Essen/Augsburg.. Zwei Augsburger Unternehmer meldeten vor 50 Jahren das Patent für eine selbsttätige Kraftfahrzeug-Waschanlage an. Damit legten sie den Grundstein für eine Erfolgsgeschichte. Mit nur zwei Bürsten kreiste die Konstruktion um den stehenden Wagen herum. Zwei Jahre später entwickelten die Pioniere eine vollautomatische Waschstraße mit Münzautomat.

Autos werden dreckig – und sie mühsam zu putzen ist nicht jedermanns Sache. Vor 50 Jahren eilten die beiden Unternehmer Gebhard Weigele und Johann Sulzberger dem geplagten Autobesitzer zu Hilfe und meldeten in Augsburg die erste selbsttätige Kraftfahrzeug-Waschanlage als Patent an. Mit nur zwei Bürsten kreiste die Konstruktion um den stehenden Wagen herum. Zwei Jahre später entwickelten die Pioniere eine vollautomatische Waschstraße mit Münzautomat, in der der Kunde während der Wäsche sogar sitzen bleiben konnte.

„Wir hatten zusammen ein Architekturbüro und von den Baustellen immer schmutzige Autos“, erinnert sich der 81-jährige Weigele heute. „So entschlossen wir uns, eine Autowaschanlage zu bauen, die man in die Waschhalle einer Tankstelle einbauen konnte.“

Ein Hingucker: Die bundesweit erste Waschanlage für Nutzfahrzeuge wurde 1967 vorgestellt.
Ein Hingucker: Die bundesweit erste Waschanlage für Nutzfahrzeuge wurde 1967 vorgestellt. © Unbekannt | Unbekannt

Statt mit Waschbürsten experimentierten Weigele und Sulzberger zunächst mit einem Wasser-Sägemehl- und dann mit einem Wasser-Korkmehl-Gemisch, um einen möglichst reinigenden Effekt zu erzielen. „All dieses Material trat jedoch in Ritze und Schlitze des Fahrzeuges ein und war kaum wieder zu entfernen“, erinnert sich Weigele. Schließlich kamen sie auf die Idee, Waschbürsten und Waschmittel einzusetzen.

1400 Anlagen in Deutschland

 Heute gibt es rund 1400 Autowaschanlagen in Deutschland. Sieben bis zehn Mal pro Jahr werden Autos in Deutschland im Schnitt automatisch gewaschen, weiß Sigrid Pook, Geschäftsführerin des Bundesverbands Tankstellen und Gewerbliche Autowäsche (BTG). Sehnsüchtig denke die Branche „an die Zeiten vor zehn oder 15 Jahren zurück“, sagt sie im NRZ-Gespräch. Da hätten deutsche Autos noch 12 bis 15 Mal pro Jahr eine Waschanlage von innen gesehen. Die Fachfrau unterscheidet Portalwaschanlagen und Waschstraßen, in denen die Autos automatisch an den Bürsten vorbeigeführt werden. Beides habe seine Berechtigung, sagt Pook und sieht keinen Trend etwa hin zu immer größeren Anlagen.

Auf die setzt das Essener Familienunternehmen Mr. Wash, das seine erste Anlage bereits 1964 in Düsseldorf eröffnete. Mit bundesweit 32 Standorten - davon drei in Düsseldorf und zwei in Essen - machte Mr. Wash 2011 nach eigenen Angaben 61 Millionen Euro Umsatz (+7 Prozent). Bis zu 2800 Autos schleust einer der größten Standorte an der Bundesstraße 224 in Essen pro Tag durch die Waschfabrik. Bis zu 100 Mitarbeiter sind in Spitzenzeiten im Einsatz – weniger zwischen Heißwachs und Bürsten als bei Innenreinigung und Politur.

Jede Wäsche sei auch eine gewisse Belastung für den Lack

Apropos Bürsten: Solche mit Textil und Schaumstoff, wie sie in den Waschstraßen so gut wie üblich seien, würden zunehmend auch in Portalwaschanlagen eingesetzt, so BTG-Geschäftsführerin Pook. Solche Anlagen würden indes gerade fünf bis sieben Fahrzeuge pro Stunde reinigen können – immer noch mehr als an der nach eigenem Bekunden „ältesten Tankstelle Deutschlands“ in Essen, wo nach wie vor von Hand gereinigt wird. Pro Auto rechnet Inhaber Manni Milz eine Stunde Arbeit für einen Mann. „Und wenn es länger dauert, dann dauert es halt länger.“

Einen generellen Rat, wie oft ein Auto gewaschen werden soll, mag man beim ADAC nicht geben. Dies hänge neben dem Grad der Verschmutzung vor allem vom persönlichen Empfinden ab, so ADAC-Experte Arnulf Thiemel. Jede Wäsche sei auch eine gewisse Belastung für den Lack. Allerdings gebe es bei zu seltenen Waschanlagen-Besuchen das Problem, den Wagen „wirklich wieder richtig sauber zu bekommen“, gibt BTG-Chefin Pook zu bedenken. Zumindest bei aggressiven Verschmutzungen wie Vogelkot oder Baumharzen sollte man umgehend handeln, sagt Thiemel.

ADAC-Experte kritisiert Zusatzbehandlungen mit Wachs

Kritisch sieht er die Vielzahl der verschiedenen Programme, die Autofahrer heute an einer Autowaschanlage wählen können und den Preis mitunter empfindlich in die Höhe treiben. „Alles was in Richtung Wachs und Konservierung geht, kann nicht mit dem mithalten, was man mit einer manuellen Behandlung erreicht“, erläutert der ADAC-Fachmann. Auch andere Zusatzprogramme, wie etwa die Unterbodenwäsche, brächten oft nicht viel.

Für Weigele und Sulzberger wurde ihre Erfindung dennoch zur Erfolgsgeschichte und ihr Unternehmen Wesumat Waschanlagen einer der weltweit führenden Anbieter. Im Jahr 2000 verschmolz er mit dem Hersteller California Kleindienst zur Washtec AG. Das Unternehmen mit Sitz in Augsburg beschäftigt weltweit über 1600 Mitarbeiter und ist nach eigenen Angaben der weltweit führende Hersteller von Autowaschanlagen. Derzeit kämpft das Unternehmen allerdings mit Problemen in den USA und verzeichnete 2011 bei einem Umsatz von 293 Millionen Euro einen Verlust von 14,5 Millionen Euro. (mit dapd)