbst kommt Stress ihrer aktuellen Untersuchung zufolge jedoch nicht infrage, berichten die Wissenschaftler im Fachblatt "Neurology" (Vol. 76, S. 1866).

"Wir wussten zwar, dass stressige Ereignisse im Leben nachweißlich das Risiko für MS-Schübe erhöhen, waren aber nicht sicher, ob solche Stressfaktoren auch tatsächlich zur Entwicklung der Krankheit selbst führen können", erläutert Trond Riise von der Universität Bergen. Riise und Kollegen hatten das Erkrankungsrisiko für Multiple Sklerose - kurz MS - bei zwei Gruppen von Krankenschwestern untersucht, die an einer großen Gesundheitsstudie teilnahmen. Unter anderem waren die 238.371 Frauen nach grundsätzlichem Stress zu Hause und in der Arbeit befragt worden. Auch traumatische Erfahrungen wie etwa sexuellen Missbrauch in der Kindheit hatten die Forscher dabei berücksichtigt.

Spezielle Stressfaktoren oder Stressmechanismen nicht untersucht

369 der Krankenschwestern waren an MS erkrankt. Die Wissenschaftler fanden keine Belege dafür, dass ein unterschiedliches Stress-Ausmaß daheim oder am Arbeitsplatz einen Einfluss auf das MS-Risiko hatte. Das Ergebnis blieb auch dann bestehen, wenn sie in ihre Analysen andere Risikofaktoren für die Erkrankung einbezogen, zum Beispiel Alter, Herkunft oder Tabakkonsum. Das höchste Risiko stellten sie bei denjenigen fest, die von minimalem Stress zu Hause und leichtem Stress bei der Arbeit berichtet hatten. Die Wissenschaftler können nicht völlig ausschließen, dass ihre Einschätzung ganz spezielle Stressfaktoren oder Stressmechanismen nicht einbezogen hat, die vielleicht doch einen Einfluss haben könnten. Außerdem habe die Studie ausschließlich weibliche Teilnehmer erfasst, schreiben sie. Als erheblichen Risikofaktor könnten ihre Ergebnisse Stress aber klar ausschließen, sagt Riise. (dapd)