Berlin. Die neue App „Pokémon Go“ hat schon jetzt eine große Fangemeinde. Aber: Das Spiel birgt Risiken. Wir klären die wichtigsten Fragen.
Mit dem Hype um das Smartphone-Spiel „Pokémon Go“ bekommt das Phänomen „Pokémon“ einen neuen Schub. Doch was hat es mit den virtuellen Monstern überhaupt auf sich? Warum ist die App so erfolgreich, dass gefühlt jeder auf Pokémon-Jagd gehen will? Und welche Risiken gehen vom Spiel aus? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Was sind „Pokémon“ und worum geht es bei dem Spiel?
„Pokémon“ ist eine Wortbildung aus „Pocket Monster“ – Taschenmonster. Zum ersten Mal tauchten sie 1996 in einem Gameboy-Spiel in Japan auf. Die „Pokémon“ sind darauf versessen, gegeneinander zu kämpfen. Der Spieler fängt sie als „Pokémon-Trainer“ mit Hilfe weiß-roter Bälle ein und bildet sie aus. Im „Pokémon-Universum“ gibt es mehr als 700 Figuren. Die beliebteste dürfte Pikachu sein – ein kleines gelbes Monster mit einem Schwanz in der Form eines Blitzes.
Warum ist das Spiel so erfolgreich?
Durch viele Gameboy-Editionen, Sammelkarten, Anime-Fernsehserien oder Kino-Filme wurde „Pokémon“ so beliebt, dass es sich tief in die Köpfe von Millionen mittlerweile erwachsen gewordenen Spieler einbrannte. Dass „Pokémon“ nun, ziemlich genau 20 Jahre später, wieder so beliebt ist, ist beim genaueren Hinsehen nicht ungewöhnlich: Denn mit der Entscheidung, „Pokémon“ aufs Smartphone zu bringen, lassen die Unternehmen Nintendo und Niantic die Kindheitshelden auch für jene auferstehen, die ihre Gameboy-Zeit längst hinter sich gelassen haben.
Wie funktioniert das Smartphone-Spiel?
Das Prinzip von „Pokémon“ auf dem Smartphone ist ähnlich wie damals auf dem Gameboy: Im Grunde geht es auch hier darum, „Pokémon“ zu fangen und dann gegeneinander antreten zu lassen. Das Besondere an „Pokémon Go“ ist die Standort-Erkennung (GPS) auf dem Smartphone: Die Figuren verstecken sich an verschiedenen Orten – und ein Spieler sieht sie nur, wenn er in der Nähe ist. Dann werden die Figuren auf dem Display des Telefons in die echte Umgebung eingeblendet („Augmented Reality“; dt.: „erweiterte Realität“).
Das Smartphone wird so zum virtuellen Auge des Spielers, der die Monster anstatt in einer Fantasiewelt plötzlich im eigenen Wohnzimmer fangen kann. Auf einer Karte werden die Orte angezeigt, an denen sich wilde „Pokémon“ oder wertvolle Items befinden und an denen man gegen andere Spieler zum Duell antreten kann. Geht man zu der per GPS ermittelten Position, sieht man das „Pokémon“ durch die Smartphone-Kamera auf dem Display und kann es mit den sogenannten Pokébällen einfangen – wenn es sich in der Zwischenzeit nicht schon an einer anderen Stelle versteckt hat. Die kleinen Monster reagieren auch auf die virtuelle Umgebung: So tauchen Wasser-„Pokémon“ besonders häufig in der Nähe von Flüssen oder Seen auf.
Wie können sich deutsche Smartphone-Nutzer das Spiel herunterladen?
Das Spiel kann seit dem 13. Juli 2016 aus Googles Play Store und dem App-Store von Apple heruntergeladen werden. Zuvor war der Download auf beiden Betriebssystemen nur über einen Umweg möglich.
Wie sicher sind meine Daten?
Wie jede App speichert auch „Pokémon Go“ Nutzerdaten. Durch die Ortungsfunktion sammelt die App die Standortdaten seiner Nutzer und leitet sie an die Server von Niantic weiter. Wie in den Nutzungsbedingungen der App zu lesen ist, ist das nicht die einzige Spur, die „Pokémon Go“-Spieler hinterlassen: So können die Entwickler auf die IP- und E-Mail-Adresse, den Nutzernamen und die letztmals vor dem Einloggen in der App besuchte Internetseite zugreifen. Da die von Niantic entwickelte App auch einen Zugang mit Google-Konto ermöglicht, warnen IT-Experten davor, das Spiel könnte Zugriff auf alle E-Mail-Adressen oder Kontakte haben, die man in seinem Google-Profil angelegt hat.
Dies wurde von Niantic jedoch umgehend dementiert: „Pokémon Go“ rufe lediglich die wichtigsten Informationen wie Benutzernamen und E-Mail-Adresse ab, heißt es in einer Mitteilung. Zwar habe die App durch einen Fehler den vollen Zugriff auf Google-Konten angefragt. Das sei von Google allerdings abgelehnt worden, weil nur hauseigene Dienste einen Zugriff auf alle Nutzerdaten von Google haben.
Wer steckt hinter dem Spiel?
Es wurde gemeinsam entwickelt von der Nintendo-Beteiligung Pokémon Company und der ehemaligen Google-Tochter Niantic Labs. Letztere hatte unter dem Dach des Internet-Konzerns das ebenfalls auf Ortungsdaten basierte Spiel „Ingress“ programmiert. In ihm kämpfen zwei Lager um virtuelle Portale, die an verschiedenen Orten platziert wurden.
Welche Gefahren birgt das Spiel?
Im US-Bundesstaat Missouri sollen Kriminelle Spieler mit Waffen in sogenannten „Poké-Stops“ aufgelauert und sie ausgeraubt haben, wie mehrere US-Medien berichten. In Australien, wo das Spiel bereits seit zwei Wochen verfügbar ist, sorgte „Pokémon Go“ für so viel Wirbel, dass sich sogar die Polizei einschalten musste: Weil etliche Spieler in eine Polizeistation strömten, wiesen die Beamten auf Facebook daraufhin, dass man die zuvor dort auf der virtuellen Karte angezeigten „Pokémon“ auch vor dem Gebäude einfangen könne.
Die Polizisten warnten die Spieler zudem davor, sich nicht zu sehr auf ihr Smartphone zu konzentrieren. Das könnte gefährlich werden, wenn man sich auf den Straßenverkehr konzentrieren müsse: „Es ist außerdem eine gute Idee, vor dem Überqueren einer Straße vom Handy weg nach oben und in beide Richtungen zu schauen. Passt auf euch auf und fangt sie alle!“ (mit dpa)