Essen. Streitereien sind in deutschen Nachbarschaften keine Seltenheit: Eine repräsentative Umfrage des Immobilienportals immowelt.de zeigt, dass sich fast jeder Zweite von seinen Nachbarn regelrecht schikaniert fühlt. Mehr als jeder Dritte hat dem Nachbarn auch schon einmal die Meinung gegeigt, manch einer droht gar mit Schlägen.
Das Verhältnis zum Nachbarn beschäftigt schon seit vielen Jahrhunderten kluge Köpfe. So ist vom griechischen Dichter Hesiod der Satz überliefert: „Denn ein schlechter Nachbar ist eine so große Plage, wie ein guter ein Segen ist.“ Und Schiller schrieb gar in „Wilhelm Tell“, selbst der Frömmste könne „nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt“. Diese historischen Zeilen sind aktuell wie nie, wie nun eine repräsentative Umfrage des Immobilienportals immowelt.de zeigt.
Die Ergebnisse sind ein eindrucksvoller Beleg, wie oft in Deutschland Nachbarn mehr als nur ein wenig im Clinch liegen. Fast jeder Zweite – 39 Prozent er Befragten – fühlte sich sogar schon einmal von einem Nachbarn regelrecht schikaniert. Wie das empfundene Mobbing konkret aussah, variiert jedoch stark. Die Palette reicht von Klassikern wie Ruhestörungen und Kontrollen über Beleidigungen, falsche Gerüchte und Denunziationen bis hin zu (eher seltener) Gewalt gegen Sachen oder Personen.
Ein Umzug ist der Ausnahmefall
Die meisten Betroffenen haben die Ruhe bewahrt und die Schikane und dessen Verursacher ignoriert (54 Prozent). Mehr als jeder Dritte hat dem bösen Nachbarn aber auch die Meinung gegeigt (34 Prozent). Fast jeder Vierte drohte mit Konsequenzen (21 Prozent) oder sogar Schlägen (zwei Prozent). Zwölf Prozent haben ihren Nachbarn angezeigt. Zu Rache (zwei Prozent) oder eigenem Schikanieren (fünf Prozent) als Lösungsstrategie griffen nur wenige. Sechs Prozent wussten gar nicht, was sie tun sollen. 14 Prozent schließlich wussten sich nicht anders zu helfen als mit einem Umzug.
Grundsätzlich schadet es angesichts der belastenden Zustände in vielen Nachbarschaften nicht, sich den Rat des Poeten Friedrich Rückert zu Herzen zu nehmen. „Erst nach dem Nachbar schaue. Sodann das Haus dir baue“, empfiehlt er. Das kann problemlos auch auf den Bezug einer Wohnung erweitert werden und ist zwar sicherlich kein Allheilmittel gegen Schikane durch Nachbarn. Aber manchem Ärger lässt sich so gegebenenfalls schon im Vorfeld aus dem Weg gehen. (tk)