München/Wiesbaden. Gute Nachrichten für Pendler und Osterurlauber: Die Spritpreise gehen langsam wieder zurück. Der ADAC erwartet eine weitere Normalisierung. Und wer zum Tanken über die Grenze fährt, zahlt ohnehin fast immer weniger, wie das Statistische Bundesamt jetzt vorrechnete.
Nach dem Benzinpreis ist jetzt auch der Dieselpreis in Deutschland wieder unter 2,00 Euro gesunken. Wie der ADAC am Montag mitteilte, verlangten die Tankstellen am Sonntag im Schnitt 1,995 Euro für einen Liter Diesel. Das war ein Cent weniger als am Freitag.
Super E10 kostete am Sonntag nahezu unverändert 1,961 Euro. ADAC-Kraftstoffmarkt-Experte Jürgen Albrecht erwartet eine weitere schrittweise Normalisierung nach den Extremwerten Mitte März, wenn sich die Lieferströme stabilisieren. Zudem sei der Ölpreis unter 100 Dollar (rund 92 Euro) je Barrel gefallen.
Weitere Preissenkungen erwartet
Die Kraftstoffpreise dürften langsam in Richtung der Werte von Anfang März sinken: "Das muss und wird weitergehen, auch wenn es mal kurze Gegenbewegungen gibt", sagte Albrecht. Der Ölpreis war nach dem russischen Überfall auf die Ukraine von 95 kurzfristig auf bis zu 139 US-Dollar je Fass gestiegen, in der vergangenen Woche stand er bei 106, nun bei 98 Dollar. Die Unsicherheit sei nicht mehr ganz so groß, sagte Albrecht. Der Anteil des aus Russland importierten Öls und Kraftstoffs sinke tendenziell, "man sucht nach anderen Lieferanten". Bald dürfte auch Diesel an den Zapfsäulen wieder günstiger sein als Benzin.
Von Anfang bis Mitte März hatte sich Super E10 von 1,83 Euro auf 2,20 Euro verteuert, der Dieselpreis war sogar von 1,76 Euro auf 2,32 Euro hochgeschnellt. Trotz extrem hoher Heizölpreise hatten im März viele private Haushalte ihre Tanks aus Angst vor Engpässen aufgefüllt - Diesel war plötzlich 12 Cent teurer als Super E 10. Inzwischen ist der Unterschied auf 3 Cent geschrumpft, und "der Annäherungsprozess geht weiter, das sehen wir fast jeden Tag", sagte Albrecht. Auf Diesel erhebt der Staat gegenwärtig 87 Cent Steuern und Abgaben je Liter, auf Super E10 jedoch 1,04 Euro. Daher dürfte der Dieselpreis an der Tankstelle demnächst wieder unter dem Benzinpreis liegen.
Tanken in Nachbarländern wesentlich günstiger
Wer im Osterurlaub ins Ausland fährt, kann in der Regel deutlich günstiger tanken: Wegen der hohen Steuern hat Deutschland mit die höchsten Spritpreise in Europa. EU-weit wird der hiesige Dieselpreis nur von Finnland und Schweden übertroffen, wie am Montag vom
Statistischen Bundesamt veröffentlichte Zahlen zeigen.
Demnach war der Liter Diesel am 4. April in Polen 45 Cent billiger als in Deutschland, in Luxemburg 30 Cent, in Österreich 22 Cent, in Frankreich 17 Cent, in Dänemark und Tschechien 13 Cent, in Belgien 4 Cent und in den Niederlanden 2 Cent. Den billigsten Diesel in der EU gibt es laut Bundesamt auf Malta mit 1,21 Euro pro Liter und in Ungarn mit 1,42 Euro.
Deutschland bei Superbenzin mit am teuersten
Auch bei Superbenzin E5 gehört Deutschland zu den teuersten Staaten mit 2,06 Euro am 4. April. Teurer waren hier nur Finnland, Dänemark und die Niederlande. Griechenland und die Schweiz lagen auf gleichem Niveau. Günstigstes Nachbarland ist auch bei E5 Polen mit 1,42 Euro pro Liter. Hier beträgt die Preisdifferenz 64 Cent. Dahinter folgen Österreich mit 1,72, Luxemburg mit 1,73, Tschechien mit 1,81 und Frankreich mit 1,83 Euro pro Liter.
Einige Länder wie Italien, Frankreich, Belgien und die Niederlande
hatten wegen extremen Anstiegs der Spritpreise in Folge des Kriegs
ihre Steuern gesenkt oder Rabatte gewährt. In Deutschland hatte
Finanzminister Lindner (FDP) einen Tankrabatt vorgeschlagen, die
Grünen ein Energiegeld, die oppositionelle Union niedrigere Steuern
auf Benzin und Diesel. Die Ampelkoalition hat inzwischen eine höhere
Pendlerpauschale für Fernpendler beschlossen und will die
Energiesteuer auf Kraftstoffe von Juni bis August auf das europäische
Mindestmaß senken. Das macht bei Benzin 30 Cent und bei Diesel 14
Cent pro Liter aus.
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