Essen. Das halbe Dutzend ist voll: Der neueste Teil der „Far Cry“-Spielereihe von Ubisoft bietet spannende Unterhaltung, wirkt aber etwas ideenarm.

Wenige Spieleentwickler verstehen es so gut wie das franko-kanadische Unternehmen Ubisoft, ein Konzept möglichst umfassend auszureizen. Sei es die „Assassin’s Creed“-Reihe oder die Spiele im Tom-Clancy-Universum: Man erkennt stets die Ubisoft-DNA wieder. Das ist beim jüngst erschienen sechsten Teil der Egoshooter-Serie „Far Cry“ nicht anders. Auch hier werden die meisten Merkmale der Vorgänger übernommen.

Wie bei den bisherigen Teilen – mit Ausnahme des direkten Vorgängers, der in den USA spielte – ist auch „Far Cry 6“ in einem fiktiven Staat angesiedelt. Die Karibik-Insel Yara erinnert aber bestimmt nicht zufällig stark an Kuba – viele Zigarren, Rum und US-Schlitten der 50er- und 60er-Jahre inklusive.

Ein exotischer Schauplatz

„Far Cry“ bezieht den Großteil seines Reizes aus den Widersachern, die man liebt zu hassen. Seeräuber Vaas Montenegro aus Teil drei gilt bis heute als einer der besten Videospiel-Antagonisten, auch der Despot Pagan Min (Far Cry 4) und Sekten-Anführer Joseph Seed (Far Cry 5) überzeugten als Gegner.

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In Teil sechs ist es der Diktator Antón Castillo, dem kein Mittel zu grausam ist, um aus dem Tabak auf Yara ein mutmaßliches Wundermittel gegen Krebs herzustellen. Er wird dargestellt von dem grandiosen Giancarlo Esposito, der als Gus Fring in „Breaking Bad“ und als Moff Gideon in der Star-Wars-Serie „The Mandalorian“ bekannt ist. Leider ist Castillo von einigen Zwischensequenzen abgesehen nicht präsent genug, mehr Szenen mit ihm hätten dem Spiel gut getan.

Mit jedem Teil der Serie wurden die Waffen ausgefallener. Auch diese Tradition bricht der neueste Titel nicht. Aufgrund des Ressourcen-Mangels auf Yara mussten die Revolutionäre erfinderisch werden, sodass Waffen aus allen möglichen und unmöglichen Materialien produziert werden. Höhepunkt dabei sind die Supremo-Rucksäcke, für deren Herstellung der Spieler abgereichertes Uran einsammeln muss. Diese Rucksäcke verleihen spezielle Fähigkeiten, etwa ein Raketen-Salvo oder die Möglichkeit, sämtliche elektrischen Geräte in der Umgebung kurzzuschließen.

Geschlechterwahl obliegt dem Spieler/der Spielerin

Eine Verbesserung gegenüber Teil fünf ist bei der Darstellung des Protagonisten zu verzeichnen. Während man im Vorgänger ein stimmloser Charakter war, ist in Teil sechs wieder mehr Bezug zur Hauptfigur möglich. Man spielt als Dani Rojas – nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Fußballer aus der Serie „Ted Lasso“ – und kann selbst entscheiden, ob Dani ein weiblicher oder männlicher Charakter sein soll.

“Libertad“, zu deutsch Freiheit: Danach sucht Dani Jones in „Far Cry 6“
“Libertad“, zu deutsch Freiheit: Danach sucht Dani Jones in „Far Cry 6“ © Ubisoft | Ubisoft

Nachdem der Fluchtversuch in die USA brutal von Antón Castillo gestoppt wurde, schwört Dani, dem Treiben des Diktators ein Ende zu bereiten. Doch dazu braucht sie/er Hilfe von anderen Guerillas. Das Vertrauen der Revolutionäre erarbeitet man sich, indem man Missionen für sie erledigt und die Infrastruktur auf Yara schwächt. Die eigentlichen Story-Missionen sind dabei auch meist unterhaltsam und abwechslungsreich, die Nebenmissionen werden jedoch schnell eintönig.

Optik und Musik gefallen

Gut gemacht ist – Ubisoft-typisch – die Präsentation. Der karibische Schauplatz wurde grafisch imposant umgesetzt, auch die latein-amerikanische Musik passt sehr gut zur Umgebung. Hingegen schwächelt das Spiel bei der Handlung. Der Spagat zwischen schonungsloser Darstellung der Grausamkeiten des Diktators Castillo und humoristisch-absurden Nebenmissionen und -figuren wirkt an zu vielen Stellen deplatziert.

Spielerisch gibt sich der Titel allerdings wenig Blöße, die Steuerung und die Präzision der Waffen sind auf serientypisch hohem Niveau. Ein nerviger Fehler ist indes die Tendenz, dass bereits besiegte Gegner wie aus dem Nichts wieder auftauchen. Das macht die Befreiung eines Camps manchmal zu einer zeitraubenden Angelegenheit, da man jeden Gegner gefühlt drei Mal ausschalten muss.

So bleibt festzuhalten, dass „Far Cry 6“ für Fans der Serie eine eindeutige Empfehlung ist. Wer jedoch mit den Vorgängern nichts anfangen konnte, wird wohl auch dem neuen Teil wenig abgewinnen können.

>>> INFO: „Far Cry 6“

„Far Cry 6“ wurde von Ubisoft entwickelt und ist erhältlich für Playstation 4 & 5, Xbox One, Series S/X, PC und Google Stadia. Je nach Version kostet das Spiel zwischen 50 und 120 Euro.

Die USK-Freigabe lautet: ab 18 Jahren.