Mit Knarre, Schwert und coolem Schlapphut auf PC-Monsterjagd: Der Sohnemann von Vampirjäger Van Helsing muss den Schaden beheben, den sein prominenter Vater angerichtet hat - und zwar nach Action-Rollenspiel-Art. Immer mit dabei: das sexy Familien-Gespenst Katharina.
Seit seinem ersten Auftritt in Bram Stokers Roman "Dracula" (1897) musste Vampirhäscher Van Helsing so einiges über sich ergehen lassen: Bücher, Comics und Filme haben dem Ansehen des Monsterjägers jedoch meist eher geschadet - jetzt bekommt er sogar sein eigenes PC-Rollenspiel. Oder genauer: Sein Sohn muss ran. In "The Incredible Adventures Of Van Helsing" bekommt es das abergläubische Ländchen Borgovia mit einer Monster-Plage aus dem Labor zu tun. Van Helsing eilt zur Hilfe.
Zusammen mit Familiengeist Katharina macht sich Van Helsing Junior auf die Reise, um ein bisschen Sand ins wissenschaftliche Getriebe zu streuen - natürlich nicht, ohne vorher einen kurzen Zwischenstopp in den Wäldern von Transsilvanien einzulegen, in denen sich Vampir und Werwolf noch immer gute Nacht sagen.
Action-Rollenspiel im "Diablo"-Stil
Entsprechend geht es von der ersten Minute an mächtig zur Sache: Der ungarische Entwickler Neocore ("King Arthur: The Roleplaying Wargame") inszeniert den Kampf gegen übernatürliche Monster und wissenschaftliche Mutationen als kerniges Action-Rollenspiel im "Diablo"-Stil, in dem so viele Bestien auf einmal über den Bildschirm wuseln, dass selbst gestählte Genre-Profis schnell den Überblick verlieren.
Dank seines geistreich-geisterhaften KI-Sidekicks Katharina hat der Monsterjäger mit dem breiten Schlapphut immer genau die Sorte Rückendeckung, die sein Spielstil gerade nahelegt. Doch auf die faule Haut darf er sich nicht legen: Das Wechselspiel aus Pistolenfeuer und Nahkampf-Säbelrasseln erfordert genauso feines Timing wie der Einsatz der unterschiedlichen Fertigkeiten, die der Jäger bei jeder neuen Erfahrungsstufe durch die Ausgabe von Punkten einkauft oder verbessert. Die legt er dann nach eigenem Gusto entweder auf die linke oder rechte Maustaste - und schon fällt das Monster-Gesocks noch schneller unter seinen erbarmungslosen Hieben. Möchte Van Helsing dabei die aktuelle Position halten, dann bezieht er wie bei "Diablo" mit Hilfe der Shift-Taste Stellung: Eine Taktik, die sich besonders dann empfiehlt, wenn so viele Bestien auf einmal anrücken, dass man gar nicht mehr weiß, welchem Gegner man sich zuerst widmen soll.
Nützliches Schreckgespenst
Wer außerdem ein Händchen für das Zusammenwirken unterschiedlicher Angriffsformen hat, der sammelt durch enthusiastisches Gemetzel Energie für ein wuchtiges Special, das die Wirkung der nachfolgenden Attacken vervielfacht. Oder er lässt seine Ausrüstung bei Händlern, Schmieden und Hobby-Hexern ordentlich aufpolieren.
Doch auch das hübsche Schreckgespenst Katharina, das sich abseits des Schlachtengetümmels als braves Bauernmädel tarnt, will mit eingeplant werden: So kann die Dame zwar ordentlich austeilen, doch hin und wieder will sie auch mal gerettet und flugs wieder zusammengeflickt werden. Im Zweifelsfall taugt das sexy Gepensterlein aber auch noch als Dienst- und Botenmagd: Ist der Rucksack des Vampirkillers überfüllt, schickt man Kathi los, um den Überschuss zu verticken oder Reserven einzukaufen -inzwischen lässt man selbst weiter die Schwerter kreisen und die Geschosse krachen.
Es mangelt an Übersicht
Dass "Van Helsing" trotz seiner facettenreichen Strategien, detailreicher Grafik und der witzigen Frotzeleien zwischen den beiden Helden nicht so recht zünden will, ist vor allem dem mangelnden Treffer-Feedback und dem unübersichtlichen Interface geschuldet: Obwohl die Fleischbrocken und Pixelblut-Fontänen in alle Richtungen schießen, sind die Treffer kaum spürbar - die Feinde kippen einfach irgendwann um.
Resultat: Man verliert den Überblick, klickt wild sämtliche Angriffs-Kombis durch, hat dabei immer ein Auge auf den unglücklich positionierten Energie-Anzeiger und hofft, dass man es irgendwie übersteht. Ähnlich unglücklich ist der Aufbau des Reise-Journals geraten: Welche Mission gerade aktiv ist und wohin sie die Helden auf der chaotischen Karte führt, erschließt sich nicht sofort. Hemmungsloser Metzelspaß sieht anders aus. Wer "Diablo 3" und "Torchlight 2" inzwischen hoffnungslos überspielt hat, der gibt "Van Helsing" eine Chance, der Rest klickt bei den genannten Genre-Vertretern weiter.