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Tacho-Tricksereien kosten enorme Summen: Allein in Deutschland verlieren Autobesitzer wegen Manipulationen am Kilometerzähler jährlich bis zu 1,3 Milliarden Euro. Eine Datenbank soll helfen. Der ADAC bleibt skeptisch.
Tricksereien an Tachometern von Autos verursachen enormen Schaden: Allein in Deutschland verlieren Autobesitzer wegen Manipulationen am Kilometerzähler pro Jahr 725 Millionen bis 1,3 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine belgische Studie, die diese Woche in Brüssel präsentiert wurde.
Denn Wagen mit „abgesenktem“ Kilometerstand werden zu teuer verkauft. Reparaturen fallen früher an als beim Kauf erwartet und auch der Wert des Autos verfällt schneller. Doch die Kosten möglicher Manipulationen treffen nicht nur die Endkunden. Auch Gebrauchtwagenhändler investieren Zeit und Geld in Tacho-Checks und in die Suche nach vertrauenswürdigen Geschäftspartnern. Zudem leide das Unternehmensimage, „wenn der Wagen mit 80.000 Kilometern schon schrottreif ist“, sagt Maximilian Maurer vom deutschen Autofahrerverband ADAC.
Der Aufwand für die Dreherei am Kilometerzähler ist laut Experten denkbar gering: Entsprechende Geräte gibt es über das Internet ab 200 Euro zu kaufen, Werkstätten oder Privatleute bieten „Korrekturen“ ab 50 Euro an. Der Vorgang selbst ist eine Sache von Minuten und in Deutschland nicht einmal verboten – lediglich die betrügerische Absicht steht unter Strafe. Wer also andere beim Verkauf über den wahren Kilometerstand täuscht, macht sich strafbar.
Betrug in Belgien deutlich verringert
Belgien versucht nun, Tricksern mit Hilfe eines Zertifizierungssystems das Handwerk zu legen. Eine gemeinnützige Agentur Car-Pass, von Regierung und Industrieverbänden betrieben, führt eine zentrale Datenbank, in der Fahrzeugnummern und Kilometerstände nachgehalten werden. Jeder hauptberufliche Automechaniker ist verpflichtet, beide Daten auf jeder Rechnung zu vermerken und bei Reparaturen ab einer bestimmten Kostenhöhe an Car-Pass zu melden. Professionelle Autohändler sind zudem verpflichtet, Privatkunden ein Car-Pass-Kilometerzertifikat mitzuliefern.
Auf gerade einmal 0,2 Prozent ist der Anteil der tachomanipulierten Wagen seit Einführung des Systems im Jahr 2005 gesunken – zuvor waren mehr als neun Prozent aller Autos betroffen. Da das kleine Belgien aber Teil des großen europäischen Automarktes ist und Wagen häufig über Grenzen hinweg exportiert werden, propagiert Car-Pass als Autor der Studie nun das belgische Modell.
Der ADAC allerdings steht dem skeptisch gegenüber. „Damit wird eine Datensicherheit suggeriert, die de facto gar nicht existiert“, sagt Mitarbeiter Manfred Groß. Er fürchtet zudem den bürokratischen Aufwand. Autokäufern empfiehlt er stattdessen, „sich den Wagen mit ein bisschen Feingefühl anzusehen“. Ist der Stoffbezug verdächtig verschlissen? Sehen die Pedale schon reichlich abgetreten aus? Wirkt das Reifenprofil genauso glänzend aus wie der Kilometerstand? Schließlich empfiehlt der Experte Sachverstand: Ein Gebrauchtwagen-Check koste 60 bis 100 Euro.