Essen. Fahrräder sind selbst mit teuren Schlössern leichte Beute für Diebe. Das fand die Stiftung Warentest heraus. Nur fünf von 37 getesteten Fahrradschlössern erhielten die Note „gut“. Für gute Räder lohnt sich deshalb eine Fahrradversicherung. Am besten zusammen in der Hausratpolice.

Selbst die Tester waren überrascht: Die meisten Fahrradschlösser ließen sich „ohne allzu großen Aufwand“ innerhalb von nur drei Minuten knacken. Das Fazit der Stiftung Warentest: Nur fünf von 37 getesteten Fahrradschlössern erhielten die Note „gut“. Fast die Hälfte der allesamt recht teuren Testkandidaten schnitt mit „mangelhaft“ ab. „Mit optimalem Werkzeug ist irgendwann jedes Schloss zu knacken“, berichtet die Stiftung.

Fahrradfahrer sollten sich deshalb gerade jetzt zu Beginn der Fahrradsaison Gedanken darüber machen, ob sie ihr Rad besser versichern sollten. Mehrere Hunderttausend Drahtesel werden Jahr für Jahr in Deutschland gestohlen. Im Frühjahr beginnt auch die Saison der Langfinger. Eine Fahrradversicherung ist sinnvoll, wenn man ein teures Rad hat, das regelmäßig auf der Straße oder in allgemein zugänglichen Gemeinschaftskellern abgestellt wird.

Parkt man sein Rad immer in der Wohnung oder im eigenen Keller, benötigt man hingegen keine Extra-Versicherung. Dann ist der Fahrraddiebstahl automatisch durch die Hausratpolice abgedeckt. Sonst gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: spezielle Fahrradversicherungen oder eine Zusatzpolice für die Hausrat.

Diebstahlschutz bei manchen Versicherungen inbegriffen

Versicherungsexperten wie Martin Oetzmann vom Bund der Versicherten (BdV) empfehlen Letztere. Von speziellen Fahrradversicherungen, wie sie in Fahrradläden angeboten werden, hält der BdV nichts. Sie sind teuer, verlangen mitunter eine Selbstbeteiligung und empfehlen sich nur, wenn man etwa ein teures Rennrad versichern will. Oder Wert auf einen eingeschlossenen Servicevertrag legt. Für Normal-Radler mit einem hochwertigen Straßenrad ist die Hausratpolice fast immer die bessere Wahl. Bei manchen Versicherungen ist der Diebstahlschutz sogar schon inbegriffen, beschränkt sich aber auf kleinere Haftungssummen in Höhe von rund einem Prozent der Versicherungssumme.

Beispiel: Ist der Hausrat mit 50.000 Euro versichert, steht die Versicherung bei einem Diebstahl mit bis zu 500 Euro gerade. Bei den meisten Hausrattarifen muss man den Fahrradtarif aber dazu buchen. Die Beitragshöhe richtet sich nach der Entschädigungshöhe für das Rad. Oft werden ein bis zwei Prozent der Haftungssummen versichert. Im Beispiel wäre also ein Fahrraddiebstahl bis maximal 1000 Euro versichert. Oft kann man bis zu fünf Prozent der Haftungssumme nach oben gehen, die HUK beispielsweise ermöglicht bis zu neun Prozent, die Gothaer sogar bis zu zehn.

Mehrere Räder mit einer Versicherung geschützt

Bei 50.000 Euro versichertem Hausrat könnte also auch ein teures Rennrad bis zu 5000 Euro mitversichert werden. Oder alle Räder der Familie: Denn der Schutz bezieht sich nicht nur auf ein einzelnes Rad, sondern auf mehrere Räder bis zur vereinbarten Versicherungssumme.

Bei einem Diebstahl ersetzen die Versicherungen den Neuwert des Fahrrades. Tipp: Die Fahrradrechnung mit Rahmennummer und die Belege für teure verbaute Zusatzteile sollte man natürlich aufbewahren. Zusätzlich empfiehlt es sich, das Rad zu fotografieren und eine spezielle Codierung eingravieren zu lassen. Etwa beim Fahrradclub ADFC. Das ist nicht teuer und hält Langfinger fern, weil der Rahmen nach einem Diebstahl leichter zu identifizieren ist.

Kritische Zeit manchmal außen vor

Welche Versicherungen sind gut? BdV-Fachmann Oetzmann rät, einen Blick auf den „Premium-Tarif“ der DEVK zu werfen. Hier sind Räder auch rund um die Uhr mitversichert. Manche Versicherungen schließen die kritische Zeit zwischen 22 Uhr abends und sechs Uhr morgens nämlich aus. In dieser Zeit ist das Rad nur dann versichert, wenn es in der Wohnung oder in einem speziellen Keller untergestellt ist. Oder wenn es benutzt wird, also zum Beispiel um 23 Uhr vor dem Kino gestohlen wird. Bei einem Diebstahl vor der Haustür springt die Versicherung bei solchen Policen nicht ein. Deshalb: Es empfiehlt sich, die Versicherungsbedingungen vor Vertragsabschluss genau zu prüfen.

Aus Sicht des BdV sind auch die Tarife „Plus“ der Gothaer, „Classic“ der HUK Coburg, „Prima“ der Swiss Life und „Optimal“ der WGV zu empfehlen. Sie alle bieten aus Sicht der Verbraucherschützer eine gute Kombination aus Hausratpolice und Fahrradschutz. Tipp: Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf einen 24-Stunden-Schutz achten. Und trotz allem auf ein gutes Schloss, auch wenn das nicht unbedingt von der Versicherung erwartet wird. Von Spiralkabeln sollten Radler jedenfalls unbedingt die Finger lassen: Die Polizei nennt sie nur noch „Geschenkbänder für Diebe“.