Essen.. Die neue Spielekonsole 3DS von Nintendo tritt ein schweres Erbe an. Schließlich hat sich sein Vorgänger weltweit 150 Millionen Mal verkauft. Als Neuerung verspricht Nintendo, 3D ohne störende Brille zu ermöglichen. Doch funktioniert das wirklich?
Zu Beginn mal ein paar Zahlen. Damit man weiß, wovon wir sprechen. Also: Knapp 150 Millionen Exemplare wurden vom alten Nintendo DS bisher verkauft. Was ihn zur meistverkauften transportablen Spielkonsole der Welt macht. Mit Abstand. Da muss der 250 Euro teure Nachfolger schon etwas ganz besonderes haben, um mithalten zu können. Hat er auch. 3D ohne Brille. Ein erster Test.
Da liegt er auf dem Tisch und die Experten im Haus geben ein erstes Urteil ab. "Sieht nicht viel anders aus als der alte", findet mein elfjähriger Sohn. "Blödsinn", sagt seine große Schwester. "Guck doch mal genau hin. Ist doch alles ganz anders."
Alles nicht, manches schon. Einen Analogstick haben sie der Neuauflage spendiert und die Bedienungsknöpfe verschoben. Drei Kameras hat das Gerät jetzt und die Bildschirmauflösung ist besser. Das wichtigste aber ist ein Schieberegler auf der rechten Seite. Damit lässt sich der 3D-Effekt einstellen. "Mach endlich an", sagt mein Sohn.
Die "Gesundheits- und Sicherheitsinformationen", die zum Start aufleuchten, will er gleich wegklicken. Eltern sollten das nicht tun. Denn hier erfahren sie, dass die 3-D-Funktion bei Kindern bis einschließlich sechs Jahren "zu einer Beeinträchtigung des Sehvermögens" führen kann. Und dass regelmäßig Pausen einlegen soll, wer unter einer Fehlstellung der Augen leidet.
27 Spiele zum Verkaufsstart
27 neue Spiele gibt es zum Start des Nintendo 3DS. Die alten Programme laufen aber auch. Nicht in 3D, meist aber wirkt die Grafik etwas aufpoliert. Wir testen die Fähigkeiten der kleinen Konsole mit der 3D-Version von Nintendogs, in der man nach wie vor virtuelle Hunde großziehen muss. Ein paar Klicks und der erste kleine Vierbeiner erscheint auf dem Bildschirm. Ernüchterung macht sich bei den Kindern breit, die zusammen über dem Gerät hängen. "Ist gar kein 3D", mault mein Sohn. "Ich sehe alles doppelt", wundert sich meine Tochter.
Das ist der Augenblick, um mit angelesenem Halbwissen zu glänzen. Ich erzähle etwas vom Prinzip des autostereoskopischen 3-D und der sogenannten Parallaxe-Barriere. Um im Gehirn einen räumlichen Eindruck zu erzeugen, erkläre ich meinen Kindern, müssen leicht voneinander abweichende Bilder der gleichen Szene getrennt voneinander auf das linke und das rechte Auge treffen. Ein Streifenraster verdeckt je eine Hälfte der Bildpunkte für das linke und das rechte Auge. „Ich verstehe kein Wort“, sagt mein Sohn. "Du musst genau mittig auf den Bildschirm gucken", vereinfache ich die Sache. "Sonst ist nichts mit 3D."
Zweiter Versuch. "Jetzt klappt es", ruft mein Sohn und findet das "hammerste". Was ein Ausdruck höchster Anerkennung ist. "Sieht aus, als ob die Hunde gleich aus dem Bildschirm springen." Noch besser funktioniert die neue Technik bei den Spielen. In "Pilotwings Ressorts" fliegt man mit Paraglider, Flugzeug und Jetpack förmlich in den virtuellen Raum ein.
Akku hält 3,5 Stunden durch
Gute Voraussetzungen eigentlich, um den ganzen Nachmittag nichts mehr zu hören vom Nachwuchs. Doch schon nach einer halben Stunde schlurft meine Tochter aus dem Wohnzimmer. "3D macht müde", findet sie. Ihr Bruder hält erwartungsgemäß länger durch. Und so gibt nach knapp drei Stunden nicht der Mensch sondern die Maschine auf. "Akku leer", sagt mein Sohn. Aufladen dauert 3,5 Stunden. "Ganz schön lange."
Wieder voll wird der Rest des Gerätes unter die Lupe genommen. Drei Kameras hat der 3DS nun. Mit den beiden auf der Rückseite kann man 3D-Fotos schießen. "Ganz witzig", findet das die Tochter bemängelt aber die geringe 0,3-Megapixel-Auflösung. "Ist ja voll körnig."
Reicht aber für etwas, das Augmented-Reality genannt wird – zu gut Deutsch etwa erweiterte Realität. Dazu liefert Nintendo sechs spezielle Karten mit. Legt man sie auf die Tischplatte und richtet die beiden äußeren Kameraobjektive darauf erscheint im Sichtfeld etwa eine 3D-Kiste, aus der ein Monsterkopf guckt, den man abschießen kann. Mit anderen kann man Billard spielen oder Fische angeln. Weitere Angebote sollen folgen.
Ins Internet kann der neue DS natürlich auch. Etwas einfacher als beim Vorgänger ist es, ihn ins Netz zu bringen, einfach ist es nicht. Und wer Tablets oder Smart-Phones der jüngsten Generation kennt, wird die Bedienung des DS etwas unkomfortabel finden.
Fazit
3D ohne Brille funktioniert. Ob die dritte Dimension allerdings reicht, um den Erfolg des Vorgängers zu wiederholen, ist eine ganz andere Frage. Denn mittlerweile sind Tablets und moderne Smart-Phones den kleinen Konsolen technisch ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen. Nur 3D fehlt ihnen. Noch.