Essen. Anneliese lächelt ganz leicht. Dann sagt sie mit fester Stimme: „Ich kann sie zwar nicht sehen, aber ich spüre, dass sie uns Freude bringen.“
Anneliese lächelt ganz leicht. Dann sagt sie mit fester Stimme: „Ich kann sie zwar nicht sehen, aber ich spüre, dass sie uns Freude bringen.“ Die 97-jährige Dame ist fast blind. Am Rollator schiebt sie sich durch den Garten des Seniorenheims der Ludgeri-Stiftung in Essen-Werden und dreht ihren Kopf in Richtung der fünf Clowns, die mit ihren roten Nasen und bunten Kostümen inmitten der alten Herrschaften auffallen.
Ehrenamtliche setzen sich die Pappnase auf
Die, die an diesem Tag die Senioren zum Lachen bringen, sind keine gelernten Spaßmacher. Sie haben alle andere Berufe oder sind bereits in Rente, scheuen sich aber trotzdem nicht, sich zum Clown zu machen.
Ins Leben gerufen hat die Aktion die Ruhrcaritas Essen. Als gesellschaftlicher Träger in NRW profitiert der Wohlfahrtsverband dabei auch vom sogenannten Lotto-Prinzip. Rund 40 Prozent der Spieleinsätze bei Deutschlands größtem Lotterieveranstalter WestLotto gehen an das Land NRW, das daraus wiederum das Gemeinwohl unterstützt. An insgesamt sechs Tagen lernten die ersten fünf Freiwilligen die Grundlagen des halb-professionellen Spaßmachens.
Clowns rufen Emotionen hervor
Ihr Lehrer war und ist ein Meister – des Zauberns und der Verzauberung. Christian Bach heißt der Mann aus dem Sauerland, der seit 20 Jahren als professioneller Magier unterwegs ist, aber ebenso lange auch ehrenamtlich als Clown auftritt. „Alle Menschen kennen den Clown und bei allen erzeugt er – mit oft ganz einfachen Mitteln – eine Resonanz, eine Reaktion. Zu 98 Prozent sind das Lachen und positive Gefühle“, sagt Bach, der diese Auftritte besonders schätzt, weil sie „einfach schön sind“ und ihn selbst „mindestens genauso beflügeln“.
Wirkung medizinisch bewiesen
Die Idee der Caritas: Pflegebedürftige Menschen in Heimen und Stiften für ein paar Minuten aus ihrem Alltagstrott rausholen und ihnen Lachen und Lebensfreude (zurück-)bringen, sozusagen aus medizinisch-pädagogischen Gründen.
Das kennen inzwischen auch Ärzte, Pfleger und Psychologen an, die wissen: Menschen mit Demenz, Depressionen und anderen Gebrechen bleiben in Heimen oft in ihrer traurigen Abgeschiedenheit allein, sind trotz aller Mühen des Personals schwer bis gar nicht für positive Reaktionen zu erreichen. Sie leben in ihrer eigenen Welt – und aus der können sie die Menschen mit den roten Nasen tatsächlich herausholen. Nicht für immer natürlich, aber für eine Weile.
So wie jetzt in Essen-Werden – zur öffentlichen Premiere der fünf Clown-Caritäter, die vorher ganz schön Bammel hatten. Ehrenamtler Norbert Dohrmann aus Schwelm erinnert sich: „Wir wussten vorher ja nicht – werden wir an- oder ausgelacht?“
Strahlende Gesichter im Seniorenheim
Sie wurden angelacht, die fünf mutigen Clowns bei ihrem ersten Auftritt – und wie. Es war mehr ein Strahlen denn ein Lächeln. Zum Beispiel bei Inge, hoch in die 80. „Die ist so oft ablehnend, schwer depressiv – und jetzt schau Dir das an!“, staunt Sozialarbeiterin Sabrina. Die Leichtigkeit und das fröhliche Lachen der Clowns machen´s möglich. Eine andere Bewohnerin später beim Abschied der Spaßmacher: „Danke, dass ihr da wart. Ihr bringt uns ein bisschen Glück zurück, danke. Kommt wieder, bitte!“
Und das werden die Clowns der Caritas. Denn auch das ist bekannt: Je häufiger solche Besuche stattfinden, umso effektiver ist die Wirkung. Ein bisschen Spaß muss schließlich sein.
>> Gut für dich. Gut für NRW.
Als gesellschaftlicher Träger im Bereich Wohlfahrt profitiert die Caritas vom Lotto-Prinzip. Rund 40 Prozent der Spieleinsätze der Tipper bei WestLotto gehen an das Land Nordrhein-Westfalen, das daraus wiederum das Gemeinwohl fördert. Mehr als 656 Millionen Euro sind auf diesem Weg allein im vergangenen Jahr zusammengekommen.